In der mit 14.200 Zuschauern ausverkauften „O2 World“ gingen die Gäste durch den erfolgreichsten Stürmer der Grizzlies, Ken Magowan, in Führung (8.). doch Florian Busch sorgte im Anschluß für den Ausgleich (9.). Bis zur ersten Drittelpause blieb es bei diesem Erbenis, obwohl die Eisbären auf Sieg spielten. Das lag daran, daß Gäste-Torhüter Jochen Reimer an seine überragenden Playoff-Partien zuvor anknüpfte und seine Mannschaft mit prächtigen Paraden im Spiel hielt.
Jim Sharrow drehte dann im zweiten Drittel den anfänglichen Rückstand (23.). Die Führung für die Eisbären baute Andre Rankel aus (27.). Reimer war gegen die Schlagschüsse von Sharrow und Rankel jeweils im Berliner Überzahlspiel ohne Chance und Fortune. Die Freude der Hauptstädter währte nicht lange, denn Grizzly-Verteidiger Christopher Fischer konnte noch vor der zweiten Drittelpause auf 3:2 verkürzen (28.).
Einige Schlachtenbummler waren noch auf dem Weg zu ihren Plätzen, da glich Norm Milley für die Grizzly Adams EHC Wolfsburg aus. 3:3 nach 41 Spielminuten. Zum ersten Mal in dieser Begegnung zeigten die Berliner eine allgemeine Verunsicherung und Wolfsburg bemühte sich endlich um Spielaufbau, anstatt im Sinne der „Mannheimer Schule“ darauf aus zu sein, den Gegner kaputt zu machen. Sollte aus einem spannenden auch ein gutes Spiel werden, weil Wolfsburg mitspielen wollte?
Die Wolfsburg gaben nicht auf, blieben torgefährlich. Aber der Pokalsieger von 2009 spielte mitunter „dreckig“ und undiszipliniert. Die Folge: Strafzeiten. Allerdings schickten die Schiedsrichter Stephan Bauer und Daniel Piechaczek in den Schlußminuten Berliner auf die Strafbank und sorgten noch einmal für Aufregung beim Berliner Anhang und auf dem Eis. Die beiden Unparteiischen wollten wohl die Strafminuten (14 für die Berliner und 16 für die Wolfsburger) halbwegs gleichmäßig verteilen? Zudem nahm Wolfsburgs Trainer Pavel Gross seinen Torhüter runter. In Überzahl traf Blake Sloan (60.) zum 5:4-Endstand.
Fest steht: Die letzten zehn Duelle gegen Wolfsburg haben die Berliner gewonnen. Wenn das so bleibt, dann heißt der neue Deutsche Meister „Eisbären Berlin“.
Dann werden Journalisten sicherlich davon schreiben, daß nicht nur die Ustorf-Reihe sondern alle Reihen treffen. Vor allem: die neue Generation trifft. Das, was Ex-Eisbären-Trainer Pierre Page einst mit Eisbären-Manager Peter John Lee, aufbaute, das, was sie säten, trägt Früchte. Eisbären-Trainer Don Jackson kann die Ernte einfahren. Und er fährt die Ernte ein. Chapeau!
Dabei ist der Leitwolf der Eisbären, Stefan Ustorf, die letzten Jahre das Bindeglied zwischen den Nordamerikanern, zwischen Richie Regehr, Steve Walker, Derrick Walser, Jeff Friesen und Dennis Pederson, um nur einige zu nennen, und den "Deutschen" gewesen, weil er über die nötige NHL- und familiäre Erfahrung verfügt und zudem einen guten Draht zu Lee und Jackson hat.
Die deutschen Spieler wiederum trugen am Sonntag gegen die Grizzlies aus Wolfsburg die Hauptlast des Spiels und vor allem Defensivverteidiger Frank Hördler hielt hinten den Laden zusammen. Auch Jeff Friesen, der nicht nur NHL-Erfahrung mitbringt sondern schon den Stanley Cup in Händen hielt, brachte eine fast schon provozierende Ruhe auf das Eis. Wenn diese Mannschaft mit dieser Mischung nicht Deutscher Meister wird, dann begeben wir uns freiwillig auf die Strafbank.