Schempp hatte im Vorjahr zeitgleich mit dem Italiener Lukas Hofer an gleicher Stelle zum ersten Mal ganz oben gestanden. Nun gelang dem Angehörigen der Bundespolizei der vierte Weltcup-Sieg seiner Karriere.
Hatte er sich zu Jahresbeginn in Oberhof nach eigenen Worten noch aus dem Podium „rausgeschossen“, so schaffte die neue Nummer eins des deutschen Aufgebots danach in Ruhpolding mit den Rängen zwei (Sprint) und eins (Massenstart) eine sprunghafte Steigerung.
„Ich habe im Training über Weihnachten und Neujahr konditionell zulegen können und bin nach dem Abschneiden in Ruhpolding mit breiter Brust hierhergekommen“, erklärte der junge Mann. Bestärkt in seinem Selbstbewusstsein fühlte er sich durch die „positiven Erinnerungen an das Vorjahr“.
Der wellige Kurs liegt ihm, bei Außentemperaturen um vier Grad war der Schnee nicht so fest wie bei Frost, was dem Leichtgewicht sicherlich auch entgegen gekommen sein dürfte.
Mit Startnummer 29 lag er wohl zudem taktisch im optimalen Bereich. Ein Teil der Topfavoriten wie Martin Fourcade aus Frankreich – als Startnummer 10 nur 25. – die Norweger Emil Hegle Svendsen (3/28.) und Johannes Thingnes Boe (5/31.) – hatte sich für eine frühere Startnummer entschieden und damit taktisch eine Niete gezogen.
Fourcade und Boe hatten zuvor je zwei Sprints gewonnen. Der Russe Anton Shipulin (mit der 27 dann auf Rang 7) hatte den Sprint in Pokljuka (Slowenien) als Erster beendet.
Schempp hatte vor seinem Start noch die Info bekommen, dass die ersten Skijäger bei besten Sichtverhältnissen den leichten Wind am Schießstand nicht genügend beachtet hatten und Strafrunden quittierten. So veränderte der Deutsche noch das Visier, ließ sich etwas Zeit im Liegendanschlag, hatte dann aber nach dem Stehendschießen schon die beste Zwischenzeit…
Den Vorsprung vor dem hier auch siegreichen Shipulin konnte er noch etwas erweitern. „Aber die letzte Runde war brutal hart. Da habe ich noch mal alles reingelegt“, so Schempp. Alles in allem sei es „ein fast perfektes Rennen“ für ihn gewesen.
Das war auch angebracht, denn Shipulin wurde noch von den später gestarteten Garanitschew und Fak sowie von Weger (Schweiz/ als Nummer 49 4.), Green (Kanada/53 /5.), L’Abee-Lund (Norwegen/85/6.) überholt.
Bundestrainer Mark Kirchner durfte neben Schempp mit Arnd Peiffer (11./ 1 Fehler) und Erik Lesser (19./ 2) zufrieden gewesen sein. Benedikt Doll (26./2), Daniel Böhm (30./1) und Andreas Birnbacher (37./2) hatten wie andere mit der Höhenlage von rund 1600 m ein paar Probleme.
Interessant, dass Schempp, seit 2009 im Weltcup-Zirkus dabei und im Vorjahr als Gesamt-Zehnter mit seinem bisher besten Saisonranking, die Position im Gesamt-Weltcup höher einschätzt als WM-Plätze: „Wer über den Winter zu den Besten gehört, gehört wirklich zu den Stärksten. Bei der WM spielen Tagesform und günstige Umstände eine große Rolle.“
In der Sprintwertung hat er nun bereits an der Spitze den Überflieger Martin Fourcade, zweimal in Folge Erster im Gesamt-Weltcup, überholt. Und rangiert hinter Fourcade und Shipulin in der Totalrechnung schon auf Position drei vor Svendsen.
Was die WM im März in Kontiolahti angeht – da wäre er weiter auf dem Weg zum „Schemppion“, wenn er sein Erfolgskonto um die erste WM-Einzelmedaille aufbessern könnte.