Berlin, Deutschland (Weltexpress). Lange Gesichter im Stadion bei München und vor den Fernsehgeräten nach der Begegnung des FC Bayern gegen Real Madrid. Der Klassiker zwischen München und Madrid wurde bereits im Viertelfinale der Champions League ausgelost. Vorlaute bezeichneten diese Paarung als vorgezogenes Finale. Doch das wurde zu einem scheinbaren Desaster für den Branchenprimus der Männerfußball-Bundesliga – einer der langweiligsten Ligen der Welt, weil das Fußball-Unternehmen aus München in Deutschland seit Jahren konkurrenzlos ist -, auch wenn nun aus Sicht des FC Bayern München nur ein 1:2 auf den Bildschirmen in München und bei uns im Hofbräu Berlin, das so ausverkauft wirkte wie es das Stadion an der Autobahn war, leuchtete.
Nach dem Schlusspfiff glänzten noch nicht einmal die Augen von Manuel Neuer, der nicht nur gegen Karim Benzema und Cristiano Ronaldo prächtig parierte und an den beiden Treffern von Ronaldo (47. und 77.) keine Schuld trug. Dank Neuer besteht für das Rückspiel kommenden Dienstag in Madrid noch ein Fünkchen Hoffnung, dass Aus im CL-Viertelfinale noch abwenden zu können. Wenn Neuer, wie Mannschaftskapitän Philipp Lahm im Anschluss ans verlorene Spiel meinte, die Elf auf dem Weg ins Halbfinale gehalten habe, dann stellt sich die Frage, wer diesen Weg zu gehe in der Lage ist. Wer einen Elfmeter verschießt wie Artúro Vidal (45.), der sich den Strafstoß als Air Vidal immerhin nicht erschlichen hat, und wer wie Javier Martínez zwei gelbe Karten innerhalb von drei Minuten kassiert, der stellt sich selten dämlich an. Nebenbei bemerkt: Nicht jeder Schiedsrichter hätte den Handelfmeter gegeben.
Die Spieler des Rekordmeisters aus der Bundesrepublik zeigten nach dem verschossenen Elfmeter und vor allem in der zweiten Hälfte eines der schlechtesten Spiele unter Carlo Ancelotti. Die Mannschaft aus München war nur nach dem 1:0-Kopfball-Tor von Vidal besser und dominierte das Geschehen. Müller (39.) und Vidal (40.) versemmelten schöne Chancen. In dieser Phase hätten die Spieler des FC Bayern das 2:0 machen müssen. Ohne einen echten Stürmer und Weltstar wie Robert Lewandowski war das gegen eine Mannschaft, der ihre beiden Innenverteidiger fehlte, nicht möglich.
Nach dieser grottenschlechten Vorstellung des FC Bayern, bei denen einige Spieler nicht nur am Ende ihrer Kräfte schienen sondern deutlich über dem Zenit ihres Könnens hinweg wirkten, ist Real Madrid für das Rückspiel der Favorit, denn frei nach Ancelotti wird Ronaldo nicht auf der Bank, Benzema nicht auf der Tribüne und Bale nicht zu Hause sitzen. Bayern braucht nächste Woche ein Wunder, eines dieser Werder-Wunder, und nächste Saison bessere Spieler.
FC Bayern München: Manuel Neuer – David Alaba, Jérôme Boateng, Javier Martínez, Philipp Lahm – Aturo Vidal, Xabier Alonso (63. Juan Bernat), Franck Ribéry (66. Douglas Costa), Thiago Alcántara, Arjen Robben – Thomas Müller (81. Kingsley Coman)
Real Madrid: Keylo Navas – Marcelo da Silva Júnior, Sergio Ramos, Nacho Fernández, Daniel Carvajal – Carlos Casemiro, Luka Modrić (90.+1. Mateo Kovačić), Toni Kroos – Cristiano Ronaldo, Karim Benzema (83. Asensio), Gareth Bale (59. Asensio)
Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien)
Gelbe Karten: Alonso – Carvajal, Kroos
Gelb-Rote Karten: Martínez (61.)