Denn eigentlich begann die Partie durchaus hoffnungsvoll für die Eisernen. Bereits nach zwanzig Minuten hätte es zwei oder gar drei Tore für die Hausherren geben können. Die rot-weiß gewandeten Gastgeber starten furios. Die Löwen aus Niedersachsen sehen sich durch schnelle Angriffe vor allem über die Flügel arg bedrängt. Während rechts Marc Pferzel und Patrick Zoundi Betrieb machen, beweist auf der linken Außenbahn der junge Björn Jopek sein Talent und zeigt, warum ihn Trainer Uwe Neuhaus aufgestellt hatte. Gemeinsam mit Michael Parensen, der diesmal auf der linken Verteidigerposition agiert, sorgt Jopi, wie ihn die Kollegen rufen, für Gefahr. Mehrfach kann er nur mit Fouls gestoppt werden und in der 11. Minute zieht er von gut 17 Metern ab. Doch der Ball geht knapp vorbei.
Nur wenig später ist wieder Zoundi rechts durchgebrochen, flankt, aber Silvios Schuss wird zur Ecke abgelenkt. Dann gerät ein Kopfball von Markus Karl knapp daneben und ist es wieder Daniel Davarie, Braunschweigs letzter Mann, der in letzter Not vor Silvio rettet. Dann die 27. Minute: Silvio spielt Simon Terodde genial frei, der läuft allein auf Davari zu, will den umspielen, aber Davari angelt sich den Ball von des Stürmers Fuß. Das spätestens hätte es sein müssen. Nur sechs Minuten später hält das Stadion die Luft an. Tijani Belaid schickt mit einem sensationellen Pass Zoundi auf die Reise. Kurz bevor Davari eingreifen kann hebt der Unioner den Ball über den Torwart. Die Kugel fliegt scheinbar in Zeitlupe auf das leere Tor zu, landet allerdings nicht im, sondern nur auf dem Netz. Vielleicht wäre ein Kopfball die bessere Wahl für Zoundi gewesen.
Bis dahin hatten die Gäste sich kaum vor dem Tor von Daniel Haas gezeigt. Erst in der 36.Minute wird er ernsthaft geprüft: Norman Theuerkauf hämmert einen Freistoß aus etwa 22 Metern auf das Uniontor. Haas kann ihn gerade noch zur Ecke ablenken. Ein erster Warnschuss. Schließlich heißt es ja: Wenn du deine vielen Chancen versemmelst, reicht dem Gegner eine. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff bewahrheitete sich diese Fußballweisheit. Mirko Boland jagte von links eine scharfe Flanke in den Berliner Strafraum. Der drei Meter daneben laufende Marc Pfertzel dreht sich noch weg, bekommt aber den Bal unglücklich an den Arm. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer ist heute kein Freund von Union. Er zeigt auf den Punkt. Marc Pfitzner schnappt sich den Ball und schießt ihn humorlos ins Union-Tor.
Wie schwer die Braunschweiger Abwehr bei eigener Führung auszuspielen ist, zeigt sich in der zweiten Halbzeit. Union rennt nun weniger strukturiert an. Solche Chancen wie zu Beginn springen kaum noch heraus. Einmal abgesehen von Torsten Mattuschkas Schlenzer ans Balkenkreuz in der 78. Minute. Aber zu diesem Zeitpunkt fürchten wohl die meisten Unioner auf den Tribünen, dass dies die letzte Möglichkeit gewesen ist, den Bock noch einmal umzustoßen. Irgendwie wirken die Eisernen auf dem grünen Rasen nun ziemlich rostig. Bei allem Eifer, die Braunschweiger haben letztlich immer noch einen störenden Fuß dazwischen. Ja, und sie haben nun auch die Räume für gefährliche Konter. Auch auf Unioner Seite rettet noch dreimal das Aluminium. Und wie schon gesagt: der schwarze Mann mit der Pfeife hat an diesem Tag keinerlei Gnade mit den Eisernen. In der 90. Minute schlägt Haas einen langen Ball vor das Gäste-Tor. Terodde und Deniz Dogan springen nach dem Ball. Dem Braunschweiger fällt er auf den ausgestreckten linken Arm. Diesmal klemmt wohl Kinhöfers Pfeife.
Indes ist es nicht des Schiedsrichters Schuld, wenn die Unioner ihre Chancen nicht nutzen. Vielleicht gewöhnen sie sich bis zum nächsten Heimspiel besser an ihre Baustelle. Dann kommt die Hertha zum ersten Gang um die Berliner Stadtmeisterschaft.