Dabei hatten die Fans der Berliner noch auf der Hinfahrt im Bus von einem Sieg gesungen. Im ausverkauften Stadion am Millerntor dominierten indes die fast 19 000 Hamburger Fans – genauso wie ihr Team. Nach kurzem Abtasten beider Mannschaften schlug schon in der 9. Minute Marius Ebbers eiskalt zu. Nach einer Abpraller stand er goldrichtig für den Abstauber. Die begeisterten Zuschauer trieben die Angriffsmaschine der Paulianer weiter nach vorn. Mit Erfolg, denn nur fünf Minuten später schoss der freistehende Jan-Philipp Kallas nach einem Eckstoß aus spitzem Winkel zum 2:0 ein.
Vor den überfallartigen Angriffsaktionen der Hamburger hatte Unions Trainer Uwe Neuhaus im Vorfeld gewarnt: »Pauli ist offensivstark und immer risikobereit.« Während sich die Berliner mühten, ins Spiel zu finden, sah sich nun Pauli in der komfortablen Lage, im eigenen Stadion kontern zu können. Erst in der 28. Minute musste der Hamburger Schlussmann Matthias Hein nach einem Schuss von Torsten Mattuschka erstmals eingreifen. Doch ohne seine verletzten Stürmer John Jairo Mosquera und Karim Benyamina kam Union nur selten gefährlich vor das gegnerische Tor.
Dafür war es kurz vor der Pause wieder Marius Ebbers, der nach einem schnellen Konter Unions Torhüter Jan Glinker prüfte, Mitspieler Max Kruse hatte wenig Mühe, den Abpraller im Tor der gäste unterzubringen. »Soviel Naivität im Zweikampf kann man sich nicht leisten. Das muss ganz schnell abgestellt werden«, kritisierte Neuhaus seine Abwehrspieler nach den zu einfachen Gegentreffern. »Spätestens bis Freitag«. Dann kommt Energie Cottbus in die Alte Försterei nach Köpenick.
Zur zweiten Hälfte stellte Unions Trainer in der Abwehr von Vierer- auf Dreierkette um. Für Christian Stuff kam der junge Christoph Menz, die Berliner versuchten es mit offensiverer Ausrichtung. Für St. Pauli brachte das mehr Raum für Konter. Zwei Großchancen der Gastgeber blieben allerdings ungenutzt. Auch der 1. FC Union kam nun hin und wieder gefährlich vor das Hamburger Tor und hatte durch Mattuschka und zweimal Kenan Sahin gute Gelegenheiten zum Anschluss, die aber knapp das Tor verfehlten. Zwar bestimmten die Berliner die Partie in der zweiten Hälfte, St. Pauli aber konnte das Ergebnis clever und sicher verwalten.
Für Union bedeutete das 0:3 die dritte Niederlage in Folge. »Es ist gut, dass wir im ersten Teil der Hinserie gute Punkte gesammelt haben«, sagte Trainer Uwe Neuhaus. »So wird uns auch diese Niederlage nicht in ein Loch stürzen.« Und es hätte auch schlimmer kommen können. Im Jahre 1948 verlor Union gegen St. Pauli vor 80 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion schon mal mit 0:7.
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