Capri, Insel der Glücklichen? – Wo ein Kaiser es elf Jahre aushielt, soll es einem Urlauber einen Tag gefallen – Serie: Neapel und die Inseln Capri, Ischia und Procida (Teil 2/4)

© Weltexpress, Fotos: Elke Backert

Doch der Run auf das Eiland begann erst so recht in den 50er Jahren mit dem Jet-set und nach dem Aufenthalt von Jacqueline Kennedy und Sofia Loren. Dass Filme mit braungebrannten Bikini-Schönheiten und das Lied von den Capri-Fischern, das Rudi Schuricke so leidenschaftlich sang, wesentlich mit dazu beitrugen, steht außer Frage. Welches Liebespaar wollte nicht, glücklich Hand in Hand, die glutrote Sonne im Meer versinken sehen. Und malerisch in romantischer Zweisamkeit, begleitet von „O sole mio“, einfahren in die Grotta Azurra, die Blaue Grotte mit ihrem überirdischen Blau, das aus einem unterirdischen Durchgang herrühren soll, durch den das Licht eindringt.

Reine „Abzocke“ soll es schon damals gewesen sein. Selbst wer nur die Treppe hinabsteigt, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen, muss zahlen. Liebhaber der guten Küche essen statt dessen oberhalb der Höhle bei „Il Riccio“, einem schicken wie in Griechenland in Blau gehaltenen Restaurant, das dem Gourmet alle auf Eis gezeigten Fische vorstellt und mit ihm auswählt. Ein extra Raum, gut gekühlt, hält die Desserts bereit, so exzentrisch, dass man sich verführt fühlt, die Süßspeisen abzulichten.

Von den „Gärten des Augustus“, einer Parkanlage mit Panoramaterrassen hoch über dem Meer, die der Stahl-Industrielle Alfred Krupp, von den Capresen als Kanonenkönig beschimpft, der Gemeinde schenkte und die bis 1918 seinen Namen trug, fällt der Blick auf die Via Krupp. Steil schlängelt sich die schmale Bergstraße in 90-Grad-Kurven 1346 Meter hoch zur Villa Krupp, ein echtes Kunstwerk, 1902 von einem Schweizer gebaut.

In entgegengesetzter Richtung erblickt man die drei Faraglioni, die mythischen „Felsen der Sirenen“, deren höchster 111 Meter misst und acht Meter von den anderen mit malerischem bogenförmigem Durchguck entfernt liegt.

Capri, das Paradies der Glücklichen, ist zum Paradies der Reichen geworden. Nicht nur Hotels wie das „Quisisana“ und das „Palma“ sind für Normalsterbliche unbezahlbar, weshalb überwiegend Tagestouristen mit
der Fähre herüberkommen, denen dann logischerweise auch der berühmte Sonnenuntergang vorenthalten bleibt. Auch die Boutiquen, die die Designerlabels Gucci und Konsorten unter sich aufteilen, offerieren im wahrsten Sinne des Wortes „billige“ Schuhe, das Paar für bis an die tausend Euro. Wer`s kauft…

Der 589 Meter hohe Monte Solaro teilt die Kalksteininsel in Capri und Anacapri. Anacapri auf der Westseite, wo sich die Blaue Grotte befindet, besticht durch die gewaltige barocke Kirche San Michele mit ihrem einzigartigen Majolikafußboden, „Die Vertreibung aus dem Paradies“ darstellend, ein einmaliges Kunstwerk.

Gern besucht wird die Villa San Michele, gebaut nach einem Entwurf des schwedischen Arztes und Schriftstellers Axel Munthe (1857-1949), sozusagen ein bewohntes Museum mit archäologischen Funden der Insel.   

Auch die pompejanisch rot bemalte Casa Rossa mit zweibogigen Fenstern und Zinnen, einem Aragonesischen Turm aus dem 16. Jahrhundert und einem von Bogengängen umgebenen Innenhof, ist architektonisch und wegen ihrer Sammlung von Gemälden italienischer und internationaler Meister sehenswert.
Von den Griechen kolonisiert, wurde Capri unter Kaiser Augustus, der dort im Jahre 29 v. Chr. an Land ging, römisch. Er erwarb sie vom griechischen Neapel im Tausch gegen Ischia. Nach seinem Tod 14 n. Chr. erwählte Kaiser Tiberius sie als Alterssitz. Von 26 bis 37 n. Chr. soll Tiberius das Römische Reich von Capri aus regiert haben. Zwölf Villen soll er dort gebaut haben. Die Reste von dreien sind heute noch zu besichtigen. Am besten erhalten ist die nach Jupiter benannte Villa Jovis, auch Tiberius-Villa geheißen, auf dem steil abfallenden Monte Tiberius.  

Ein Tagesausflug reicht für Capri nicht aus, eine Übernachtung sollte man einplanen. Denn was sonst bleibt dem Besucher von Capri in Erinnerung? Auf jeden Fall die von reicher Vegetation gesäumten Straßen und Gassen und die Inselkarte aus Keramik!

Info: www.capritourism.com

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