Dann überfuhren die Eisbären am Sonntag in der ausverkauften O2 -Arena die Straubing Tigers mit 8:0. Der höchste Saisonsieg der Berliner gegen einen Gegner, gegen den es in diesem Spieljahr schon zwei Niederlagen gab. Und einer der deutlichsten Erfolge der Gastgeber seit der Premiere 2008 in der Mehrzweck-Halle am Ostbahnhof. Damals war es gegen Augsburg zur Einweihung sogar zweistellig (11:0) ausgegangen.
Kleiner Nebeneffekt des aktuellen Torfestivals: Mit nunmehr 107 Treffern in 28 DEL-Partien schoben sich die Gastgeber nicht nur auf Rang fünf vor, sondern erklommen Rang eins in dieser separaten Statistik vor dem Tabellenersten Mannheim (105), der allerdings vier Begegnungen mehr bestritten hat…
Die Tormaschine Eisbären funktioniert also wieder. Und da man auch nicht – wie so oft in diesem Spieljahr – dem Abwehr-Schlendrian verfiel, könnte dies ein Zeichen der Besserung für die zweite Hälfte der 52-er-Spiele-Hauptrunde gewesen sein… Ausgangspunkt für die sich abzeichnende Trendwende war Wien. Am 13. Dezember gab es dort zum Auftakt der Achter-Endrunde in der European Trophy einen bösen 2:3-Ausrutscher gegen die Wiener Capitals. Statt Halbfinale und Finale und Wiederholung des Euro-Sieges 2010 bedröpfelte Spielergesichter und enttäuschte Fans im schönen Wien!
Acht Tage spielfrei, Zeit zur Auswertung, Zeit, die Köpfe klar zu bekommen. „Die Mannschaft hatte im Spiel gegen die Capitals zu wenig Emotionen und nicht genug Respekt vor dem Gegner, was ich schon vorher ein bisschen befürchtet habe“, sagte Cheftrainer Don Jackson auf einer Pressekonferenz vor dem Auftritt in Köln.
Verteidiger Jimmy Sharrow saß daneben, und seine Miene verfinsterte sich. Die öffentlich geäußerte Kritik schmeckte dem US-Amerikaner nicht. Denn die bedeute im Klartext: Die Mannschaft ist überheblich und arrogant ins Spiel gegangen, hat nicht die richtige Einstellung bewiesen. Das 0:2 zu Beginn konnte sie nach einer Aufholjagd in den letzten 20 Minuten noch egalisieren, kassierte aber in der Verlängerung eine Strafe und prompt das Aus mit 2:3.
Dass die Eisbären zuvor vier Auswärtsspiele in der DEL und zum Teil auch Heimspiele sogar nach Führungen vor dem Schlussabschnitt verloren hatten, dürfte auf ähnliche Einstellungs-Defizite zurückzuführen sein.
Sharrow, ein absoluter Leistungsträger beim EHC, der maßgeblich Anteil hatte am letzten Titelgewinn über den Finalisten Mannheim, gab zu, dass gegen Wien einige Mitspieler zu lange zugeschaut hatten, als sich voll einzubringen. „Aber Emotionen (sprich Einsatz, d. A.) waren dann da. Sonst hätten wir ja nicht das 2:2 geschafft. Doch dann haben wir Fehler gemacht, die unnötig waren. Vielleicht, weil wir zu viel wollten.“
Für die Begegnungen mit Köln und Straubing sei es wichtig, „dass wir unser System durchziehen. Möglichst in Führung gehen und dann Fehler und Gegentore vermeiden. Dann gewinnen wir.“
Das System Eisbären lautet vereinfacht: Durch Positionswechsel zwischen Verteidigern und Angreifern und schnelle Passfolgen Mitspieler in günstige Torschuss-Situationen bringen. Dabei die Absicherung gegen Konter gewährleisten. Und bei Scheibenverlust im Angriff sofort attackieren, um einen Gegenangriff zu stoppen oder wieder den Puck erkämpfen!
Und bei allem „kein Lari-fari-Hockey“ produzieren, wie Abwehrmann Constantin Braun, zweifacher Torschütze gegen Straubing, etwas beschreibt, was sich auf unbedachte Querpässe mit Einladung zu Gegentoren bezieht. „Möglichst einfach spielen“, sei das Gebot der Stunde. Was beispielsweise mit dem derzeit in den USA weilenden NHL-Star Claude Giroux nicht immer gegeben war. Der im Gegensatz zum Teamplayer Daniel Briere, dem anderen NHL-Interimsstar der Eisbären, halt auch schon mal die Solo-Aktionen übertrieb. Was dann mitunter andere animierte, eine ähnliche Performance vorzuführen…
Sharrow hat dies – möglicherweise unbewusst – eingestanden, als er sagte: „Wir müssen insgesamt wieder mehr als Mannschaft spielen.“ Also sich voll reinhängen, wenn Kollegen Fehler oder Missgeschicke unterlaufen.“
All das haben die Eisbären gegen Köln und Straubing „konzentriert und stabil über 60 Minuten“ praktiziert, wie Jackson zufrieden feststellte: „Wir haben aus den schlechten Spielen und aus den Niederlagen gelernt.“
Sollte der Lerneffekt anhalten und sich in den Heimspielen am zweiten Weihnachts-Feiertag gegen Wolfsburg (16.30 Uhr) und am 28. Dezember gegen Ingolstadt ( 19.30 Uhr) ähnlich erfolgreich auswirken, könnte der Meister ganz nahe an Köln und Mannheim heranrücken.