Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Eisernen stehen sportlich mit ihrem 8. Platz in der Fußball-Bundesliga recht ordentlich da. Beim Blick in die Kasse konnte Geschäftsführer Oskar Kosche (53) auf der digitalen Mitgliederversammlung am Mittwoch den 3803 zugeschalteten Mitgliedern keine so erfreulichen Nachrichten überbringen. Durch den Wegfall der Zuschauer und die geschlossenen Klub- und Veranstaltungsräume „ ist bilanztechnisch gesehen die Arbeit von zehn Jahren in dreieinhalb Monaten vernichtet worden.“ Den aktuellen Ausgaben im Geschäftsjahr von 77,79 Millionen Euro stehen nur 70,40 Millionen Einnahmen entgegen. Dabei sah es im Dezember mit einer Schuldenlast von 14,122 Millionen Euro Schulden noch schlimmer aus. Doch da lobte Kosche: „Die Solidarität.“ Durch Gehaltsverzicht der Profis, durch Kurzarbeit, Souvenirverkauf und Verzicht der Fans auf Rückzahlung des Dauerkarten-Geldes konnte die Schuldenlast um die Hälfte reduziert werden. Die Eisernen lassen sich nicht unterkriegen. Für dieses Jahr denken sie sogar an eine schwarzen Null und konzentrieren sich deshalb auf die nächste Aufgabe, denn Unions Präsident Dirk Zingler ist fest davon überzeugt, dass sich nur durch sportliche Erfolge auch eine solide Wirtschaftlichkeit herstellen lässt. Er will die Spieler wachrütteln.
Die Eisernen aus der Berliner Wuhlheide wurden gerade zweimal vergangene Woche in Folge beim0:1 in Leipzig und 1:2 in Augsburg weich geschmidet. „Ich muss der Mannschaft ins Gewissen reden. Wir haben keine Lösungen gefunden“, ärgert sich Union-Trainer Urs Fischer. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Coach mit seinen mahnenden Worten angekommen ist. Schließlich laufen am Sonnabend die Borussen aus Mönchengladbach in der Wuhlheide auf und die rasierten gerade in Dortmund den Namenvetter mit 4:2. Gladbachs Nationalspieler Jonas Hofmann warnt seine Männer allerdings vor Union: „Union ist eine besser Mannschaft als im vorigen Jahr. Uns könnte es vielleicht in die Karten spielen, dass Union auch Fußballspielen will und nicht nur mit hohen Bällen arbeitet.“ Vielleicht wäre aber genau das die richtige Taktik, um die im Aufwind fliegenden Borussen auf den Boden zurückzuholen. Was gegen die Rheinländer möglich ist, bewiesen im Herbst beim 1:1 im Borussia-Park die Berliner. Das 1:1 köpfte damals zehn Minuten vor Schluss Nico Schlotterbeck in die Kiste der Fohlen. Danach laborierte der gebürtige Freiburger an verschiedenen Verletzungen. Vor Wochenfrist stand er zum ersten Mal wieder in der Startelf. Natürlich hofft der 21-Jährige bei dieser Vorgeschichte auch auf einen Einsatz am Sonnabend: „Ich denke, dass ich, wenn ich fit bin, auch spielen werde.“ Mit vollem Einsatz kämpfen will auch Christopher Lenz. Das hat der Verteidiger versprochen, obwohl er nach der Saison zu Eintracht Frankfurt wechselt.
Union trägt immer noch an der Bürde einer Sperre gegen Florian Hübner. Der Abwehrrecke fehlt deshalb auch noch am Sonnabend. Das DEB-Sportgericht verdonnerte ihn zu zwei Spielen Sperre plus 20 000 Euro Strafe wegen Beleidigung gegenüber dem Leverkusener Nadiem Amiri. Die Worte flogen hin und her, wie das in der Hitze des Gefechts gelegentlich bei Fußballspielen vorkommt. Warum aber nur die Köpenicker verdonnert wurden, steht als Frage im Raum.
Union-Kapitän Christopher Trimmel hofft dennoch mit seinen Bananen-Flanken zu einem Erfolg beitragen zu können, denn er liebt die Union-Fans, mit denen er Verbindung hält. „Man muss den Fans gerade jetzt Nähe geben, wo sie nicht ins Stadion dürfen.“ Für seinen Eisernen empfindet es der Österreicher durchaus als Motivation, „wenn sich die Fans in den Wald stellen, vom Spiel nichts sehen und uns trotzdem anfeuern.“ Die bisherige Heimbilanz mit Mönchengladbach sollte die Berliner nicht entmutigen. Immerhin gewannen die Eisernen das erste Bundesliga-Aufeinander 2019 mit 2:0 und im DFB-Pokal 2001, das ist zwar schon eine Weile her, freuten sich die Wuhlheider über einen 6:4-Sieg. Also zeigt euch eisern – Unioner!
Bei Union fehlen: Christopher Trimmel und Florian Hüber beide gesperrt. Max Kruse und Anthony Ujah verletzt. Einsatz von Grischa Prömel und Sheraldo Becker fraglich.
Anmerkung:
Siehe auch den Artikel 1. FC Union e.V. Berlin macht 7 Millionen Euro Minus in der Aufstiegssaison von Hans-Peter Becker.