Vier Jahre arbeitet Perrin mit Wissenschaftlern, versierten Kameramännern und Tauchern zusammen. Dabei gelangen ihm ebenso schillernde wie abwechslungsreiche Aufnahmen des unterseeischen Lebensraums. Im Gegensatz zu den mitunter bemühten oder belehrenden Kommentaren der auf ein Massenpublikum ausgerichteten Naturfilme, hält sich „Unsere Ozeane“ mit Hintergrundkommentaren zurück. Die Dokumentation verlässt sich ganz auf ihre einmaligen Bilder. Riesige Fischschwärme gleiten durch „Unsere Ozean“, als würden sie schweben. Ruhige Momente, die an das frühere Werk des Regisseurs „Nomaden der Lüfte“ erinnern. Neben den Aufnahmen von Riesen und Räubern der Meere, den Walen und Haien, beeindrucken besonders die Bilder der unscheinbaren und skurrilen Kreaturen, die „Unsere Ozeane“ beheimaten. Es braucht Ruhe, um die ohne inszenatorische Innovation aneinander gereihten Naturbilder genießen zu können. Den Mangel an thematischer Vielfalt kann der Artenreichtum der Ozeane nur bedingt ausgleichen. Dennoch ist „Unsere Ozeane“ besonders für ein Kinderpublikum sehenswert. Lange werden die Weltmeere nicht mehr diese nur teilweise entdeckte und erforschte Tier- und Pflanzenwelt bergen. Die Biodiversität, die biologische Vielfalt an Arten und Lebensräumen auf unserer Erde, geht in dramatischem Ausmaß verloren.
Um über vierzig Prozent sank die Gesamtzahl der Arten auf der Erde seit den siebziger Jahren ab. Rund 1,8 Millionen Arten sind bisher bekannt, doch die geschätzte Zahl der vermuteten Arten liegt bei 15 Millionen. Ein Teil des bisher unentdeckten Lebens könnte aussterben, bevor es gefunden wird. Am größten ist die Bedrohung durch Umweltverschmutzung und Klimaveränderung für die Lebewesen der Weltmeere. Um das vom Menschen verursachte Artensterben aufzuhalten, wurde das Jahr 2010 zum Jahr der Biodiversität erklärt. Ob die internationale Übereinkunft, das Absterben der Natur zu bremsen, etwas nützen wird, bleibt fraglich. Einen Umschwung können nur ein Umdenken in der internationalen Politik und ein bewusster Umgang des Einzelnen mit natürlichen Ressourcen erreichen. Mit ihren wundervollen Bildern erinnert Perrins Dokumentation daran, wie kostbar„Unsere Ozeane“ sind. Anfang der Siebziger plante Jaques Perrin einen Film über Umweltzerstörung. Entstanden ist er nie – die Realität hatte die Fiktion überholt. Der Blick in die Unterwasserwelt, welchen die eindrucksvollen Naturaufnahmen in „Unsere Ozeane“ gewähren, könnte einer der letzten sein.
Titel: Unsere Ozeane
Land/ Jahr: Frankreich 2009
Genre: Dokumentarfilm
Kinostart: 25. Februar 2010
Regie und Buch: Jaques Perrin, Jaques Cluzaud
Kamera: Luc Drion, Luciano Tovoli, Philippe Ros u. a.
Laufzeit: 100 Minuten
Verleih: Universum Film