In einer Szene sieht Ariane (Sophie Marceau) ihren Mann Hugo (Dany Boon) als Jäger, der seiner Familie das erlegte Wild in die Hütte schleppt. Wenn Männer Jäger wären und Frauen daheim die Kinder hüten würden, wäre die Welt noch in Ordnung. Heute wissen Mann und Frau nicht mehr, wo ihr Platz ist und finden sich „Auf der anderen Seite des Bettes“ wieder. In einem Bett beginnt auch die Handlung. Nein, für Sexszenen ist Pouzadou viel zu bieder. Bei ihr wird in Betten unschuldig geschlummert. Ariane träumt, den ganzen Tag zu verschlafen. Stattdessen schlägt die gestresste Hausfrau und Mutter zweier Kinder sich mit einer Nebentätigkeit und der Renovierung des Familienhauses herum. „Mama, du bist eine Null.“, erkennt ihr Sohn angesichts ihres permanenten Versagens. Weil sie Hugo das Berufsleben neidet, verlangt Ariane einen Rollentausch. Sie arbeitet, Hugo betreut die Kinder. „Lasst euch doch gleich scheiden!“, bemerkt ihr Sohn. Nein, die beiden zahlen 10.000 Euro an den Detektiv Maurice (Antoine Dulery), der beide berät und bei ihren neuen Aufgaben überwacht. Während Hugo sich als Vater bewährt, die Renovierung regelt und Arianes Nebentätigkeit zu neuem Erfolg führt, verträgt Arianes schwacher Frauenkörper nicht einmal ein Geschäftsessen. „Auf der anderen Seite des Bettes“ sehnt sie sich nach Kindern und Hausfrauendasein.
Sinnbildlich für den Humor Pouzadous ist eine Szene, in welcher Hugo verspätet zu einer Veranstaltung kommt. Dass er eine Einkaufstasche mit Lebensmitteln dabei hat, soll anscheinend komisch sein. Echte Kerle schmuggeln nach Ansichten der Regisseurin vermutlich ihre Einkäufe im Aktenkoffer nach Hause. Ein Mann, der sich typisch weiblicher Unpünktlichkeit schuldig macht, weil er noch in den Supermarkt musste – einfach zum Totlachen! Wer sich auf diesem Niveau amüsieren möchte, kann dies kostengünstiger tun als im Kino. Einfach bei Aldi vor dem Waschmittelregal herumlungern, bis ein Typ eine Flasche Lenor kauft („Wohl noch nicht weich gespült genug, du Softi?!“). Auch Männer, die ihre Kinder betreuen, inszeniert „Auf der anderen Seite des Bettes“ als Kuriosität. Der Begriff des alleinerziehenden Vaters ist der Regisseurin anscheinend fremd. Männer, die sich über dergleichen lustig machen wollen, ohne in den Supermarkt zu gehen – ist ja so unmännlich – können Familienväter vor der Grundschule anpöbeln. Das eingesparte Eintrittsgeld fürs Kino könnte allerdings durch ein blaues Auge aufgewogen werden. Selbst der sanftmütigste Vater hat eine Toleranzgrenze. „Auf der anderen Seite des Bettes“ dürfte diese nicht nur bei Vätern überschreiten.
Die Geschlechterverirrung wirkt in der Komödie sogar auf die Kinder schädlich. Als schwer verwirrt diagnostiziert eine Lehrerin den Sohn Arianes und Hugos, nachdem er sein Klassenzimmer mit ineinander übergehenden Männlich- und Weiblichkeitssymbolen beschmiert hat. „Das ist Amateurpsychologie auf unterstem Niveau.“, erkennt Arianes Mutter (Anne Duperey). Leider hört die Regisseurin nicht auf ihre eigenen Dialoge. „Auf der anderen Seite der gesellschaftlichen Realität“ wäre ein besserer Titel für diese plumpe Komödie gewesen. Wie weit die Handlung davon entfernt ist, zeigt sich auch darin, dass Probleme von den Protagonisten mit dicken Geldbündeln gelöst werden. Hugo fährt eine Limousine und demoliert mutwillig die frisch sanierte Wohnung. Finanzielle Nöte kennt die vierköpfige Filmfamilie offenbar nicht.
Wäre die Regisseurin nur im Bett geblieben, auf welcher Seite auch immer, statt sich beruflich zu betätigen. Zwei Millionen Franzosen und das internationale Publikum wären von der Lektion in Konservativismus verschont geblieben. Nicht die Hauptfiguren des Films liegen falsch, sondern die biedere Komödie mit ihrem reaktionären Rollenklischees.
Titel: Auf der anderen Seite des Bettes
Land/ Jahr: Frankreich 2009
Genre: Komödie
Kinostart: 10. Februar 2010
Regie und Drehbuch: Pascale Pouzadoux
Darsteller: Sophie Marceau, Dany Boon, Antoine Dulery, Anne Duperey, Juliette Arnaud
Laufzeit: 93 Minuten
Verleih: Movienet