Brand, Brandenburg, Deutschland (Weltexpress). Tief in dunklen Brandenburgischen Kiefernwäldern und nicht weit vom märkischen Sumpf erhebt sich mitten auf märkischem Sand eine Kuppel unter deren Dach das ganze Jahr über ein Regenwäldchen bei sommerlichen Temperaturen samt Sauna- und Badefreuden geboten werden. Statt märkischer Heide ist das 2004 in einem Lastenluftschiff-Schloss auf dem Gelände des einstigen Flugplatzes Brand, das noch früher ein Fliegerhorst der Luftwaffe der Wehrmacht war, errichtete Tropical Islands jetzt des Märkers Freude.
Nachdem im Laufe der letzten Jahre die einstige Cargolifter Werfthalle, die seit ihrer Fertigstellung im November 2000 mit 360 Meter Länge, 210 Meter Breite und 107 Meter Höhe als größte freitragende Halle der Welt gilt, bis auf den letzten Freiraum am Boden vollgebaut wurde mit Ereignisfeldern und Schlafstätten, plante die Tropical Island Management GmbH den Gang aus dem Gewölbe. Der Durchbruch nach draußen wurde vollzogen und gestern, am 20. Mai 2016, der 35.000 Quadratmeter große Außenbereich namens Amazonia offizielle eröffnet.
Seit dem ersten Mai genießen die Gäste des bisher komplett überdachten Freizeitparks Tropical Islands bereits Badespaß unter den Augen des Roten Adlers, des Wappentieres des Bundeslandes Brandenburg. Gestern allerdings schwebten ein Dutzend bunte Drachen über dem Gelände, auf dem sich Dutzende Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien am Nachmittag in teils spießiger, teils legerer Kleidung versammelten. Zum Dunkel der eleganten Kleiderträgerinnen sowie langweiligen Anzug- und Krawattenträger wurde viel Beige gemengt und ein Kessel Buntes getupft. Toll. Auch Vertreter der Botschaften Brunei Darussalam, Malaysia, Indonesien, Kambodscha und Vietnam in Berlin waren nach Brand gereist. Die Aufsichtsratsmitglieder von Tropical Islands, Gerard Nathan, Jamie Buchan und Joachim Hagemann waren ebenfalls am Ort des Geschehens.
Dass der Außenbereich die Attraktivität des Tropical Islands „als ganzjähriges Reiseziel“ steigert, wie Jan Janssen, Geschäftsführer Tropical Island Management GmbH auf der am Mittag vor der feierlichen Eröffnung abgehaltenen Pressekonferenz erklärte, glaubt man gerne, denn die von 66.000 Quadratmetern im Dome um 35.000 Quadratmetern Wasserpark unter freiem Himmel auf über 100.000 Quadratmeter erweiterte Fläche für Freizeitspaß bietet Mann und Frau, Jung und Alt sowie In- und Ausländer – also allen, die bezahlen können und wollen – nun noch mehr Spiel, Spaß, An- und Entspannung. „Somit ist jedes Wetter Tropical-Islands-Wetter“, freut sich Janssen.
Dass sich Hunderte Gäste am Badevergnügen der Außenanlage erfreuen, das konnten wir nach der Festveranstaltung selber sehen, denn Amazonia „gehörte“ an diesem Freitag nicht „nur den geladenen Gästen“, wie es fälschlicherweise in der „Berliner Morgenpost“ heißt, sondern allen. Und das ist gut so.
Zwar gaben der als Aufsichtsratsvorsitzender von Tropical Islands angekündigte Gerard Nathan vom „Investor“ aus Malaysia, Gerhard Geising, Generalplaner und Architekt bei Geising und Böker, sowie Kathrin Schneider, Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, Anekdoten und gute Laune zu Protokoll gegenwärtiger Ereignisse, doch immerhin verkündete Janssen Zukunftspläne. Von unter 2.000 auf rund 9 000 Betten solle das bestehende Angebot Schritt für Schritt erweitert werden. Ein Vier-Sterne-Hotel in knapp einem Kilometer Entfernung, Baubeginn irgendwann im nächsten Jahr, ein Motel und Ferienhäuser seien geplant und würden das Mobil Home und den Campingplatz perfekt ergänzen. Außerdem solle der Bahnhof, der kein Bahnhof sei, zu einem Bahnhof werden. Von diesem Noch-nicht-aber-bald-Bahnhof Tropical Islands fahren kostenlose Zubringerbusse, deren Fahrzeiten laut Janssen auf die Züge abgestimmt seien. Sie würden die Reisenden bis vor den Haupteingang zum „Tropical Islands Dome“ und zurück zum Bahnhof bringen.
Nach dem Ansprechen dieser Pläne für „Europas größte tropische Bade- und Erlebnislandschaft“ war Party angesagt. Die Band „Bossa Nova“ spielte auf, Tänzer tanzten und Trommler trommelten. Fürs leibliche Wohl war auch gesorgt: Für die Gäste gab es Burger und Curry Wurst, auch Asiatisches wie Frühlingsrollen und süße Sachen samt allerlei Obst wurden gereicht, Bier und Brause, Wasser und Wein und vieles mehr flossen in Strömen. Richtig, Reden, beispielsweise von Britta Steffen, Doppel-Olympiasiegerin und mehrfache Europa- sowie Weltmeisterin im Freistil und Weltrekordhalterin, wurden gehalten. Regen gab es keinen. Das Wetter spielte mit. Die Sonne schien, ein leichter Wind weht über die märkischen Wälder, den märkischen Sumpf und Sand. Nur der Rote Adler fehlte.