Das Abendmahl und der Nachtwächter oder Burkheim für Bauch und Bein

Ein Nachtwächter von Burkheim Ende Agust 2016 mit einer Assistentin. © 2016, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Burkheim, Deutschland (Weltexpress). Da, wo der Rhein schon lange keinen Bogen mehr macht, liegt Burkheim. Deswegen wird zum Namen Burkheim gerne der Zusatz am Kaiserstuhl gesagt. Früher sprachen die Leute im Land von Burkheim am Rhein. Immerhin fließt von Breisach am Rhein immer noch ein Blauwasser entlang der Lazarus-von-Schwendi-Straße und Am Schloßrein unterhalb von Schloss Burkheim. Das Blauwasser ist leider kein Bach in seinem breiten Bett sondern ein Entwässerungsgraben, aber auch das Schloss ist kein Schloss mehr, sondern eine Ruine. Dem Blauwasser täte eine Renaturierung gut. Ausmähen hingegen ist Mist und dient nur denen, die im Sumpf gebaut und Angst vor einem Anstieg des Grundwassers haben. Renaturierung des Blauwassers und Retention des Rheins wären richten.

Und das Schloss? Das beziehungsweise das, was davon übrig ist, befindet sich laut Auskunft von Leopold Schätzle, dem das gleichnamige Weingut gehört, „seit 1901 im Familienbesitz“ und könne „für Feste und Veranstaltungen“ gemietet werden. Das Schloss Burkheim ist weder schönes Schloss noch schaurige Ruine, es ist eine käufliche Kulisse. Das alles und noch viel mehr sehen Reisende bei einem Rundgang durch die Altstadt von Burkheim auf dem Humberg, auf dem auch die Kulisse steht, und durch die Weinberge. Wer nicht wandern will oder kann, der ist möglicherweise bei einer Traktorfahrt durch Burkheim und umzu besser aufgehoben. Wissenswertes über den Kaiserstuhl im Allgemeinen und Burkheim im Besonderen werden ebenso vermittelt wie Wichtiges über die Arbeit der Winzers und seine Weine. Burkheimer Winzer weisen gerne darauf, dass „seit dem Jahre 778 … der Weinbau in unserem Winzerstädtchen Burkheim bestätigt“ werde.

Über die Qualität der Burkheimer Weine, „die jedes Jahr zahlreiche Prämierungen und Auszeichnungen erhalten“, und die Redseeligkeit einiger Burkheimer Winzer können sich Touristen während zahlreicher Weinproben im Weinberg und Winzerkeller überzeugen. Die Reben wachsen übrigens auf vulkanischem Verwitterungsgestein oder Lössboden und gedeihen auf jeden Fall an einem der wärmsten Standorte der Berliner Republik.

Im Hotel, Restaurant und Spa Kreuz-Post konnte ich mich davon überzeugen. Inhaber Reiner Gehr bietet mit Familie und Mitarbeitern ein passendes Arrangement: das Burkheimer Nachtwächtermenü. Der gelernte Koch und erfahrene Hotelier stimmt Jahr für Jahr von Ostern bis Oktober im festlichen Rahmen mit Speis und Trank in die Geschichte und Kultur Burkheims ein. Wirklich jeder Gang bezieht sich auf Burkheims Geschichte.

Die Vorspeise des Burkheimer Nachtwächtermenüs im Hotel, Restaurant und Spa Kreuz-Post: Schnecken-Lasagne mit Spinat. © 2016, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
Die Vorspeise des Burkheimer Nachtwächtermenüs im Hotel, Restaurant und Spa Kreuz-Post: Schnecken-Lasagne mit Spinat. © 2016, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Schnecken-Lasagne mit Spinat kommt auf den gut gedeckten Tisch. Schnecken seien typisch für die badisch-elsässische Küche, erklärt Gehr, und auch eini Wahrzeichen der Burkheimer Fasnet und zeigt eine original Schnecken-Maske, die sonst in seinem Restaurant hängt. Nach der Vorspeise ein Süppchen aus den Altrheinauen. Rahmsüppchen von geräucherten Forellen, die in Teichen und Tümpeln wie Lachs, Karpfen und Zander auch heute noch zu finden sind und seit Hunderten Jahren zur Küche am Rhein gehören wie die Fischerzunft seit über 400 Jahren zu Burkheim, werden gereicht. Gut gelaunt löffeln wir uns zur Liaison von Essen und Wein vor. Gehr erklärt zum Granité vom Blauen Spätburgunder, dass Burkheim auch auf eine Zunft der Bauern und Rebleute verweisen kann. Ah und oh auch bei prächtigen Pilzen aus den Rheinwaldauen und den Wäldern des Kaiserstuhls. Das feine Rinderfilet wird von Morcheln liebkost, die auf der Zunge munden.

Die Weiner der Burkheimer Winzer, die das Mahl begleiten, sind ein 2015er Grauer Burgunder, Kabinett trocken, ein 2013er „Burkheimer Nachtwächter“, ein trockener Rotwein, und eine 2015er Scheurebe, Auslese.

Das Dessert des Burkheimer Nachtwächtermenüs im Hotel, Restaurant und Spa Kreuz-Post. © 2016, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
Das Dessert des Burkheimer Nachtwächtermenüs im Hotel, Restaurant und Spa Kreuz-Post. © 2016, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Das Grande Finale leuchtet lecker, duftet köstlich und schmeckt süß und würzig zugleich. Das Dessert mit Parfait vom Sauerkirschwasser aus Gehrs Hausbrennerei ist köstlich und reich an Kalorien. Weißer Puderzucker funkelt wie Schnee auf dem nächtlich anmutenden Teller. In der Mitte leuchtet eingerahmt von Keksen eine Kerze. Die Crème brûlée ist ein Gedicht und die anderen süßen Sachen sind es auch. Dann ist der Bauch voll.

Dass es das Sauerkirschwasser aus der über 100 Jahre alten Haus- und Schnapsbrennerei der „Kreuz-Post“ auch noch als Verrisserli gibt, das muss nicht noch erwähnt werden, oder?

Dass man nach so viel Nachtisch nicht ruhen darf, das versteht sich. Nach dem opulenten Abendmahl ist Beinevertreten angesagt. Alle Besseresser des Burkheimer Nachtwächtermenüs brechen auf, um zum Burkheimer Stadttor zu eilen, wo der Nachtwächter wartet. Von dort geht der Mann mit Stock und Hut, Laterne und starker Stimme durch die verlassenen Gassen. Hier huscht eine Katze um die Ecke und dort bellt ein Hund hinter einer Mauer. Der Nachtwächter von Burkheim führt seine Gäste durch die aufgeräumte Altstadt, vorbei an den teils einfachen, teils historischen Häusern der Winzer, der Kaufleute und Fischer. Der Mann im geschichtsträchtigen Gewand erzählt von Schloss und Schwendi. Und er singt laut und landmannsprachlich. Hinter dem einen oder anderen Fenster brennen Kerzen. Hier und dort flackert das hecktische Licht von Röhren- und Flachbildschrimen. Über Burkheim aber leuchten die Sterne wie eh und je.

Mittwochs und sonntags ist die Nachtwächterwanderung ab 22 Uhr durch die Altstadt von Burkheim kostenlos und ohne Anmeldung möglich. Das Burkheimer Nachtwächtermenü im Kreuz-Post kostet 48 Euro.

Mehr Infos unter Kreuz-Post, Hotel, Restaurant und Spa, Landstraße 1, 79235 Vogtsburg-Burkheim, Telefon: 07662/90910, E-Mail: info@kreuz-post.de, Web: www.kreuz-post.de

Unterstützungshinweis:

Die Recherche wurde unterstützt von Logis Hotels und dem Hotel Kreuz-Post.

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