„Ich bin ein knopfäugiger Klein-Mann-Junge, der nicht so einen Arschkriecher-Pullunder tragen sollte.“, gesteht der verkrampfte Neurotiker Wally (Jason Bateman) seiner besten Freundin Kassie in einer frühen Szene und dies bleibt der unangenehme Hauptcharakter auch für den Rest der Handlung. Die alternde Single-Frau Kassie (Jennifer Aniston) stört das wenig. Sie teilt Wallys Neigung zu intimen Bekenntnissen und erzählt von ihrer „Suche nach Samen“. Nicht exotische Pflanzen, sondern Nachwuchs will Kassie züchten. Weil die biologische Uhr tickt und kein Partner vorhanden ist, engagiert sie den dynamischen Roland (Patrick Wilson) als Samenspender. Dem eifersüchtigen Wally ist die Vorstellung zuwider: „Stell dir vor, du lernst morgen jemanden kennen und dann ist es zu spät.“ So erging es Jennifer Lopez in der Romanze „The Back-up Plan“, an deren Handlung sich „The Switch“ ungeniert bedient.
„Witz und Größe“ müsse jemand besitzen, um liebenswert zu sein, sagt Kassie. An beidem mangelt es dem unsympathischen Liebespaar. Romantik entsteht zwischen Aniston und Bateman nicht. Dass beide „Umständlich verliebt“ seien, soll ein krude fundamentalistische Genetik plausibel machen. Die witzlose Handlung behauptet, ein Ziehvater könne niemals den leiblichen Kindesvater ersetzen und eine Art archaischer Instinkt würde Kinder zu ihren biologischen Eltern treiben. Die Kleinen sind genetisch dazu verdammt, die Kopie ihrer Eltern zu werden. Dieser unsinnige biologische Zwang erstreckt sich nicht nur auf Manierismen und persönliche Vorlieben, sondern augenscheinlich die gesamte Lebensführung. Ist der Samenspender ein Obdachloser, schützt den Nachwuchs auch keine wohlhabende Familie davor, auf der Straße zu landen. Mit dem Neurotiker Wally als Vater zeigt sich der kleine Sebastian schon im Grundschulalter emotional gestört.
Milieueinflüsse schließt die Handlung dabei kategorisch aus, denn Wally hatte sieben Jahre lang keinen Kontakt zu Kassie und ihrem Sohn. So unverbrüchlich, dass der heimliche Vater sein Kind vermisst hätte, sind die Blutsbande jedoch nicht. Wallys Gleichgültigkeit gegenüber der Trennung von seiner Liebe und dem gemeinsamen Kind lässt seinen plötzlich erwachenden Familiensinn unglaubwürdig erscheinen. Ironischerweise passt seine emotionale Gleichgültigkeit zu der der übrigen Protagonisten. Roland ersetzt seine Ehefrau kurz nach der Scheidung mit Kassie, Kassie tauscht Roland unmittelbar nach dessen Heiratsantrag gegen Wally, nachdem der „The Switch“ gestanden hat. Das Happy End ist durch den verbitterten Determinismus unausweichlich. Gegen das fehlende komödiantische Gespür der Hauptdarsteller versuchen Juliette Lewis und Jeff Goldblum vergeblich anzuspielen. Warte man nur lange genug ab, werde eine magische Schicksalsmacht die Dinge von selbst richten, behauptet Wallys Schlusskommentar. Bei einer Kinovorstellung von „The Switch“ ist das Warten auf den positiven Umschwung vergeblich.
Titel: Umständlich verliebt – The Switch
Land/ Jahr: USA 2010
Genre: Liebeskomödie
Kinostart: 11. November 2010
Regie: Josh Gordon, Will Speck
Drehbuch: Allan Loeb
Darsteller: Jennifer Aniston, Jason Bateman, , Jeff Goldblum, Patrick Wilson, Juliette Lewis, Thomas Robinson
Kamera: Jess Hall
Laufzeit: 102 Minuten
Verleih: Constantin