Immer häufiger schlagen kriminelle Banden zu und bringen vor allem Senioren um ihre Ersparnisse. Die Postbank startet nun eine Aufklärungskampagne in ihren Filialen.
Beim Enkeltrick nutzen Betrüger die Hilf und Arglosigkeit älterer Menschen aus Statistisch gesehen erbeuten Betrüger mit dem Enkeltrick pro Opfer etwa 11.500 Euro – so viel wie bei einem durchschnittlichen Bankraub. Ihr Vorgehen: Sie durchforsten Telefonbücher gezielt nach altmodisch klingenden Vornamen und rufen die vermeintlichen Senioren an. „Bevorzugt suchen die Täter ihre Ziele in Großstädten. Hier sind die Familienbeziehungen oftmals lockerer als in kleinen Gemeinden, und viele ältere Menschen leben allein", erläutert Anja Maultzsch, Expertin der Postbank. Im Gespräch geben sich die Betrüger vertraut und duzen ihr Gegenüber – sie wollen als Verwandter erkannt werden. Hat das Opfer angebissen, täuschen sie vor, sich in einer finanziellen Notsituation zu befinden, und bitten um schnelle Hilfe. Ohne Umschweife fragen sie nach Geld auf dem Sparbuch, auf dem Girokonto und unter dem Kopfkissen. Sollte der Angerufene die Unterstützung verweigern, werde das katastrophale Folgen für den „Enkel“ haben – oder aber der falsche Verwandte droht, den Kontakt abzubrechen. Willigt das Opfer ein, geben die Betrüger vor, persönlich verhindert zu sein, und schicken einen Boten, der das Geld für sie abholt.
„Bei einem geglückten Enkeltrick ist oftmals das gesamte über Jahrzehnte angesparte Vermögen – Rücklagen für das Altersheim oder die Kinder – auf einen Schlag weg“, sagt Anja Maultzsch. Und die Fallzahlen steigen: Frank Scheulen vom Landeskriminalamt in Düsseldorf schätzt, dass Enkeltrick-Betrügereien von 2009 bis 2010 allein in Nordrhein-Westfalen um rund 60 Prozent gestiegen sind. Hinter dem Enkeltrick stecken nicht etwa Einzeltäter, sondern organisierte Banden. In Zusammenarbeit mit der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes startet die Postbank eine Informationskampagne in ihren Finanzcentern. Anja Maultzsch: „Angesichts steigender Zahlen beim Enkeltrick in Deutschland ist es wichtig, ältere Menschen aufzuklären. Sie sollten hellhörig werden, wenn ein vermeintlicher Verwandter am Telefon um größere Summen Geldes bittet.“ Darüber hinaus müssen auch die Angehörigen für das Thema sensibilisiert werden. “Oftmals begegnen diese den Opfern mit Vorwürfen und Unverständnis, was die Situation für diese noch verschlimmert. Aus diesem Grund wollen wir mit der Kampagne alle Altersklassen erreichen“, so die Postbank Expertin Anja Maultzsch.
Die Polizei rät mit einigen Tipps: „Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Geben Sie keine Details zu Ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis. Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen. Halten Sie nach einem Anruf, der finanzielle Unterstützung fordert, mit vertrauten Personen und Familienangehörigen Rücksprache. Informieren Sie unter der Notrufnummer 110 sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt“.