Ein Mädchen könne keine Mahout, werden, hat Sunamabanda seiner Tochter beigebracht. Noch nie hat es in Sri Lanka weibliche Mahouts, Elefantenführerinnen, gegeben. Die Traditionen zu bewahren ist dem alten Elefantenführer angesichts der Veränderungen der Neuzeit umso wichtiger. Die Jahrhunderte alte Beruf der Mahouts ist in Sri Lanka zunehmend bedroht – wie die Elefanten. Den Konflikt zwischen der Familientradition, welche Chandani fortsetzen möchte, und dem Schutz der Dickhäuter bindet Birkenstock ohne strenge Parteinahme oder belehrenden Tonfall in seinen Kinderfilm ein. Eine Tradition kann sich wandeln und ihr Geist in neuer Weise bewahrt werden. Wie schwer das Loslassen von Vertrautem ist, muss auch Chandani schließlich lernen. Dass ihr Auflehnen gegen das von Vorurteilen und Konservativismus geprägte ländliche Umfeld dennoch nicht vergebens ist, unterstreicht die optimistische Lebensperspektive, welche der Kinderfilm seiner Heldin eröffnet.
Eine Spur zu optimistisch, um dokumentarische so zu überzeugen wie es „Chandani und ihr Elefant“ als reiner Kinderfilm vermag. So unbedarft und leicht schildert Birkenstock seine Geschichte, dass die Szenen ins Süßliche abzufallen drohen. Der Wildhüter Mohammed nimmt sich Chandanis Schicksal an und unterstützt sie in ihren Zielen. Als ein niedliches Elefantenkalb in Lebensgefahr schwebt, darf Chandani ihren Mut zeigen. Einen bitteren Beigeschmack dürften die zuckerigen Bilder besonders bei älteren Kindern hinterlassen, die sich fragen, ob der Bürgerkrieg, der wenige Tage vor Drehbeginn im Jahr 2008 mit neuer Brutalität aufflammt, das Leben der Protagonisten beeinflusste. „Dies war nicht der Fall.“, behauptet Birkenstock im Pressetext. Worte, die noch schwerer als die dokumentarische Authentizität von „Chandani und ihr Elefant“ zu glauben sind.
Titel: Chandani und ihr Elefant – The daughter of the elefant whisperer
Land/ Jahr: Deutschland, Schweiz, Sri Lanka 2009
Genre: Dokumentarfilm
Kinostart: 4. November 2010
Regie und Buch: Arne Birkenstock
Mit: Chandani, Sunamabanda, Mohammed
Kamera: Marcus Winterbauer
Musik: Dürbeck & Dohmen
Schnitt: Felix Bach, Tim McLeish
Laufzeit: 89 Minuten
Verleih: Real Fiction