München, Deutschland (Weltexpress). Seit drei Tagen wissen wir in Bayern Bescheid. Bündnis 90/Die Grünen dürfen sich als Sieger bei den Landtagswahlen in Bayern fühlen. Mit einem Ergebnis von 17,5 Prozent erleben sie einen nie gekannten Höhenflug und die Hardcore-Mitglieder der CSU rätseln nach wie vor, wie das möglich war. Zum Glück haben die Freien Wähler, sozusagen die B-Elf oder auch zweite Mannschaft der CSU, mit 11,6 Prozent den Super-Gau verhindert.
Nach zwei Tagen heftigen Nachdenkens und Wundenleckens hinter den Kulissen, präsentiert man griffige Standard-Erklärungen. Mit Hingabe hat man daran gefeilt, die Sinndeutungen der katastrophalen Stimmenverluste wählerverträglich im Land zu verbreiten, ohne dabei den kraftstrotzenden Tenor zu vernachlässigen. „Wir haben den eindeutigen Wählerauftrag“, die tausendfach strapazierte Floskel jeweiliger Landesfürsten, die jedem klar machen soll, dass Bayern mit oder ohne Horst Seehofer, notfalls auch ohne Kanzlerin, nicht verloren ist.
Gleich nach den ersten Hochrechnungen kursierten in den Medien und bei den Moderatoren – nicht ohne Häme, versteht sich -, Begriffe wie Absturz, Desaster, Ende einer Ära, historische Zäsur, Katastrophe, politischer Erdrutsch und Zeitenwende. Ich habe offen gestanden Termini wie Armageddon, Hiob‘sche Heimsuchung oder kannensische Niederlage vermisst. Eine CSU unter 40 Prozent bei einer Landtagswahl, das galt in bayerischen Bierzelten und in den voralpenländischen, geranienumrankten Bauerngehöften als undenkbar, ach, was sag ich, es hatte den Stellenwert des „jüngsten Gerichtes.“
Schuld sind natürliche die vielen Preußen, die in Bayern eingewandert sind. Besonders nach München. Die Landeshauptstadt ist von Preußen und anderen unerwünschten „Reingeschmeckten“ geradezu unterwandert, zumeist gut situierte CSU-Feinde, die sich in den Wohlfühloasen sündhaft teurer Stadtteile und im südlichen Speckgürtel Münchens breit gemacht haben und alles was grün hinter den Ohren ist wählen. Eine tiefgreifende Analyse hat ergeben, dass diese immigrierte Wahlspezies aus Gegenden nördlich von Ulm und Würzburg stammen, meist der Gattung „Gutmenschen“ angehören, keine Ahnung von nix haben, also beispielsweise dass es Rentner in Armut und Hartz-IV-Empfänger gibt. Sie scheinen kleine Kinder mit großen Kulleraugen zu lieben, nachhaltig versteht sich, und ihre Delikatessen vorzugsweise bei Käfer und den Salat in unbedenklichen Bioläden einkaufen.
Eine alleinige Schuldzuweisung an die Migranten aus dem norddeutschen Tiefland wären natürlich übertrieben. Schuld hat natürlich auch die Flüchtlingskrise und damit selbstredend Angela Merkel von der Schwesterpartei CDU, was natürlich nicht offen oder gar laut ausgesprochen wird. Trotzdem, den von Markus Söder (CSU) als Ministerpräsident angeprangerte „Asyltourismus“, der in bierseligen Veranstaltungen in nahezu allen Gemeinderatssitzungen frenetisch beklatscht wurde, den haben linksradikale Moderatorinnen wie Anne Will, Sandra Maischberger und Maybritt Illner medienwirksam angeprangert. Das war Wahlkampf für die Bündnis- und Bürger- und ansonsten Olivgrünen.
Dass die SPD trotz der aktiven Wahlhilfen gerngesehener Polit-Talk-Shows auf die Größe einer Erdnuss zusammengeschrumpelt ist, nehmen die blau-weißen Mandatsträger nur am Rande wahr. Zu unwichtig. Wichtiger dagegen nehmen die CSU-Vasallen den Einzug der AfD in den Landtag. Auch hier sind schnell die Schuldigen gefunden. Renitente Arbeitslose und Hooligans, die nach Chemnitz fahren und Hetzjagden veranstalten. Jetzt gilt es für Söder, zur alten Selbstherrlichkeit und zu den Allmachtsphantasien, an die man sich Jahrzehnte geklammert hatte, zurückzufinden.
Das könnte gelingen, wenn in Zukunft die Ausstrahlung von Sendungen mit Schwerpunkten wie Flüchtlinge, Islam, Terror, Populismus und Extremismus in ländlichen Gebieten verboten und ausschließlich Heimatfilme ausgestrahlt werden. Hilfreich wäre es auch, meint man in der CSU, wenn man insbesondere für arbeitsscheue Grünenmitglieder wie Annalena Baerbock und Katharina Schulze-Schülersprecherin politische Berufsverbote ausspräche und sie mal in die Produktion schickte. Nun ja, ich traue Söder zu, dass er eine lustige Lösung findet. Doch bevor es soweit ist, haben wir die Hessen-Wahl. Dann wird es sich weisen, ob die CSU aus ihren Reihen den zukünftigen Kanzlerkandidaten stellen wird und die SPD ihre Zentrale in Berlin gleich ganz schließt.
Anmerkungen:
Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde unter dem Titel „Das bayerische Wahlergebnis – die Preußen sind schuld“ im Scharfblick am 17.10.2017 erstveröffentlicht.