Sex und Crime haben schon immer für wohlige Gefühle im Lesesessel gesorgt, deshalb wurde der Schund ordentlich vertickt und sorgte für den einen oder anderen Euro.
Nun ist der Markt gesättigt, was noch fehlte, war eine Rechtfertigungsschrift aus der Rockerszene. Die hat endlich, endlich auch das Licht der Welt erblickt. Naturgemäß haben die Autoren dieses Buches (empörte Rocker, besorgte Journalisten) einen ganz anderen Blick auf die Szene der Einprozenter. Alles halb so schlimm, die meisten wollen nur Motorradfahren, sich nicht so oft waschen und so tun als wären sie brave Rockerrüpel wie ihre amerikanischen Vorbilder. Diese sagen ihnen auch, was man als Rocker zu tun und tun lassen hat, es gibt in dieser hierarchischen Männerwelt quasi für jeden Furz eine klare Direktive. Kann man gut finden, warum auch nicht, es werden ja auch Menschen Soldaten oder Gefängniswärter. Wie im richtigen Leben, sollte man auch im Rockerleben nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt solche und solche. Ich finde ihre Maschinen schön, kann mich wunderbar über ihre Poserei amüsieren und freue mich, wenn sie dem braven Bürger in die Suppe aulen. Einige von ihnen sind dealende Schweinigel, einige verdienen sich als Luden und Dealer ihr täglich Brot. Da sind sie bei weitem nicht die Einzigen auf dieser unperfekten Welt. Die meisten Rocker gehen jeden Morgen brav zur Arbeit, binden sich ein Haargummi um die Loden und geben dem Chef brav die Hand. Also lassen wir ihnen ihren Biotop.
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Lutz Schelhorn, Ulrike Heitmüller und Kuno Kruse, Jagd auf die Rocker, Vorwort von Michael Ahlsdorf, 448 Seiten, Huber Verlag, Mannheim 2016, ISBN: 978-3-927896-67-3, Preis: 24,80 Euro (D)