Das Filmplakat zeigt es überdeutlich: Hauptdarsteller Eddie Murphy und sein Filmcharakter Evan Danielson müssen sich abschleppen. Mit Filmtöchterchen Olivia (Yara Shahidi), die der Karriere versessene Geschiedene auf dem Poster zu “Imagine that – Zu Hause ist der Zauber los” huckepack trägt. Eine ebenso schwere Last ist das müde Drehbuch, welches unter Humorlosigkeit und Morallastigkeit leidet. In einer Karrierekrise erhält Finanzmanager Evan unerwartet Unterstützung von Olivia. Deren unsichtbare Fantasiespielgefährtinnen, Prinzessinnen mit Namen wie Pompi- und Papuo-sonstwas, können Entwicklungen in der Wirtschaft vorhersagen. Olivia wird als Sprecherin ihrer unsichtbaren Spielgefährtinnen, ohne es zu begreifen, zu Evans beruflicher Beraterin. Da Evans Konkurrent, der seine Klienten mit mystischem Indianergetue blendende Johnny Whitefeather (Christian Hayden Church) ist, wirken Evans Kindersprüche von verliebten Firmen und doofen, ollen Heulsusenaktien vergleichsweise seriös. Doch es kommt, wie es in sentimentalen Familienfilmchen kommen muss: Evan muss sich entscheiden, wem seine Liebe tatsächlich gilt: Kind oder Karriere. Da “Imagine that – Zu Hause ist der Zauber los” wirklichkeitsfremder Hollywoodzauber ist, winkt am Ende der glückliche Ausgang auf jeder Ebene. Stell sich dass mal einer vor.
Eddie Murphy hat alles verloren. Seine Jugend, seinen Witz, seinen Charme, sogar seinen Synchronsprecher. Dass mit der Jugend wäre halb so schlimm. Komikerkollegen Jim Carrey oder Will Smith schaffte rechtzeitig den Absprung in Dramen- oder großes Actionkino. Die verlorene Komik ließe sich auf die einfallslosen Drehbüchern schieben. Chris Matheson und Ed Solomons “Imagine that – Zu Hause ist der Zauber los” ist ein schlimmes Beispiel für letzte. Eddies Charme schien wie bei den meisten Komiker an seinen Witz gekoppelt. Und der Synchronsprecherverlust? Ist ein alarmierendes Warnzeichen. Für die deutschen Zuschauer klingt Eddie nicht einmal mehr wie Eddie, sondern erscheint in jeder Beziehung als leere Hülle des erfolgreichen Komödiendarstellers, der er einmal war. Ob es den Produzenten die Mühe oder das Geld nicht wert war? Angesichts der mangelnden Qualität der kreuzbraven Familienkomödie wäre beides verständlich. Ohne Humor wirkt Murphys Herumalbern meist eher unverschämt. In “Imagine that” ist es nur noch mitleiderregend. Auf angeblichen Wunsch der von seiner Tochter erfundenen Prinzessinnen muss Murphy sich auf offener Straße singend und tanzend zum Gespött machen, um einen karrierefördernden Finanztipp zu erhalten. Eine schmerzlich treffende Metapher dafür, wie der Hauptdarsteller für eine Filmgage nach der Pfeife drittklassiger Regisseure wie Karey Kirkpatrick tanzt. Das Wörtchen “Imagine” kommt bei Kirkpatrick nur im Titel vor. Er selbst scheint keine Vorstellungsgabe zu besitzen.
Bei genauem Hinsehen ist sogar die Grundhandlung geklaut. Ein Kind kann anhand eines magischen Spielzeugs – in “Imagine that – Zu Hause ist der Zauber los” spielt eine Kuscheldecke eine entscheidende Rolle bei Olivias Börsenvorhersagen – Erwachsenen lukrative Gewinntipps geben. In den Grundzügen entspricht dies D. H. Lawrence Kurzgeschichte “The Rocking Horse Winner”. Von deren psychologischer und erzählerischer Brillanz lässt “Imagine that” nichts übrig. Der bittere Unterton geht fast gänzlich verloren: was ein Kind können muss, um ein wenig elterliche Aufmerksamkeit zu erringen, welche dann nicht einmal ihm selbst, sondern dem mit seiner Hilfe gewonnenen Geld gilt. Das bittere Fazit von Lawrence Novelle bleibt: Besser fort aus einer Welt, wo man den Finanzmarkt vorhersagen muss, um liebevolle Eltern zu finden.
Titel: Imagine that – Zu Hause ist der Zauber los
Start: 29. Oktober
USA 2009
Genre: Komödie
Regie: Karey Kirkpatrick
Drehbuch: Chris Matheson, Ed Solomon
Darsteller: Eddie Murphy, Thomas Hayden Church, Vanessa Williams, Yara Shahidi
Verleih: Paramount