Filme über Baseball kennt man hierzulande aus dem früh nachmittäglichen Fernsehprogramm am Wochenende. Man sieht sie sich mangels Alternativen an oder weil man noch zu jung ist, um zu wissen, dass Baseball hier eigentlich kaum jemanden interessiert. Vielleicht ist deshalb auf dem Kinoplakat weit und breit kein Baseballschläger oder Ball zu sehen. BACK IN THE GAME ist der Titel für das deutsche Publikum, im Original heißt er TROUBLE WITH THE CURVE. Ein Versuch den Film sprachlich zugänglicher zu machen, denn im Grunde muss man Baseball weder verstehen noch kennen, um den Kern des Filmes zu begreifen.
Mickey, benannt nach der Baseball Legende Mickey Mantle (*1931 – ” 1995), verlor ihre Mutter mit sechs Jahren und der alleinerziehende Gus steckte sie bald in ein Internat. Inzwischen eine erfolgreiche Anwältin und wie ihr Vater völlig auf den Job ausgerichtet, lässt sie alles stehen und liegen, um aus einem „unerklärlichen Verantwortungsgefühl“ heraus an seiner Seite zu sein, als sich sein Chef und langjähriger Freund Pete (John Goodman) bei ihr aus Sorge um Gus meldet. Für sie ist es auch die vielleicht letzte Gelegenheit, die Distanz, die zwischen ihr und ihrem Vater, von dem sie sich zurückgestoßen fühlt, abzubauen.
Im Baseball gibt es verschiedene Wurftechniken, und wie im Leben, der Familie und Karriere kommt es auch darauf an, wie die Bälle angenommen werden. Konfrontiert mit der neuen Situation, sortiert Mickey ihre Prioritäten neu. Gus hingegen ist dazu nicht bereit. Was anfänglich nach reiner Sturheit eines alten Mannes aussieht, wird im Lauf des Films zuerst für den Zuschauer, dann auch für Mickey klar. Gus liebt seine Tochter sehr, aber ein Ereignis aus der Vergangenheit hielt ihn davon ab, der Vater zu sein, den Mickey sich wünschte. Dies wäre jedoch kein Eastwood Film, würde Gus sich von heute auf morgen ändern.
Die Schwäche von BACK IN THE GAME ist seine Vorhersehbarkeit. Man muss nicht ausgesprochen zynisch sein, um zu erahnen wie Mickeys Aufstiegschancen in der Anwaltskanzlei sind. Man braucht auch keine Kristallkugel um nach dem ersten Auftritt des Erdnussverkäufers zu wissen, dass dies nicht seine einzige Szene gewesen ist, ganz zu schweigen davon dass Johnny (Justin Timberlake), das ehemalige Baseball-Talent, und Mickey zueinander finden. Diese Vorhersehbarkeit nimmt dem Film die Spannung, macht ihn deshalb jedoch lange nicht langweilig.
BACK IN THE GAME ist kein zweites MILLION DOLLAR BABY, aber er ist ein ordentlicher Film – wenn auch zu vorhersehbar. Clint Eastwood überzeugt uneitel als Mann, der nicht nur in seinem Beruf als Fossil gilt, sondern dessen Körper es ihn ebenfalls wissen lässt. Das Zusammenspiel mit Amy Adams berührt und überhaupt zeichnet Einfühlsamkeit diesen Film aus. Dabei drückt er weder auf die Tränendrüse, noch ist er süßlich. Manchen mag BACK IN THE GAME zu entschleunigt sein, aber nicht zuletzt dank der soliden bis ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen des bis in die Nebenrollen passend besetzten Filmes, ist er nicht langweilig.
BACK IN THE GAME (USA, 2012); Verleih: Warner Bros. Pictures; Filmlänge: 111min; Regisseur: Robert Lorenz; Drehbuch: Randy Brown; Besetzung: Clint Eastwood, Amy Adams, John Goodman, Justin Timberlake, Robert Patrick; FSK: ab 6 Jahren; Kinostart: 29. November 2012 (Deutschland).