Berlin, Deutschland (Weltexpress). Mit „Hail, Caesar!“ starteten am Donnerstag die 66. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Mit Eröffnungsfilmen ist das immer so eine Sache. Man will ja nicht gleich zu Anspruchsvoll die Berlinale beginnen, obwohl es das auch schon gab. Die Berlinale sieht sich ja selbst als politisches Festival, dass aber auch die großen Premierenfeiern nicht zu kurz kommen lassen will.
Mit dem neuen Film der Coen-Brothers namens „Hail, Caesar!“ hat die Berlinale diesmal den optimalen Film zum Start ausgewält. Sie ist dabei auf Nummer sicher gegangen. Denn zum einen liefern die Coen-Brüder meistens immer Qualitätsarbeit ab mit ihrer eigenwilligen und skurillen Art und zum anderen läuft zuleich die Hollywood-Starriege mit George Clooney, Tilda Swinton, Josh Brolin und Channing Tatum zur Eröffnung auf. Eingerahmt wurden diese Größen vom Starensemble der Berlinale-Jury, allen voran Meryl Streep und Clive Owen. Und es durfte ein gelungener Abend werden. Nicht weil die Eröffnungszeremonie besonders gelang. Den Ablauf dieser Abende kennen wir ja seit Jahren. Anke Engelke moderiert und liefert sich mit Dieter Kosslick den einen oder anderen Wortwitz. Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Bürgermeister Michael Müller halten Reden, in der sie die wirtschaftliche Wichtigkeit des Filmstandorts Berlin im Besonderen und Deutschland im Allgemeinen hervorheben und aktuelle politische Bezüge zur Berlinale herstellen. Dieses Mal war das die Flüchtlingskrise.
Dieter Kosslick dankte allen, allen voran den Partnern der Berlinale, ohne die diese Großveranstaltung nicht möglich wäre. Die Berlinale Jurys (Wettbewerb, Erstlingswerk, Kurzfilm) wurden vorgestellt. Same Procedure as every Year, um es mit Dinner for one auszudrücken.
Nein, gelungen war dieser Abend, weil eben der Film „Hail, Caesar!“ gelungen ist. Das ist das, was am Ende des Abends und von der Kinopremiere hängenbleibt. Punkt.
„Hail, Caesar!“ ist eine durch und durch ironische Persiflage auf das Hollywood der 1950er Jahre, seinem goldenen Zeitalter. Im Zentrum und Mittelpunkt steht Eddie Mannix, der hier als eine Art Sicherheitschef oder Mann für alle Probleme beim Hollywood Studio Capitol Pictures fungiert. Er kümmert sich um die Hollywoodstars, regelt deren Probleme, gleich mit Verschwiegenheitsgarantie gegenüber der Öffentlichkeit und fungiert auch als eine Art strenge Vaterfigur gegenüber den Stars. Deren Probleme spitzen sich zu, als der Star des Monumentalfilms „Hail, Caesar!“ Baird Whitlock (George Clooney) von kommunistischen Drehbuchschreibern entführt wird. Ironische Seitenhieb auf die kommunistische Hexenjagd der McCarty-Ära dürfen nicht fehlen. Nebenbei hat Mannix noch viele andere Probleme des Studios zu lösen, so die der Hollywood Diva DeeAnna Moran (Scarlett Johansson), die einen uneheliches Kind erwartet, was im prüden Amerika und Hollywood der 1950er Jahre einem Skandal gleichkommt, mit einem Westernfilmstar der plötzlich in einem ernstem Drama spielen soll und dessen Sprachmängel sofort zutage treten und seinen Regisseur zur Verzweiflung treiben (wunderbare Szene mit Alden Ehrenreich und Ralph Fiennes), mit zwei Klatschkolumnistinen, die unbequeme Details aus dem Studiosystem ausplaudern wollen (Paradedoppelrolle für Tilda Swinton), als auch mit eigenen Problemen wenn ihn eine Fluggesellschaft mit eigenem lukrativem Angebot abwerben will und er doch eigentlich vorrangig darum bemüht ist mit dem rauchen aufzuhören.
„Hail, Caesar!“ bewegt sich gekonnt durch all diese Szenarien und Problemfälle von Eddie Mannix mit viele Situationskomik und Witz. Die Coens agieren auf gewohntem Terrain und jonglieren die vielen Szenen ohne den Faden zu verlieren. Fantastisch. Vor allem aber ist der Film gespickt mit Anspielungen auf die großen Genrefilme der goldenen Hollywood-Jahre. Da Mannix im Studio zwischen den verschiedensten Filmproduktionen herumswitcht, erleben wir, wie die Coens vom Monumentalfim über Western und Musical bis zum Drama alle Arten aufs Korn nehmen. Und so gibt es beim Dreh des Studiofilms „Hail, Caesar!“ die ein oder andere Szene, die uns unweigerlich an Ben Hur, einem der Monumentalfilme der 1950er Jahre, erinnern lässt.
Zugleich wirft der Film auch einen verspielten Blick hinter das Studiosystem jener Zeit. Den obwohl inzwischen als goldenes Zeitalter bekannt war bei weitem nicht alles golden. Eine Zeit in der die Stars Leibeigene des Studiosystems waren und deren öffentliches wie privates Leben knallhart den Konditonen des Systems unterworfen war. Scharfsinnig wird das in einer der Schlussszenen des Film vorgeführt, als der Star Baird Whitlock (George Clooney) Eddie Mannix gegenüber sitzt und – von seinen kommunistischen Entführern geläutert – über die kapitalistischen Untiefen des Studios herzieht, worauf ihn Mannix an die Kandare nimmt und ihm unmissverstaendlich klarmacht, wie er sich als Star gegenüber der Öffentlichkeit und dem Studio zu verhalten hat. Das gipfelnd in dem Satz, dem er ihm beim Herausgehen nahelegt: „Be a Star.“
Die Maschinerie Hollywood, der er sich verpflichtet fühlt, muss weiterlaufen. Immer weiter. Neben all den Untiefen der klassischen Hollywood-Zeit, über die der Film herzieht, ist er zugleich auch eine Verbeugung vor jener Epoche und den Filmen, die sie hervorgebracht hat. „Hail, Caeser!“ ist auch eine Hommage. Das schwingt in allen Szenen mit, insbesondere dann, wenn die Coens die Hollwwood-Filme jener Zeit zitieren und gekonnt humorvoll in Szene setzen. Dass das gut gelingt, das haben sie auch ihrem Stammkameramann Roger Deakins zu verdanken. Wer die klassischen Hollywood-Filme jener Zeit zu schätzt weiß, der wird mit diesem humorvollen Blick voll auf seine Kosten kommen.