China im Visier

Volksrepublik China
Die Flagge der Volksrepublik China. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). „No Time to Die“ – im jüngsten James-Bond-Thriller jagt 007 im Auftrag des britischen Geheimdiensts MI6 gemeinsam mit CIA-Kollegen einen Wissenschafter namens Obruchev, der eine neuartige, die Welt bedrohende bioethnische Nanobot-Waffe namens „Herakles“ entwickelt hat. Kein Zweifel – schon der Name des Kino-Bösewicht deutet in Richtung Russland und die Labors befinden sich auf den zu Russland gehörenden Kurilen-Inseln. Die Aufmerksamkeit der westlichen Geheimdienste war während einem Jahrhundert auf Russland bzw. die Sowjetunion ausgerichtet. Während in der fiktiven Filmwelt von 007 die Gefahr für den Westen nach wie vor von Russland ausgeht, hat der reale Geheimdienst MI6 nunmehr eine andere Macht im Visier: China.

Richard Moore, seit etwas über einem Jahr an der Spitze des britischen Geheimdienstes, hat sich erstmals öffentlich zu den Top-Prioritäten von MI6 geäußert: Obwohl dieser sein Augenmerk nach wie vor auf Russland (Truppenaufmarsch gegen die Ukraine) und Iran (Nuklearprogramm) richte, stehe jetzt der Aufstieg Chinas zur Weltmacht im Zentrum der Aufmerksamkeit. China wird in der weltpolitischen Analyse des Foreign&Commonwealth Office als „Herausforderung gegenüber unserer Sicherheit, unserem Wohlstand und unseren Werten“ qualifiziert. Großbritannien hat vorsorglich Huawei vom 5G-Mobilfunknetz ausgeschlossen und einen seiner beiden neuen Flugzeugträger ins Südchinesische Meer entsandt, um dort Präsenz zu zeigen. Die strategische und Geheimdienst-Zusammenarbeit mit den Partnern der „Fünf-Augen-Gruppe“ USA, Kanada, Australien und Neuseeland hat vor allem China im Visier.

Chinesische Spione, so MI6-Chef Moore, seien „hochqualifiziert“ und übten in Großbritannien Spionage „im großen Stil“ aus. Sie überwachten die im Land lebenden Chinesen, setzten sie unter Druck und versuchten die sozialen Medien zu manipulieren, um den öffentlichen Diskurs betreffend China zu beeinflussen. Doch die größte Sorge macht dem britischen Geheimdienst die rasante wissenschaftliche und technologische Entwicklung Chinas – insbesondere der Export von Überwachungs-Technologie. MI6-Agenten seien darauf angewiesen, anonym und unsichtbar vorzugehen, doch der wachsende Zugriff Chinas auf Smartphones, Apps, genetische Test-Kits und biometrische Überwachungsdaten mache es für MI6-Agenten zunehmend schwerer, international zu agieren und ihre Identität geheim zu halten, betonte Moore.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Dr. Charles E. Ritterband wurde in „Vorarlberger Nachrichten“ am 23.12.2021 erstveröffentlicht.

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