Célia Sasic stand unter dreifacher Bewachung
Die "Weltelf vom Main" spielte druckvoll, biss sich aber am dichten Abwehrbollwerk der Gastgeberinnen die Zähne aus. Leverkusen stand mit seinen zwei Viererketten extrem tief. Taktisch gesehen wurde von Seiten der Werkselfen gar nicht erst groß versucht den Ball zu halten. Frankfurts Ballbesitz und Dominanz lag anteilsmäßig im Verhältnis von 80 zu 20. Es gelang andererseits Bayer 04 Leverkusen, jede ballführende Frankfurterin spätestens ab dreißig Meter vor dem Tor durch zwei Spielerinnen auf die Füße zu treten. Insbesondere die in dieser Saison erfolgreiche Torjägerin Célia Sasic konnte sich vor Bewachung nicht retten, jedes Mal, wenn sie nur den Ball berührte, waren mindestens drei Spielerinnen ganz dicht bei ihr.
Kein "Lucky Punch" wie jüngst in Essens Hafenstraße
Ein glücklicher Last-Minute-Sieg wie jüngst im Essener Stadion an der Hafenstraße gegen die SGS Essen blieb aus. Was noch im Ruhrgebiet mit einem "Lucky Punch" gegen Essen gelang, war im Rheinland diesmal passé. Lange Gesichter auf Frankfurts Trainerbank, ausgelassene Freude auf Auswechselbank der Werkselfen. Bayer 04 Cheftrainer Thomas Obliers hatte seine Startelf im Vergleich zur Vorwoche auf zwei Positionen geändert. Er überraschte die Gäste mit einer Systemumstellung.Für Marina Hegering begann die wieder genesene Carolin Simon.Weil Linksverteidigerin Simon ihre angestammte Position in der Viererkette einnahm, rückte Nationalspielerin und Frankfurterin in spe Kathrin Hendrich auf die zentrale Mittelfeldposition neben Ramona Petzelberger und sorgte dort für die gewohnte Stabilität.
Klares Handspiel im Bayer-04-Strafraum ohne Folgen
Marisa Ewers ersetzte Laura Leluschko in der Innenverteidigung. Die ersten offensiven Bemühungen der Gastgeberinnen verpufften schnell. Frankfurt drehte wie erwartet auf. Nach einem klaren Handspiel von Bayer 04 Spielerin Lisa Schwab im eigenen Strafraum (11.) hätte die Partie womöglich einen anderen Verlauf nehmen können, aber der Pfiff der Unparteiischen blieb zum Leidwesen der mitgereisten Frankfurter Fans aus. Nach einer Balleroberung von Kerstin Garefrekes setzte sich Celia Sasic (18.) im Bayer-Strafraum durch und zwang Lisa Schmitz im Bayer-Kasten zu einer Parade Kurz vor dem Halbzeitpfiff entstanden zwei Frankfurter Möglichkeiten zur Führung. Erst versuchte es Kerstin Garefrekes mit einem Schuss (41.) von der Strafraumgrenze, woraufhin sich Torhüterin Lisa Schmitz lang machen musste, aber letztlich keine Probleme hatte.
Das Tempo von Frankfurt war zeitweise dürftig
Dann schaffte es Kozue Ando am zweiten Pfosten nicht, das Leder nach einem Freistoß von Melanie Behringer über die Linie zu drücken (45.). Mit zunehmender Spieldauer wurden die Leverkusenerinnen mutiger und suchten vermehrt ihr Heil ins Spiel nach vorne. Der feldüberlegende 1. FFC erspielte sich aber kaum nennenswerte Torchancen. Bayer 04 war vor allem durch Konter und Standards gefährlich. Bei Eckbällen sah Frankfurts Defensive nicht immer ganz sattelfest aus. Einen völlig missglückten Kopfballrückpass von Peggy Kuznik klärte FFC-Torfrau Desirée Schumann gerade noch zur Ecke (63.).Generell war das Tempo von Frankfurt relativ dürftig. Nur zwischen der 55. und 65. Minute gelang es dem FFC das Tempo anzuziehen, es verpuffte dann aber zusehends.
Dem Algarve Cup Krafteinsatz Tribut bezahlt
Die langen Bälle wurden nicht präzise genug geschlagen, die Frankfurterinnen standen immer umringt von einem Pulk von 3 oder 4 Leverkusener Werkselfen. Die zahlreichen Direktschüsse des FFC waren von beiden Algarve Siegerinnen Marozsan und Behringer zu überhastet angelegt, genauso ihre Ecken und Freistöße. Das ständige Gewinnenmüssen der letzen Wochen verlangte just an diesem Tag in puncto Frische und Fitness seinen Tribut. Der Krafteinsatz der Frankfurter Nationalspielerinnen beim Algarve Cup war nicht einfach wegzustecken. Das Training im Verein litt darunter sichtlich. Die Leverkusenerinnen witterten ihre Chance zur Führung. Jeweils nach eigenem Eckball verpassten Leverkusens Innenverteidigerin Marith Prießen (57.) und Nationalspielerin Isabelle Linden (70.) knapp den Führungstreffer.
Selbst fünf Minuten Nachspielzeit erbrachten kein Tor
Auch Carolin Simons direkt aufs Tor gehämmerter Freistoß landete nicht im FFC-Kasten (87.). Der 1. FFC Frankfurt erhöhte gegen Ende die Schlagzahl, versuchte es mehr und mehr mit hohen Bällen. Doch auch die fanden heute kaum Abnehmer, so dass letztlich nach dem 2:2 im Hinspiel ein weiteres Remis gegen Bayer 04 Leverkusen zu Buche stand. Selbst eine gefällige Nachspielzeit von fünf Minuten reichte Frankfurt nicht aus, die Leverkusener Abwehr zu knacken. Es fiel auch in 95 Minuten kein Tor. Alles vergebens für die sichtlich erschöpften Frankfurterinnen, Das Drama in der 1. Bundesliga im Kampf um die beiden UEFA-Cup Plätze ist nunmehr entbrannt.
Spannender geht es nicht.
Fazit: Falls Turbine Potsdam auf Platz zwei liegend in seinem Nachholspiel gegen Aufsteiger Hoffenheim gewinnt, wird Rekordmeister Frankfurt am 13. April die Tabellenführung an die Potsdammerinnen abgeben müssen. Auch Meister VfL Wolfsburg bleibt die Option zwei Punkte auf den derzeitigen Spitzenreiter Frankfurt aufzurücken, da ebenso ein Nachholspiel zu hause gegen die Zebras vom Niederrhein zu erledigen sein wird.
Cheftrainer Colin Bell (1. FFC Frankfurt): „Wir haben das Spiel von der ersten bis zur letzten Minute dominiert, wobei die letzte Entschlossenheit vor dem Tor gefehlt hat. Man darf aber nicht vergessen, dass unser Team aus Menschen und ich aus Maschinen besteht – daher stehe ich der Mannschaft ein solches Resultat auch zu. Wenn wir den eindeutigen Handelfmeter bekommen, wäre es womöglich ganz anders gelaufen. Hinzu kommen die Belastungen der letzten Wochen, gerade für unsere Nationalspielerinnen. Wir müssen den Punkt mitnehmen und uns nun wieder auf die nächsten Aufgaben konzentrieren.“
Cheftrainer Thomas Obliers (Bayer 04 Leverkusen): „Es war uns klar, dass wir mit dem 1. FFC Frankfurt spielerisch nicht mithalten können, so dass wir ganz bewusst aus einer starken Abwehr heraus agiert und auf Konter gespielt haben. Wir haben den FFC zu langen Bällen gezwungen und diese dann sehr konsequent verteidigt. Insgesamt hat mein Team eine taktisch wie läuferisch hervorragende Leistung gezeigt, mit der wir alle hochzufrieden sein können. Dieser sensationelle Punktgewinn fühlt sich für uns wie ein Sieg an. Wir sind jetzt zwei Mal gegen diese Mannschaft mit absoluten Titelambitionen unbesiegt geblieben. Unsere gesamte Defensivleistung war heute grandios. Von Keeperin Lisa Schmitz bis Bella Linden haben alle gerackert und gekämpft."
So spielten sie im Ulrich-Haberland-Stadion in Leverkusen:
Bayer 04 Leverkusen gegen 1. FFC Frankfurt
Bayer 04 Leverkusen: Schmitz – Claassen, Prießen, Ewers, Simon – T. Knaak (76. Panfil), Petzelberger, Hendrich, Schwab – Linden (82. Beck), Weber (90. Hegering) – Trainer Thomas Obliers
1. FFC Frankfurt: Schumann – Schmidt, Behringer, Kuznik, Crnogorcevic – Laudehr, Tanaka (86. Wich) – Garefrekes, Marozsan, Ando – Sasic – Trainer Colin Bell
Tore: Fehlanzeige
Schiedsrichterin: Christine Baitinger
Gelbe Karten: Fehlanzeige
Zuschauer: 892
Quellen: DFB, 1. FFC Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen
.