Wenn ich mich nicht täusche, besteht der Anspruch bereits seit 1996 auf dem Papier, das es offenbar nicht wert ist, bedruckt zu sein. Das nur einmal zur Erinnerung. Auf diese unsägliche Diskussion, wer nun Betreuungsgeld bekommen soll oder nicht, ob es von Hartz IV-Leistungen abgezogen werden soll oder besser doch nicht etc… will ich hier gar nicht eingehen, weil es sich vor allem zu einer unsäglichen Vorfelddiskussion entwickelt hat.
Viel lieber möchte ich hier einmal allgemein zur Debatte stellen, wie sich diese Regierung (Landesregierungen eingeschlossen, allen voran Bayern) eigentlich die demografische Entwicklung in Deutschland vorstellt, wenn sie es noch nicht einmal schafft, vernünftige und akzeptable Betreuungsangebote zu liefern? Wie realitätsfern werden hier eigentlich Gesetzesvorschläge und Scheinlösungen dargeboten? Nun kann man noch nicht einmal mehr sagen, solche alltagsfremden Angebote seien nur von Männern vorgeschlagen werden, die nicht wissen, wie der Alltag mit Kindern aussieht und vor allem, wie ein Kind das Leben einer Frau nicht nur verändert, sondern mit wieviel Verzicht und vor allem mit welch großem Armutsrisiko überhaupt die Entscheidung, ein KInd zu bekommen, verbunden ist. Mitnichten können wir das dieses Mal den Männern in die Schuhe schieben, denn an dieser derzeit aus dem Ruder laufenden Betreuungs-Geld-Absurdität sind vor allem Frauen beteiligt. Unsere Regierungschefin ist eine Frau, wenn auch kinderlos, dem Familienministerium sowie dem für Arbeit und Soziales stehen Frauen vor… Also, woran liegt es? So privilegiert kann doch gar keine Frau sein, dass sie die Nöte der Mütter in unserer Gesellschaft nicht wissen kann. Wie kann sich jemand überhaupt eine solche Absurdität, die ja bereits nach Verhöhnung riecht, ausdenken? Damit beginnt meiner Meinung nach bereits der Skandal!
Was in Deutschland fehlt, sind Betreuungsangebote, die für jede Familie zur Verfügung sollten, gebildet oder bildungsfern. Kindergartenplätze, Hort oder Tagesstätten, egal wie man sie nennen möchte und zwar von 1-6 Jahren gleichermaßen und genauso nötig sind Ganztagsschulen. Hier findet der Skandal seine Fortsetzung im Deutschland des 21. Jahrhunderts.
Gezahlt wird ein 14-monatiges Elterngeld, um jungen Familien den Start ins Leben mit dem Neugeborenen zu ermöglichen. Das halte ich für eine gute Sache. Wer nach diesen 14 Monaten wieder zurück ins Berufsleben möchte, sollte die Möglichkeit dazu haben und zwar ohne Wenn und Aber und vor allem ohne schlechtes Gewissen. Das geht aber nur, wenn dann auch verlässlich ein Betreuungsplatz zur Verfügung steht, halb- oder ganztägig sollte dann jeweils individuell abgeklärt werden können. Aber verfügbar muss er sein. Wer dann doch lieber mit seinem Kind zu Hause bleiben möchte, sollte dafür aber doch nicht noch eine Prämie bekommen. Was ist denn das für ein Gedanke? Der einzige Gedanke, der mir logisch erscheint wäre, dass der angebotene Betreuungsplatz zu teuer ist und sich Eltern aus diesem Grund dagegen entscheiden. Und hier hätte eine alleinerziehende Mutter beispielsweise ohnehin nicht die Möglichkeit einer freien Entscheidung, es sei denn, sie will von Hartz IV leben – die Existenz eines Jobs vorausgesetzt, natürlich!
Worüber reden wir also überhaupt? Vielleicht über die Unfähigkeit Deutschlands, selbstverständliche Kinderbetreuungsplätze anzubieten? Das, was man hier bereit ist, als Herdprämie zu zahlen, sollte für die Einrichtung dieser fehlenden Plätze verwendet werden und nicht wieder dort vergeudet werden, wo es nichts bringt. Wer Kinder hat wird wissen, dass es unmöglich ist, ein Kind mit 150 Euro monatlich zu "betreuen", falls man das überhaupt in einen Geldwert umsetzen kann. Wenn wir 20 Tage Kindergartenbetreuung zugrunde legen, die wir hier rechnerisch nach Hause verlegen, wären das 7,50 Euro/Tag. Wie kann man mit 7,50 Euro pro Tag all das, was ein Kind täglich braucht wie beispielsweise Essen, Spielzeug, kreative Anregung wie Musik, Malsachen und so Nebensächliches wie durchgehende und pädagogisch wertvolle Aufmerksamkeit, das Erreichen von sozialer Kompetenz durch das Miteinander mit anderen Kindern, wie also kann man das mit 7,50 Euro am Tag ermöglichen? Als wüssten wir nicht alle, dass man mit kleinen Kindern zu Hause eben auch im Haushalt gefordert ist und nicht in der Lage sind, dem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wie kann dann noch überhaupt in Frage gestellt werden, dass zumindest ein halbtägiger Aufenthalt in einer KiTa sich nicht positiv für das Kind auswirkt? In dieser Zeit kann zu Hause der Haushalt erledigt oder eben evtl. einer Halbtagsbeschäftigung nachgegangen werden, um sich anschließend mit viel mehr Ruhe dem Kind widmen zu können?
Es ist ja wohl kaum möglich, dass nur mir diese doch eher alltagstauglichen Einfälle kommen und so frage mich, was hier eigentlich los ist? Entweder ist es die Bankrott-Erklärung der Familienpolitik oder aber schlichtweg Ignoranz. Allein die Debatten darüber haben bereits für soviel Spott gesorgt, dass wir uns schämen sollten!