Die Berliner haben ihrerseits das Motto „Saison der Reize“ ausgegeben. Und wollen nach nun insgesamt sechs Titeln im Spieljahr 2014/115 erneut erfolgreich angreifen.
Man wolle, so Manager Kaweh Niroomand, „natürlich den Meistertitel ein weiteres Mal holen. Wenn man Meister ist, kann man schlecht ein anderes Ziel verkünden.“ Und im DVV-Verbandspokal nach der letzten 2:3-Final-Niederlage gegen Friedrichshafen den vielen Fans „endlich“ die Siegerschale präsentieren: “Das wäre dann ein kleines Dankeschön für die vielen treuen Fans.“ Und beim dritten Auftritt nacheinander in der europäischen Königsklasse Champions League „diesmal einen Schritt weiter über die Play-off-Runde der besten zwölf Teams machen“.
Mit Rang eins oder zwei aus der Vierer-Vorrunde könnte hier der Sprung in das europäische Final Four bereits gelungen sein. Denn die BR Volleys haben die Bewerbungsunterlagen für die Ausrichtung dieser Finalrunde im März in der Max-Schmeling-Halle eingereicht und ein positives Echo registriert.
Die erwähnten Reize betreffen vor allem den 13-er Spielerkader. Vier Neue sind mit dem Ziel verpflichtet worden, nicht das harmonische Mannschaftsgefüge zu beeinträchtigen, „aber andererseits Druck auf die Schlüsselpositionen der Stammformation auszuüben und die spielerischen Möglichkeiten zu erweitern“. Dabei habe man nicht vorrangig das Alter, sondern vor allem das sportliche Potenzial und die charakterlichen Qualitäten der Kandidaten berücksichtigt. Das sei auch eine Reaktion auf eine fast zu harmonische Atmosphäre im letzten Spieljahr, „ein Kuschelkurs darf es aber nicht geben, wenn es um hohe sportliche Ziele geht.“
Der langjährige Kapitän der niederländischen Nationalmannschaft Rob Bontje (33/ 2,06 m/Mittelblock), Außenangreifer Francesco de Marchi (Italien/28/ 1,93m) und der Universalspieler Christian Dünnes (vorher Friedrichshafen/Haching/Diagonal/Block/ 30/2,10 m) haben jeweils einen Einjahres-Vertrag unterschrieben. Erik Shoji (25/ 1,86m), Libero des Weltligagewinners USA und mit seinem Bruder Kawika in der US-WM-Mannschaft im Einsatz, hat sogar einen Zwei-Jahres-Vertrag erhalten.
Verlassen hatten die Mannschaft der serbische Mittelblocker Srecko Lisinac, der vom polnischen Spitzenklub Belchatow nur ausgeliehen war, sowie die Eigengewächse Ruben Schott (Außenangriff) und Florian Hecht (Mittelblock) und Außenangreifer Roko Sikiric. Der Kroate Sikiric bleibt als Sportdirektor im Verein und hat Aufgaben als Bindeglied zwischen Cheftrainer Mark Lebedew und der Mannschaft, beim Scouting neuer Spieler sowie beim Ausbau der BR-Nachwuchsabteilung. Schott und Hecht sollen und wollen ihre sportliche Entwicklung mit mehr Einsatzzeiten bei CVM Mitteldeutschland bzw. in Dresden voranbringen.
BR-Trainer Mark Lebedew zeigt sich angetan von der Konstellation und ist überzeugt, in seiner fünfjährigen Berliner Amtstzeit nun „den stärksten Kader seither“ zur Verfügung zu haben: „Wir sind körperlich, aber auch technisch noch besser aufgestellt als in der vergangenen Saison“. Der Australier – Motto: Stillstand bedeutet im Leistungssport Rückschritt – sieht in Friedrichshafen erwartungsgemäß den erklärten Hauptkonkurrenten. Die Dreifachbelastung – Meisterschaft, Pokal und Champions League – sieht er gelassen, „weil beispielsweise nicht wie im Vorjahr Auswärtspartien mit Reisen über Wochen anstehen und die Champions League weniger Spiele bis Dezember hat.“ Außerdem hätten sich die Alternativen in seinem Aufgebot deutlich erweitert.
So hat er beim Erfolg im Testspiel gegen den polnischen Starter in der Champions League, Wegiel, die moderne Libero-Variante mit zwei Weltklasseakteuren ausprobiert. Neben Erik Shoji durfte der tschechische Stamm-Libero der Volleys, Martin Krystof, sein artistisches Vermögen beim Parieren von Aufschlagkrachern oder Schmetterschlägen demonstrieren.
Außenangreifer und BR-Leistungsträger Robert Kromm läßt keinen Zweifel, dass die Berliner in der „Liga des WM-Bronzemedaillengewinners Deutschland“ (allerdings stehen bis auf zwei Akteure alle anderen im Ausland unter Vertrag) auch diesmal nur der Titelgewinn das Ziel sein müsse. Normalerweise müsste es ihm wenig behagen, dass auch er nunmehr Konkurrenz im Team bekommt. Doch das Gegenteil ist der Fall – der 2,12-m-Schlaks ist froh, dass er nun ein wenig Entlastung bekommt. In der Vorsaison war er neben Libero Martin Krystof der Profi mit den meisten Einsatzzeiten, weil er praktisch in engen Spielen einfach unverzichtbar war. Was ihm zwar die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Bundesliga (MVP) eintrug, aber zugleich Belastungen im Grenz- und Schmerzbereich. Nicht zuletzt deshalb hatte er für die Nationalmannschaft abgesagt und deren größten Erfolg seit 44 Jahren mit WM-Bronze nur am Fernseher erlebt.
Vor dem Ligastart haben die Berliner in Innsbruck gegen den Champions League Starter Hypo Tirol 3:1 und 0:3 gespielt und gegen den Aufsteiger in die erste italienische Liga, Revivre Mailand, 3:0 gewonnen. Trainer Lebedew zeigte sich „insgesamt zufrieden“. In der Bundesliga gastieren die BR Volleys am 18. Oktober in Dresden, am 22. Oktober (19 Uhr ) bei den Junioren des VC Olympia Berlin und geben ihre erste Heimvorstellung am 29. des Monats (19.30 Uhr/Max-Schmeling-Halle) gegen den Halbfinalisten der Vorsaison, TV Bühl.