Nach „Bremen“ und „Vistamar“ ist die „Fram“ das dritte und bislang größte Hochsee-Kreuzfahrtschiff, das in Stralsund anlegte. Seine Abmessungen: 11.650 BRZ, 114 Meter Länge, 20,20 Meter Breite, maximal 5,50 Meter Tiefgang und mit Kabinen für 280 Passagiere. Mit seinen moderaten Maßen ist das 2007 auf der Fincantieri-Werft in Italien speziell für Arktis- und Antarktisreisen gebaute Schiff genau richtig für Stralsund.
Zartes Pflänzchen Kreuzfahrttourismus
Um 11 Uhr stieg Lotse Jörg Falk vom Lotsenboot „Muttland“ auf die „Fram“ über und beriet Arild Harvik drei Stunden auf der Brücke. Währenddessen genossen die Passagiere die sonnige Bodden- und Sundreise zwischen Rügen und Festland. Mit dem Ausflugsschiff „Sundevit“ fuhren Oberbürgermeister Dr. Alexander Badrow, Bürgerschaftspräsident Peter Zimmer, Pressevertreter, Gäste und eine Gruppe FH-Studenten des LTM-Faches „Maritimer Tourismus“ der „Fram“ entgegen. Begleitet wurde die „Fram“ von Booten der Wasserschutzpolizei, der Bundespolizei See, dem DGzRS-Rettungsboot „Hertha Jeep“ sowie dem hansestädtischen Feuerlöschboot mit sprühenden Wasserfontänen. Passagiere und Crew waren beeindruckt, hatten sie so etwas bislang noch nicht erlebt. „Das zarte Pflänzchen Kreuzfahrttourismus am Sund“, so der Reiseleiter über Bordlausprecher, „entwickelt sich! Wir wünschen der Hansestadt viel Aufwind dafür!“ Bei der Gelegenheit bescherte er Stralsund gleich 10.000 Einwohner mehr, indem er von 68.000 sprach.
Am Nautineum, das an diesem denkwürdigen Tag freien Eintritt spendierte, bereiteten Hunderte von Einwohnern dem Schiff aus Narvik bei Wind und Sonnenschein einen großen Empfang und zeigten sich von ihrer besten Seite.
Großes Programm in kurzer Zeit
Als das Kreuzfahrtschiff pünktlich um 14 Uhr anlegte, krachten zur Begrüßung Böllerschüsse der historisch uniformierten Schützenkompagnie in die Luft, untermalt von flotten Spielmannszug-Klängen. Die Zuschauer klatschten mehrfach Beifall.
Mit Sekt wurden die Passagiere – rund 200 überwiegend Deutsche, aber auch Norweger, Holländer und Schweizer – empfangen und anschließend von der Weißen Flotte rund um den Dänholm, natürlich mit bestem Blick auf die „Schokoladenseite“ der Hansestadt an den Passagierkai vor dem Ozeaneum gebracht.
OB Dr. Badrow und Stadtpräsident Peter Zimmer überreichten Kapitän Arild Harvik und seinen Offizieren Stadtwappen und Wimpel zum Erstanlauf. Rasmus-Hering und Stralsunder Marzipan gingen als Gastgeschenke an die Passagiere und die 70-köpfige Crew. Im Anschluss an das kleine Zeremoniell führte Harvik seine Gäste durchs Schiff.
In mehreren Gruppen erlebten die Passagiere eine Stadtführung – OB Badrow übernahm diese Aufgabe für seine Gäste – und wurden schließlich um 17.15 Uhr mit der „Hanseblick“ wieder zum Nautineum an Bord „ihres“ Schiffes gebracht.
Um 19 Uhr legte die „Fram“ unter Shantyklängen ab und nahm Kurs auf ihren nächsten Hafen Gdynia in Polen.
Auf dem Reise-Programm „Schätze der Ostsee“ stehen auch Tallin/Estland, Sankt Petersburg/Russland, Helsinki/Finnland, Mariehamn/Aalands Inseln sowie Kalmar/Schweden.
Meilenstein mit Sogeffekt
Zu wünschen wäre es als Folge dieses Besuchs, dass sich ein Sogeffekt einstellt und weitere Reedereien wie Veranstalter die Hansestadt in ihre Planungen einbeziehen wie zum Beispiel Plantours & Partner aus Bremen mit ihrer „Hamburg“, die 2014 kommen soll.
Insgesamt müssen „nur“ die Konditionen stimmen und die jeweiligen Schiffsabmessungen zu den Hafenbedingungen passen. Was Sundstadt jetzt klar bewiesen hat.
Stralsund rückt damit als dritter Kreuzfahrthafen im Land – neben Wismar und Rostock – verstärkt in den Focus der Fahrplangestalter. Der Anlauf am 13. Mai 2013 war nicht nur spektakulär, sondern auch ein Meilenstein in der kreuzfahrttouristischen Entwicklung. Neben Flusskreuzfahrtschiffen würde Stralsund als einziger Hafen im Land in Zukunft auch mit Hochseekreuzfahrtschiffen glänzen können. Das vom Amt für Wirtschaftsförderung unter Federführung von Katrin Fischbeck ausgearbeitete Besuchsprogramm jedenfalls konnte sich sehen lassen.
In der schon legendären Hurtigruten-Flotte laufen im Übrigen drei auf der Stralsunder Volkswerft gebaute Schiffe, die den Grundstein für einen neuen Typ gelegt haben: „Kong Harald“ (6/1993), „Richard With“ (12/1993) und „Nordlys“ (4/1994).
Neben dem Besuch der Hansestadt zeigte die Reederei ihren Gästen auch die Geburtsstätte dieser Linienschiffe, die zu ihrer vollen Zufriedenheit das ganze Jahr auf der legendären Postschiff-Route zwischen Bergen in Südnorwegen und Kirkenes an der russischen Grenze verkehren.
Aus Kirkenes mit an Bord dabei war auch Nicole Merten, die bis Ende vergangenen Jahres noch auf der „Gorch Fock“ (I) beschäftigt war und jetzt in ihrer neuen Heimat touristische Programme für die Hurtigruten-Gäste an der norwegisch-russischen Grenze anbietet.