Berlin, Deutschland (Weltexpress). Bei der Finanzierung der Kultur den Hebel umzulegen, fordert die Deutsche Orchestervereinigung (DOV), die Gewerkschaft der Kulturorchester. Das Statistische Bundesamt hatte allein im ersten Halbjahr einen Überschuss von 18,5 Milliarden Euro bei Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen gemeldet.
»Die Rekordüberschüsse zeigen, dass Geld da ist«, sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Jetzt könnten die stark beschnittenen Kulturhaushalte endlich wieder vernünftig ausgestattet werden. Von 130 Konzert- und Opernorchestern bezahlen nämlich 40 ihre Musiker unter dem Flächentarif.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat seinen Kulturetat bis 2020 auf dem Stand von 1994 eingefroren. In Sachsen fehlen für die tarifliche Entlohnung der Künstler jährlich 12 Millionen Euro.
»Den Normalzustand herstellen« bedeutet auch: Keine Kompromisse bei den vom Thüringischen Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff geplanten Stellenstreichungen bei den Orchestern.
Die berechtigte Forderung der DOV hat allerdings eine gefährliche Logik. Wenn bei steigenden Einnahmen die Ausgaben für die Kultur erhöht werden, dürften sie bei sinkenden Einnahmen wieder gekürzt werden. Da müsste man Verständnis haben!
Karl Marx sah das so, dass die Arbeiter den Kapitalisten einen Teil des Mehrwerts entreißen müssen. Das wäre systemgerecht, auch über den Umweg einer höheren Besteuerung der Profite. So wird auch für die Musiker ein Schuh draus.