Berlin, Deutschland (Weltexpress). Für den nächsten Schlagabtausch im amerikanischen Fernsehen zwischen dem Präsidenten Trump und seinem Herausforderer Biden dürfte es den Kontrahenten freistehen, welche Waffen sie auf Duell-Distanz wählen. Sollte es dann noch immer nicht entschieden sein, müssten für die dritte Fernsehrunde Anfragen in Nordkorea laufen, vor welches Flugabwehrgeschütz der jeweils andere zu binden sei.
Die Kommentare sind ziemlich einheitlich, was die nächtliche Auseinandersetzung anbelangte. Jedenfalls wurde nicht dem entsprochen, was ein demokratischer Wahlstratege bei BBC unmittelbar vor der Schlacht dem eigenen Kandidaten Biden empfahl: vornehm sein und sich nicht auf Trumps Stil der Auseinandersetzung einzulassen.
So kam es, dass Trump der Sendung das aufzwang, was für seine Vorstellungen für seinen Zweck zielführend sein könnte. Biden biss darauf an und Trump bestimmte die Schlammschlacht.
Jedem amerikanischen Betrachter müsste danach klar sein, in welchem Zustand sich sein Land befindet und vor allem die Aussicht für die Zukunft. Da das Land kein staatliches Gewaltmonopol kennt und vor Privatarmeen und Milizen nur so strotzt, dürfte die gestrigen Nacht als „Einberufung“ zu innenpolitischen Zwecken zu werten sein.
Man könnte sich als Europäer zurücklehnen, wenn es sich nicht um die Vereinigten Staaten handeln würde. Man hat seit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien sich aus guten Gründen schon abgewöhnt, in Zusammenhang mit der NATO, der EU und den Vereinigten Staaten als „Wertegemeinschaft“ zu sprechen. Die ist spätestens mit diesem Krieg und der Zerstörung der Charta der Vereinten Nationen „den Abfluss heruntergespült worden“.
Die Vereinigten Staaten und ihre Globalherrschaft haben die Welt wieder auf das Niveau vom 1. September 1939 heruntergezogen. Die NATO wurde seit Präsident Obama und – verfeinert durch Präsident Trump – zur „Agentur zwecks Schutzgelderpressung bei selbst verursachten Bedrohungen“. Wer annahm, das wäre schon nicht mehr zu überbieten, wird seit einiger Zeit aus Washington eines besseren belehrt.
Jeder Staats-und Regierungschef weltweit sollte sich überlegen, sein Amt anzutreten. Washington macht für alle deutlich, was einem droht, wenn man nicht nach der US-Pfeife tanzt. Wenn die in Washington schon untereinander so übereinander herfallen, hat man außerhalb der USA keine Chance.
Das heutige Ringen in den USA gibt jede Veranlassung, nicht nur angewidert die Dinge zu verfolgen. Damit wird die Demokratie als Staatsform ad absurdum geführt und die Rolle der USA seit ihrer Gründung neu zu bewerten sein.