In diesem politischen Zusammenhang erhält ein einzelnes Automobil partiell wahlentscheidende Bedeutung. Es ist das Elektroauto Chevrolet Volt und sein baugleiches Schwestermodell Ampera von Opel.
General Motors (GM), die Konzernmutter von Chevrolet und Opel, betreibt in Hamtramck (Michigan) eine moderne Fabrik, in welcher der Volt gefertigt wird – wenn die Produktion denn läuft, denn die Herstellung des Volt wird ab September für vier Wochen eingestellt. Das ist auch der Grund, weshalb hier erst einmal keine Besucher mehr empfangen werden. Dies und die Absicht, niemandem eine Wahlkampfplattform bieten zu wollen, haben dazu geführt, daß Barack Obama bis zum Wahltag als öffentlicher Gast der Fertigungsstätte nicht erwünscht ist und vom GM-Management kurzerhand ausgeladen wurde. Für Mitt Romney gilt dies mindestens ebenso, da der Republikaner GM schon in die Pleite schicken wollte.
Chevrolet Volt und Opel Ampera sind eigentlich Prestigeprojekte in Sachen Elektromobilität. In ihnen kommt ein Elektromotor zum Einsatz, der durch einen Ottomotor als Reichweitenverlängerer unterstützt wird. So will der GM-Konzern eine gewisse internationale Leitfunktion auf dem Gebiet der Elektromobilität erreichen. Die Fachwelt gibt sowohl dem technologischen Prinzip als auch dem Volt/Ampera gute Noten.
Dennoch hat das Modell erhebliche Anlaufschwierigkeiten. In diesem Jahr konnten bislang lediglich 12.000 Volts weltweit verkauft werden. GM hatte aber ursprünglich einen Absatz von 60.000 Einheiten geplant. Der Grund ist recht banal. Der E-Kompaktkläßler kostet in den USA umgerechnet 32.000 Euro (in Deutschland beginnen die Preise für den Volt bei 42.950 Euro, für den Opel Ampera bei 45.900 Euro). Bei diesem hohen Kaufpreis rentiert sich die Anschaffung erst nach hoher Kilometerleistung – im Gegensatz zu günstigeren Modellen mit sparsamen Verbrennungsmotoren.
Für Barack Obama könnte dies zu einem Problem in der Endphase seines Wahlkampfes werden. Der Präsident gilt als Retter von GM und Förderer des Elektroantriebes, auch um von der Ölab-hängigkeit loszukommen.
Die Schwäche des Volt wird nun von den Republikanern auszunutzen versucht, die ohnehin jegliche Staatshilfe für einen fundamentalen Fehler halten. Dabei wird allerdings unterschlagen, daß die US-amerikanische Autoindustrie ohne die staatlichen Interventionen in Folge der Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 stark unter die Räder gekommen wäre.
Aber auch aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes muß dringend an neuen Antriebskonzepten gearbeitet werden. Anfangsschwierigkeiten sind dabei kaum vermeidbar.
Autos können Politik machen. Umgekehrt trifft dieses Verhältnis auch zu.
kb