Man sieht es Bruce Garrett (Frost) nicht an, aber vor 25 Jahren war er der kommende Star Großbritanniens im Salsa. Nach einem Vorfall, der das Essen von Pailletten involvierte, schickte er seine Tanzschuhe in Frührente, schlug den Weg der leidenschaftslosen, unauffälligen Mittelmäßigkeit ein und statt Pokalen sammelte er von da an nur Pfunde an. Als sich die neue Chefin (Rashida Jones) als bezaubernd und auch noch verrückt nach Salsa herausstellt, ist es an der Zeit für Bruce die Tanzschuhe wieder anzuziehen. Leichter gesagt als getan, denn es sind nicht nur die zusätzlichen Pfunde, die ihm das Leben schwer machen, sein schleimiger Kollege Drew (Chris O’Dowd) hat es ebenfalls auf Julia abgesehen und sein ehemaliger Tanzlehrer (Ian McShane) ist nachtragender Natur.
Cuban Fury, man kann es nicht deutlich genug sagen, ist kein Film, der in die Eishörnchenrubrik fällt. Es ist eher ein Film, in den man auch ruhigen Gewissens Mama schicken kann. Nick Frost wollte mal einen anderen Typ spielen und war dafür auch bereit ein halbes Jahr zu trainieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, was Frost und Kollegen aufs Parkett zaubern ist keine Parodie, sondern eine liebevolle Komödie, die einem irgendwie warm ums Herz werden lässt. Zwar nicht wegen der Geschichte an sich, die wenig originell und sehr vorhersehbar ist, aber wegen der wundervollen Besetzung, natürlich Frost, aber auch Olivia Colman als Bruces Schwester und Ian McShane als nachtragender Tanzlehrer. Kayvan Novak als Bejan, Bruces Tanzstundenkumpel und Stylingberater, aber stiehlt allen die Show. Überenthusiastisch, affektiert, eitel, verrückt nach Salsa und stiller Fanta spielt Novak ihn ebenso witzig wie liebenswert. Wäre Jones als Objekt der Begierde etwas weniger blass und O’Dowds Rolle als Widerling einen Tick weniger überzogen, wäre Cuban Fury phänomenal. Aber so herrlich O’Dowds Dance-Off mit Frost ist, gelegentlich wünscht man sich, er würde einfach mal den Mund halten.
Cuban Fury ist auch kein Film, der in der Übersetzung an Charme gewinnt. Wer des Englischen mächtig ist, dem sei die Originalversion (wieder einmal) sehr ans Herz gelegt. Sehr. Beim Soundtrack hingegen ist die Version glücklicherweise völlig egal, hier wurde alles richtig gemacht. Selbst für normalerweise Salsa-nicht-Hörer-oder-Tänzer macht dieser Film Spaß.
Angesicht der Menge an alberner, amerikanischer Komödien im Kino ist Cuban Fury besonders für Freunde britischer, romantischer Komödien eine nette Abwechslung. Nick Frost beweist, dass er auch alleine einen Film tragen kann und überrascht mit einem sehr warmherzigen und witzigen Film, der eindeutig für ein Publikum geschrieben wurde, dass seine Teenagerzeit schon ein bisschen hinter sich gelassen hat. Ein bisschen mehr Originalität wäre schön gewesen, aber wer weiß, was bei Frosts nächster angeschwipster Email rauskommt.
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Cuban Fury – Echte Männer Tanzen (USA, 2014); OT: Cuban Fury – Real Men Dance; Filmlänge: 98 min; Regisseur: James Griffiths; Mit: Nick Frost, Ian McShane, Rashida Jones, Chris O’Dowd, Olivia Colman, Kayvan Noak, uvm; FSK: ab 6 Jahren; Kinostart: 19. Juni 2014 (Deutschland).