Denn wenn es im dem Stück „Gib mir alles“ in den ersten Zeilen heißt:
„Mama liegt im Fieber
Und kommt vor Schmerzen um
Ich klau’s aus dem Arzneischrank
Und spritz ihr Morphium
Alkohol macht süchtig
Macht mich krank
Der Priester sagt mir ‚Bück dich,
stell dir vor wir sind am Strand‘
Gib mir alles, Baby, alles was du hast
Gib mir, gib mir alles was du hast, Babe…
Enchanté, es tut weh
Weil du mir Nein sagst“
ist das nicht Herzschmerz auf die Spitze getrieben, sondern auch eine Ansage. Eine Absage an die schnelllebige und unromantische Zeit, in der Jeder und Jede austauschbar ist. Wanda impliziert wilde Romantik und ein Leben in dem beide Enden an der Kerze angezündet sein könnten. Genau diese Mischung kommt live noch wesentlich besser beim Publikum an, als die beiden erfolgreichen Studio-CDs mit den Hits „Bologna“ und „Bussi Baby“. Hier werden ohnehin gelebte Wahrheiten, die unter der offiziellen gesellschaftlichen Wahrnehmung der Republik liegen, auf die Spitze getrieben. Das arbeitet die Band in famosen musikalischen Solis und der Dynamik ihres Frontmannes Marco Michael Wanda gemeinsam mit dem Publikum heraus.
Der Sänger Wanda raucht, rockt, trinkt Bier auf der Bühne und nach zwei, drei Song fängt er an sich, seines Hemdes zu entledigen, bis er irgendwann auf einem der vielen Höhepunkte des Konzertes mit nackten Oberkörper auf der Bühne liegt, bevor er sich von den Fans auf Händen durchs Publikum tragen lässt. Der wahre multiple Höhepunkt des Abends ist jedoch der erste große Wanda-Hit „Bologna“., welcher die Klammer des ganzen Konzertes bildet mit seinem Schlachtruf: „Wenn jemand fragt wohin du gehst, sag nach Bologna!
Wenn jemand fragt wofür du stehst, sag für Amore, Amore!“
Wanda lässt auch gerne seine Fans die Lieder ansingen oder weitersingen, aber spätestens bei Amore ist dann Schluss mit lustig. Die Halle explodiert förmlich in sich selbst hinein und wütende Tänzer bilden einen freien Kreis, um aufeinander zuzustürmen. Wobei diese beim Berlin Konzert leider eher an ein wildes Antanzen, wie auf der Kölner Domplatte zu Silvester, erinnerte. Die Gesichtsausdrücke so mancher männlicher Konzertbesucher waren nicht gerade von Amore gezeichnet, sondern eher von Aggression, zumal die Jungens nicht aus Marokko, Algerien oder Tunesien kamen, sondern eher aus Marzahn, Weißensee oder Pankow. Doch selbst diese kurzfristig verstörenden Momente, konnten die große Mehrzahl der Fans und die Band nicht aus dem Konzept bringen. Mit einer elektrifizierenden Zugabe beendet Wanda den Abend mit glücklichen Gesichtern. Jeder der auf diesen oder einem anderen Konzert von Wanda war, weiß warum diese Band gerade eine der gefragtesten deutschsprachigen Band überhaupt ist, jenseits aller Schubladen, weil Amore ein universelles Programm ist.