Wolfsburg, Deutschland (Weltexpress). Wer hätte das gedacht, dass die Grizzlys Wolfsburg gegen die Eisbären Berlin gewinnen könnten? Nein, noch nicht einmal daheim am Mittellandkanal kann das gelingen, es sei denn, das die Gäste dauernd auf der Strafbank Platz nehmen.
In Überzahl holt die Mannschaft von Pavel Gross alles raus, was geht. So auch gestern Nacht. Das Tor des Tages für die Braunbären aus Wolfsburg fiel – richtig – in Überzahl. Christoph Höhenleitner erzielte den Ehrentreffer für den Gastgeber vor 4 122 Zuschauer in der Wolfsburger Eisarena (16.), darunter gut und gerne 300 Eisbären-Fans, in der Gross als Cheftrainer der Grizzlys vermutlich zum letzten Mal an der Bande stand.
Schade eigentlich, dass niemand Gross groß Beifall spendete für erfolgreiche Jahre, noch nicht einmal ein klein wenig. Wer ehrlich ist, der muss nämlich zugeben, dass die Eisbären gegen einen äußerst dezimierten Gastgeber, der einen beachtlichen Kampf bot, gewannen. Alexander Weiß, Philip Riefers, Alexander Karachun und Tyson Mulock bleiben jedoch glücklos. Und die Stürmer Tyler Haskins, Mark Voakes, Fabio Pfohl und Kamil Kreps fehlten, zudem zwei Verteidiger. Dann musste auch noch Stephen Dixon mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe vom Eis, weil er Sven Ziegler böse checkte.
Zuletzt brachte der 1968 in Aussig (nach Flucht und Vertreibung der Deutschen Ústí nad Labe genannt) geborene ranke und schlanke Trainer, der unter anderem bei Sparta Prag und Berlin Capitals spielte, die Wolfsburger zwei Mal ins Finale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Zugetraut hatten ihm das die wenigsten Beobachter angesichts der Spieler, die er zur Verfügung hatte, obwohl er mit Manager Charly Fliegauf im Rahmen der Möglichkeiten klug einkaufte, weswegen ihm bei den Gegnern in der DEL durchaus Achtung gezollt wurde. Die Grizzlys Wolfsburg waren immer für eine Überraschung gut, aber nicht gut genug für den Meistertitel wie auch 2011, als die Berlin Eisbären erneut gewannen.
Die Abschiedstournee des Pavel Gross mit den Grizzlys Wolfsburg wird wohl am Freitag in Berlin zu Ende gehen. Beifall von Berlinern und Brandenburger wäre das wert. Danach wird der Gute Trainer der Adler Mannheim. Wenn in Berlin und Mannheim noch ein wenig mehr Geld in die Hand und in gute Spieler sowie den Nachwuchs investiert werden würde, dann bekäme der EHC Red Bull München endlich wieder Gegenwind.
Der Berliner Rekordmeister, der als Zweiter der Tabelle der DEL in die Playoffs gegen die Grizzlys ging, braucht nur noch einen Sieg in dieser Viertelfinal-Serie. Ob wie am Mittwoch in Wolfsburg wieder Neuzugang Rihards Bukarts (4.), Mannschaftskapitän André Rankel (24.) und Louis-Marc Aubry mit einem Schuss ins leere Tor (60.) treffen, oder andere, das dürfte Eisbären-Cheftrainer Uwe Krupp wenig wichtig sein. Die Palette seiner Torschützen ist lang und die Tiefe im Kader breit. Allerdings traut dieser Mannschaft noch niemand das Durchsetzungsvermögen zu, das man braucht, um den alten und amtierenden Meister aus München im Best-of-seven-Modus zu besiegen.