Binder berichtet in einem ziemlich lakonischen Stil, man nimmt ihr den „Bullen“ ab, da sie gern Sympathiepunkte verteilt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Kotze stinkt, eine ungewaschene Frau ist eklig, faulige Zähne sind kein Genuss – man kann bei ihr förmlich mitriechen. Die Originalität der Geschichten ist beeindruckend, auch wenn sie literarisch relativ einfach und hölzern daher kommen.
Die Gründe für das Elend registriert Binder allerdings nicht. Sie macht Dienst nach Vorschrift – den aber sehr korrekt. Polizistinnen sind halt leider Gottes auch nur Menschen, sonst wären sie wahrscheinlich Mutter Theresa geworden. Und ich meine nicht Theresa Orlowski.
Der Titel ist geil, der Untertitel idiotisch, er klingt nach der Couch eines Seelenklempners. Den hat aber Binder nicht nötig, da sie immer Abstand zu ihrem Erleben als Polizistin hält. Das Buch ist insgesamt nicht schlecht. Es gibt uns einen Einblick in den Alltag der kleinen Streifenbullen, die nichts anderes können als die Bürger vor den Schrecken der Nachbarn zu bewahren und für uns den Kopf hinhalten wenn die Zeitbombe in der Spezies Mensch tickt. Man bekommt beinahe Mitleid mit den Bullen dieser Welt.
Folgt also der Polizistin in 26 Geschichten durch ihre Einsätze bei der Autobahnpolizei, auf Streife und bei der Kriminalwache, die Lektüre ist ein Gewinn!
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Janine Binder, Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt, 256 Seiten, Piper Taschenbuch Verlag, 2011, 8,99 Euro