Stadt und Schloß Aulendorf
Noch heute ist der Ort Biertrinkern ein Begriff und Marktfleck, auch wenn manche Markt- heute Einkaufshallen sind, die auf der „grünen Wiesen“ vor dem Ortsschild stehen. Doch der Residenzort der Grafen von Königsegg-Aulendorf, der im 19. Jahrhundert als Eisenbahnknoten auch an wirtschaftlicher Kraft gewann und deswegen 1950 die Stadtrechte erhielt, wartet mit einer kleinen Fußgängerzone, die von Bürger- und Geschäftshäusern gesäumt wird, auf, welche zum schönen Schloß führt. Weitere Wege führen hoch und runter durch die kleine Stadt, denn der heutige Kneippkurort liegt zwischen 540 bis 676 m üNN am Westrand des Schussentales im Norden des Landkreises Ravensburg und also im Südosten des Bundeslandes Baden-Württemberg.
Der Ritterkeller
Das Schloß Aulendorf ist ein aparter Mix mehrere Epochen bildender Baustile und steht auf einer Burganlage aus dem beginnenden 13. Jahrhundert. An dessen Sonnenseite, dem Südhang, liegt das „Hotel Arthus mit seinem „Ritterkeller“, wo der Mundschenk, der lustige Ludwig, in toller Tracht für die Versorgung der Gäste mit Getränken im wahrsten Sinne des Wortes Sorge trägt und manchmal auch ein Brett voll Fleisch.
Weil Kelche mit Met, Krüge mit Bier und Köstlichkeiten am Knochen mit der Hand gegriffen werden, beginnt das ritterliche Rahmenprogramm mit Händewaschen. Rosenwasser in einem Holzbottich sorgt für Sauberkeit und bietet die erste Basis für schönste Stilblüten, woraufhin den Teilnehmern am Mahl der Trühler umgehangen wird. Beim „Großen Rahmenprogramm“ folgen sodann Giftprobe, Schandgeige, Schnupftabakschleuder und so weiter geht es fort bis der Gaukler kommt und sich um Kurzweil beim Gelage kümmert.
Vom Ritter-, Bürger-, Sommer- und Wintermahl
Reich ist die Auswahl, die im „Rittersaal“ auf den Tisch kommt. „Rittersaal“? Gemeint ist der eingangs beschriebene Gewölbekeller der Schloßbrauerei von Graft Anton Eusebius von Königsegg. Zwischendurch verkaufte der Graf die Brauerei an seinen Braumeister. Doch die von Familien Funk 1891 erworbene Brauere wurde von Graf Erwin von Königsegg um 1904 zurückgekauft, so daß 1910 die beiden Aulendorfer Brauereien Schloßbrauerei und Brauerei Härle zum Brauhaus Aulendorf fusionierten. Die alte Brauerei wurde zu einem Gasthaus umgebaut und 1919 an die Familie Spähn verkauft, die seit bald 100 Jahre den Familienbesitz hegt, pflegt und ausbaut. Die Speisenfolge im Ritterkeller muß nicht mehr ausgebaut werden. Mehr geht nicht!
Das „Rittermahl“ umfaßt süffigen und edlen Met, der nicht nur in der Geschmacksrichtung Honig sondern auch in Orange und Tanne in den Tonkrug kommt. Gemüse, neudeutsch: Fingerfood, aus dem Klostergarten wird getunkt und geknabbert, dann das Steinbrot von der Hofbäckerei aus dem heißen Ofen geholt, mit Zwiebelschmalz, Kräuterquark oder schlicht gesalzener Butter bestrichen und rein in die Futterlucke. Dazu paßt, richtig, ein Feuerschlucker.
Nach diesem Spektakel führt mit Volldampf der lustige Ludwig weiter, immer weiter durchs Programm, durchs offenkundig muntere Mittelalter, das in Europa vom 6. bis zum 15. Jahrhundert währte, und erklärt die Tischregularien, faltet die Seinen zum Tischgebet zusammen, lehrt das Löffeln einer Suppe, einer kräftigen Rinderbrühe mit Flädlein, und zwar ohne Besteck. Ausrufezeichen. Vorlaute Fräulein oder freche Burschen müssen schon mal mitmachen beim Kleckern, während die anderen Gäste glotzen, kräftig klatschen, lauthals lachen, frech fotografieren und tüchtig trinken. Und immer wieder ertönt der Spruch „Auf die Gesundheit“. Der Marillenschnaps, ein Brand aus rinnt einer Hundertschaft von Kehlen runter. Klar: Auf „Kurzweyl, Trunk und Gaumenfreuden“ lautet die Formel. Köstlich auch, wenn Ludwig, der Lustige, historische Hintergründe für den beim Trinken abgespreizten kleinen Finger vorlebt.
Vorsicht ist geboten bei den Vorspeisen, die munden und dennoch nicht den Hunger stillen sollen, denn das Hauptgericht hat es in sich. Auf übervollen Brettern, die die kulinarische Welt bedeuten, wird Fleisch verschiedener Art und Form aufgetischt: Schweinshaxen, Landsknechtsbraten, Hähnchenschlegel, Truthahnkeule, Kräuterrollbraten mit Semmelknödel nach „Burgfräulein Art“, rotgelbe Rüben, grüner Rosenkohl, Buabaspitzla, würzige und scharfe Senfsauce – bitte tüchtig tunken -, Weißkraut und Hergottsbscheißerle. Da lohnt sich ein „Doggybag“ (extra large), wenn die Augen mehr mögen als der Magen kann, man also nicht mehr zulangen möchte. Je nach Mahl sind auch mal Schweinsrippen, Salat nach Hildegart von Bingen, Landsknechtsbraten im Brotteig, Ritterspieß, bebackenes Huhn, gesottenes Rind mit Meerrettichsauce, ganze Enten und sogar eine gesengte Wildsau auf dem Tisch. Kraut und Rüben, keine Frage, kommen auch auf Tisch und Teller. Wer Bilder von Obelix, Asterix und dem Gefolge von Majestix im gallischen Dorf rund ums Lagerfeuer vor sich sieht, der assoziiert nicht falsch und buchstabiert Völlerei richtig.
Den Abschluß eines Sommermahles mit Großem Rahmenprogramm bildet eine Wanderung am späten Abend, eine Nachtwanderung. Fackeln werden durch Aulendorf getragen bis zum Schloß und am Schluß sagt selbst der Nachtwächter „Auf die Gesundheit“. Das Wintermahl hingegen beginnt mit einem Empfang im Schloßhof zu Aulendorf. Wenn`s gefriet tut ein Haferl Glühwein gut, worauf dann die Fackeln glimmen und runter zum Ritterkeller getragen werden. Das stimmt wunderbar ein auf Wohl- und Wollust, ist mitunter richtig romantisch – wie der Preis. Pro Person zahlt man keine 50, nein, auch keine 40 Euro. Für das Rittermahl mit Großem Rahmenprogramm werden, um ein Beispiel zu geben, nur 32,90 Euro erbeten.
Von der Schloßbrauerei zur „Wirtschaft zum Rad“
Wer nach einem Mahl mittags oder abends im Keller zum Schlaf sich oben im Hotel Arthus bettet möchte, den erwartet nicht nur ein Zimmer, das dem anderen nicht gleicht, sondern am nächsten Tag ein fulminates Frühstück. Zu allerlei Sorten Kaffee und Tee wird ein britisches Breakfeast wie auch ein kontinentales Allerlei geboten. Das Buffet bietet Ei, außen hart und innen weich, bemalt mit lächelnden Gesicherten, Rührei mit und ohne Mushrooms, dazu bajuvarische Würstchen mit süßem Senf. Leckere Gemüse vom Mittelmeer mögen auf dem Teller landen wie reichlich köstliche Cerealien. Toll ist der frisch zubereitete Teig für heiße Waffeln, die mit Puderzucker bestäubt und original kanadischen Ahorn-Sirup begossen werden wollen. Wunderbar sind auch die Muffins. Hmm. Klassisch hingegen sind die Schrippen und Semmeln, Croissants und Brezeln. Bort, frisch und vollkornmundig oder weißmehlweich sowie allerlei Aufschnitte, Wurst- und Käsesorten, Honige und Marmeladen möchten probiert werden. Allerlei Obst, Quark, Joghurt locken zum Löffeln.
Ob sie unten im Rittersaal oder Ritterkeller trinken und essen oder oben in der „Wirtschaft zum Rad“. Bleiben Sie und betten sie sich ritterlich. Das Übernachten im mittelalterlichen Erlebnishotel „Arthus“ mit feinem Frühstück ist nach dem Rittermahl ein runder Abschluß in Aulendorf. Googeln Sie mal oder surfen sie gleich auf hotel.de (2009 zehnter Platz der besten deutschen Hotels), HolidayCheck oder trivago (2010 bestes Erlebnishotel in Deutschland). Auch im Weltexpress bekommt das Hotel der Familie Spähn und seine „mittelalterlichen“ Mitarbeiter eine mehr als gute Kritik.
Auf Wiedersehen und "auf die Gesundheit" in Aulendorf!
Ritterkeller im Erlebnishotel Arthus, Radgasse 1, 88326 Aulendorf, Telefon: 07525 9221-0, Email: info@ritterkeller.de, Website: www.ritterkeller.de