Am vergangenen Wochenende wurde die diesjährige Spargelsaison in einem der bekanntesten und traditionsreichsten deutschen Anbaugebiete offiziell eröffnet. Das edle Frühjahrsgemüse wird seit 1860 rings um Beelitz kultiviert. Am Sonnabend und Sonntag strömten bei herrlichem Sonnenwetter rund 15 000 Besucher allein in den kleinen Ort Klaistow, wo der größte Produzent von Beelitzer Spargel, die Firma Buschmann & Winkelmann, zu Hause ist und einen attraktiven Spargel- und Erlebnishof betreibt, der für groß und klein vieles bietet: Scheunen- und Zeltrestaurant, Biergarten, Waldcafé, Open-Air-Bühne, Hofladen, Marktstände, Landfleischerei, Holzofenbäckerei, Kinderspielplatz mit Riesen-Hüpfkissen, Naturwildgehege, Wild- und Waldlehrpfad, Wanderwege, Streichelwiese, Ponyreiten, Kletterwald. Im Sommer können Beeren und Blumen selbst gepflückt werden.
In Klaistow war der Saisonstart zugleich mit dem 20-jährigen Gründungsjubiläum des Familienunternehmens verbunden, das zünftig mit buntem Markttreiben, Freiluftkonzert einer Liveband und Feuerwerk gefeiert wurde. Natürlich gab es im Spargelzelt schmackhafte Spargelgerichte in allen Variationen – und an den Verkaufsständen erntefrische Ware für zu Hause. Bei (hier generell) kostenlosen Betriebsführungen konnte man einen Blick hinter die Kulissen werfen und den Weg des Spargels vom Feld über die Sortierung und Verpackung auf hochmodernen Anlagen bis zum Verbraucher verfolgen. „Unser Betrieb ist absolut gläsern“, betonte Geschäftsführer Ernst-August Winkelmann und versprach: „Auch in Zukunft werden Qualität, Frische und Geschmack als besondere Kennzeichen des Beelitzer Spargels bei uns im Vordergrund stehen.“
Doch wie begann das Ganze eigentlich vor nunmehr 20 Jahren? Kurz nach dem Mauerfall, 1990, fing alles klein und bescheiden an. Der Gärtnermeister Jörg Buschmann und der Kaufmann Ernst-August Winkelmann waren als junge Männer aus Westfalen in die Mark Brandenburg gekommen, um dort in die Spargelbranche einzusteigen. Sie entnahmen Bodenproben und stellten fest: In Klaistow gibt es beste Bedingungen für das Stangengemüse, das neben Wärme vor allem lockere, sandige Böden liebt. Außerdem waren hier rentabel große Anbauflächen vorhanden. Und die Nähe zum Ballungsgebiet Berlin und Potsdam, verbunden mit der verkehrsgünstigen Lage unweit von drei Autobahnen, ließ günstigen Absatz und hohe Besucherströme erhoffen.
Neben frischem Unternehmergeist brachten Buschmann und Winkelmann auch familiär bedingtes berufliches Know-how für eine eigene Betriebsgründung mit. Die damals durch Bürgschaft des Landes Brandenburg abgesicherten zinsverbilligten Kredite sorgten für das nötige Startkapital. 1991 wurde auf lediglich elf Hektar ehemaligen LPG-Landes, gepachtet von der Treuhand, Spargel angebaut, unterstützt von nur 15 Erntehelfern. Maschinen stammten aus den elterlichen Betrieben in Westfalen. Schritt für Schritt wurde das Unternehmen ab 1994 zu einem modernen Produktionsstandort mit Sortier-, Aufbereitungs- und Kühlhallen sowie zu einem vielseitigen Erlebnishof auf- und ausgebaut. Heute beträgt die Spargelanbaufläche 450 Hektar; Buschmann & Winkelmann beschäftigen ganzjährig 70 Mitarbeiter und rund 800 deutsche und ausländische Saisonarbeitskräfte, insbesondere aus Polen und Rumänien. Für das wohlschmeckende „weiße Gold“ aus Klaistow gibt es mittlerweile über 100 Verkaufsstände in Berlin/Brandenburg. Mehr als zwei Drittel des köstlichen Beelitzer Spargels werden – gleichsam mit Frischegarantie – sowieso in der Region vertrieben, der Rest geht in andere Bundesländer, nur ein geringer Teil ins Ausland.
Jörg Buschmann und Ernst-August Winkelmann waren nach der politischen Wende die Ersten aus Westdeutschland, die sich im Osten bei Beelitz eine neue Existenz aufbauten und tatkräftig zur Wiederbelebung des hier zu DDR-Zeiten stark zurückgegangenen Spargelanbaus beitrugen. Längst sind sie mit ihren Familien voll „eingemeindet“.
Ein Tipp: Wer zum Spargel- und Erlebnishof Klaistow fährt, sollte durchaus auch einmal die nahegelegene „Spargelmetropole“ Beelítz mit ihrer liebevoll sanierten historischen Altstadt besuchen. Vom Kirchturm der Stadtpfarrkirche St. Marien hat man einen wunderschönen Blick auf das alte Ackerbürgerstädtchen und die reizvolle Landschaft des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Im Ortsteil Schlunkendorf wartet das „Spargelmuseum Beelitz“ mit einer sehenswerten Ausstellung rund um das „königliche Gemüse“ auf. Dieser Begriff geht im übrigen auf Johann Wolfgang von Goethe zurück, der auf dem Weg nach Weimar in der Beelitzer Posthalterei (heute Stadtmuseum) abgestiegen war. Von ihm stammt der Satz:: “Der Spargel ist wahrlich der König aller Gemüse; bedauerlich nur, dass seine Herrschaft so kurz währt.“ Genau sind das zehn Wochen, denn die Spargelsaison endet immer am 24. Juni.
Doch im täglich bei freiem Eintritt geöffneten Spargel- und Erlebnishof Klaistow, der sich zu einem nahezu ganzjährigen Besuchermagneten für Familien entwickelt hat, gibt es weitere saisonale Höhepunkte. Von Mitte Mai bis Mitte Juli ist Erdbeersaison. Von Juli bis Mitte September lockt die Heidelbeerernte. Ab 17. Juli bis Mitte Oktober lädt das Maislabyrinth ein. Mitte September sind die Cranberries reif. Und von Anfang September bis Ende Oktober ist wieder die größte Kürbisausstellung im Raum Berlin-Brandenburg mit über 100 000 Kürbissen, Schaubildern und originellen Kürbisfiguren zu bestaunen. Am 30. Oktober wird Halloween gefeiert. Und in der Vorweihnachtszeit erstrahlt der Hof im Lichterglanz.
Nach Klaistow gelangt man günstig über das Autobahndreieck A2/A9/A10, wobei der Spargelhof nur 1 km entfernt von der Abfahrt Glindow/Klaistow liegt und ausreichend kostenlose Parkplätze bereithält. Auch gibt es zum Spargelhof aus Berlin täglich öffentliche Verkehrsverbindungen mit Bus und Bahn sowie diverse Bus-Shuttle-Verkehre aus Berlin und Potsdam in der Wochenmitte und an Wochenenden.
Infos:
Buschmann & Winkelmann, Spargel- und Erlebnishof Klaistow, Glindower Straße 28, D-14547 Klaistow, Telefon: 033206 / 61070, Fax 033206 / 61089, E-Mail: info@buschmann-winkelmann.de, Web: www.buschmann-winkelmann.de
