Auf dem roten Teppich wird sich der öffentlichkeitsscheue Banksy kaum blicken lassen. Seinen vollen bürgerlichen Namen und sein Äußeres hält er geheim. Dass er da war, merkt man meist erst hinterher: an den Graffiti. Sechs sind es in Berlin bisher und Dieter Kosslick ließ hoffen, dass noch eines hinzu kommt:„Es wird eine große Kunstaktion.“, versprach er bezüglich Banksys Besuch. Als ein Künstler, der seine Werke für alle mitten in der Stadt präsentiert, passt Banksys Auftritt perfekt zum diesjährigen Spezialprogramm der Festspiele „Berlinale goes Kiez“. An zehn Abenden werden in jeweils einem Art-House-Kinos, unter anderem den Kant Kinos, dem Odeon und den Eva Lichtspielen, zwei Filme aus verschiedenen Sektionen der Berlinale gezeigt. „Im Zeitalter, wo immer mehr Filme auf der Armbanduhr geschaut werden, wollen wir an die Magie des Kinos erinnern, die einen gewissen Rahmen erfordert.“, so Kosslick. Dazu gehöre besonders die Magie des Vorhangs. Der wird sich zu einer Weltpremiere der besonderen Art vor dem Brandenburger Tor öffnen. Die restaurierte vollständige Fassung von Fritz Langs „Metropolis“ wird am 12. Februar live aus dem Friedrichsstadtpalast übertragen. In Gedenken an den am 11. Januar verstorbenen Regisseur Eric Rohmer wird dessen 1983 entstandener Film „Pauline a la Plague“ („Pauline am Strand“) aufgeführt.
„Die Berlinale war immer schon eine Reflektion der Stadt Berlin.“, so Kosslick, der sich anlässlich des 60. Geburtstags der Festspiele nicht nur über deren Filmprogramm sorgte: „Wenn die Kerzen teurer sind als der Kuchen, muss man anfangen, sich Gedanken zu machen.“ Anlass dazu hat der Leiter des Festivals dieses Jahr gleich doppelt: Vier Jahrzehnte Forum werden mit einer Mini-Retrospektive gefeiert, deren Kuratoren Regisseure vergangener Berlinale-Beiträge sind. Ob hundert oder sechzig Kerzen bei der Eröffnungsveranstaltung angezündet werden, wird sich zeigen. Stattfinden wird die Feier erstmals im Café Moskau gegenüber dem Kino International. Der neue Standort erinnert daran, dass die Berlinale „nicht nur ein von den Amerikanern gegründetes Filmfest, sondern auch eine Propagandaveranstaltung“ war, so Kosslick. Auf der Eröffnungsveranstaltung kann man in der ehemaligen Mokka-Milch-Bar bald nachträglich auf 20 Jahre Mauerfall und pünktlich auf 60 Jahre Berlinale anstoßen. Kosslick und Kollegen feierten auf der gestrigen Pressekonferenz schon mit einer himbeerroten Berlinale-Torte vor. Um den Kerzenpreis machte sich trotz Rezession niemand Sorgen. Kosslick:“ Die können Sie ja wieder anzünden…“ Zum nächsten runden Jubiläum.