Anton ist erst zehn, doch gegenüber seinem großen Bruder Buller kommt er sich wie der Ältere vor Denn Buller ist nicht „normal“. Er leidet an Autismus. Was viele kleine Geschwister sich wünschen mögen, selber der oder die „Große“ zu sein, hat Anton in „Superbror“ gründlich satt. Er sehnt sich nach einem „richtigen“ großen Bruder, einen, der ihn gegen die Rowdys auf dem Schulhof verteidigt, die ihn schikanieren, der Karate kann und superstark ist. Starrt Buller jede Nacht in den Sternenhimmel, weil er sich wünscht, Antons Wunsch ginge in Erfüllung? Wie zur Antwort fällt ein geheimnisvoller Komet vom Himmel, der bei Buller eine unglaubliche Veränderung bewirkt. Plötzlich hat Anton nicht nur einen „normalen“, sondern einen echten Superbruder -“Superbror“. Doch Bullers übermenschliche Kräfte sind nicht leicht zu kontrollieren. Und auch „normale“ große Brüder nicht immer angenehm.
Der Jüngere muss auf den großen aufpassen, ihm über die Straße helfen und zur Schule bringen. Das ist für kleine Geschwister wirklich das Schlimmste, ein großer Bruder, der sich benimmt, wie ein kleiner Bruder und nichts kann, was große Brüder können sollten. Einen beschützen zum Beispiel. Die Mutter der Jungen hofft immer noch vergeblich auf ein Wunderheilmittel gegen die Behinderung ihres Sohnes. Im Esoterik-Laden kauft sie Bohnensaat und Heiltees, die auch Anton einnehmen muss. Wie sie Anton mit der Betreuung seines behinderten großen Bruders überfordert, bemerkt sie nicht. „Buller wird so sein wenn er 20, 30 und 40 ist!“, schimpft sie einmal mit Anton und spricht eine Wahrheit aus, welche sie im Alltag verdrängt. „Gilt das auch für mich?“, fragt Anton. Natürlich, verhaspelt sich seine Mutter, bevor sie sich korrigiert. Lars Birger nimmt sich in seinem originellen Kinderfilm auf fantasievolle Weise des komplizierten Verhältnisses von Geschwistern an. Anton leidet gerade unter dem Fehlen eines kindlichen Konkurrenzkampfes. Mit seinem behinderten Bruder kann er nicht konkurrieren, darf nicht auf ihn eifersüchtig sein oder mit ihm streiten. Ist er dennoch eifersüchtig auf die vermehrte Aufmerksamkeit, welche Buller bekommt, wütend auf ihn oder genervt, wie es für ein Kind nur natürlich ist, fühlt Anton sich schuldig. In dem er die Situation der Brüder auf fantastische Weise in ihr Gegenteil verkehrt, lässt Birger Anton seine Wünsche erst ausleben und dann hinterfragen.
Dabei verzichtet er auf eine belehrende Verdammung des „Superbror“. Wer leugnet, das fliegen können und riesig stark sein auch toll ist, wäre wohl kein guter Kinderfilmregisseur, wie Birger es ist. Einen Superbruder hatte Anton die ganze Zeit schon. Als echte Helden brauchen eben auch Superbrüder eine Tarnung. Manchmal die eines ganz normalen Bruders. Aus eigener Erfahrung sei auch dies verkündet. Ähnlich kann sich gerade hinter einem eher unscheinbaren Kinderfilm Superkino verbergen.
Titel: Superbror – Superbrother
Berlinale Generations
Land/Jahr: Dänemark 2009
Genre: Kinderfilm
Regie und Drehbuch: Lars Birger
Darsteller: Lucas Odin Clorius, Victor Kruse Palshoj, Nikolai Borch Kelstrup
Laufzeit: 89 Minuten
Bewertung: ***