Berlin, Deutschland (Weltexpress). Schneller, höher, weiter, zum 51. Mal wird ein Endspiel um den Super Bowl ausgetragen. In Houston in Texas ermitteln ab 0:30 Uhr deutscher Zeit in der Nacht von Sonntag auf Montag die Atlanta Falcons und die New England Patriots, wer die Vince Lombardi Trophy mit in die Umkleidekabine nehmen darf. Der Pokal ist kein Wanderpokal. Er wird Jahr für Jahr aus Sterlingsilber im Wert von 25.000 Dollar hergestellt, ein Football in Originalgröße montiert auf einer Säule.
Hauptsächlich geht es um Football. In der Übersetzung heißt das Fußball, Hinweis für die absoluten Anfänger, mit europäischen Fußball hat das ungefähr soviel zu tun, wie die SPD mit einem Sieg bei der nächsten Bundestagswahl. Das Drumherum ist genauso wichtig. Show und Sport gehören hier zusammen. Es soll sogar Zuschauer geben, denen am sportlichen Teil der Veranstaltung gar nichts liegt. Sie warten darauf, wer die Nationalhymne singt und in der Halbzeitshow auftritt. Der Star der Halbzeit-Show wird Lady Gaga sein, im vergangenen Jahr durfte sie die Hymne singen. Wie jedes Jahr, wird es wieder historisch werden, was da so in 12 Minuten abgespult wird. Abwarten, es gab richtig schöne Sachen, manches Mal ging es auch in die Hose und war gequirlter Mist, gewürzt mit kleinen Skandälchen. Die allererste Halbzeitshow gestaltete der Trompeter Al Hirt. Den Fans der Sportart weltweit ist die Halbzeit-Show völlig Latte.
Der Super Bowl I fand im Los Angeles Memorial Coliseum statt. Ein Stadion, das gleich zwei Olympische Spiele – 1932 und 1984 – gesehen hat. Das Spiel um den Super Bowl 1 war am 15. Januar 1967 nicht annähernd ausverkauft. Von 94.500 Plätzen wurden 61.946 verkauft. Es war viel Hollywood Prominenz im Stadion. Die Green Bay Packers gewannen gegen die Kansas City Chiefs mit 35:10. Trainer der siegreichen Packers war jener Vince Lombardi, nach dem der Pokal im Jahre 1971 benannt wurde. Bereits damals war das Spiel ein TV Ereignis, mit über 40 Millionen Zuschauer. Ein Werbespot kostete 42.000 Dollar. Welch bescheidene Summe, 50 Jahre später werden 5 Millionen Dollar für 30 Sekunden aufgerufen.
Houston, Super Bowl da war doch mal was. Es war am 1. Februar 2004, die Halbzeit Show der 38. Ausgabe des Super Bowls bestritten Janet Jackson und Justin Timberlake. Es war immer mehr in Mode gekommen auf der Bühne rumzuhampeln und sich dabei einzelne Kleidungsstücke vom Leib zu reißen. Der Justin erwischte etwas mehr als gewollt, ein Teil des BH`s von Janet Jackson musste mit dran glauben. Sie wurde „blankgezogen“, unverhüllt hüpfte die linke Brust mit im Takt. Seit diesem Vorfall werden die TV Bilder mit 5 Sekunden Verzögerung gesendet, so kann bei zukünftigen Zwischenfällen reagiert werden, damit die Sittsamkeit für die TV Zuschauer gewahrt bleibt. Ein Jahr später trat Paul Paul McCartney in der Halbzeitshow auf. Böse Zungen behaupten bis heute, dass man ganz sichergehen wollte. Bei Sir Paul McCartney war wohl nicht zu befürchten, dass der alte Mann sich während seines Auftritts irgendwelche Kleidungsstücke vom Leib reißen wird. In diesem Jahr darf also Lady Gaga performen. Kommt da was gegen Trump ? Wir werden es nicht sehen können, wahrscheinlich, die 5 Sekunden Verzögerung reichen um eine Störungstafel einzublenden oder einfach schwarz zu senden.
Was bringt der Sport in diesem Spektakel ? Gelingt den Patriots bei ihrer neunten Super Bowl Teilnahme der fünfte Erfolg oder können sich die Falcons endlich den ersten Pokal in den Schrank stellen. Für das Team aus Atlanta ist es erst die zweite Finalteilnahme, 1998 scheiterten sie in Miami an den Denver Broncos. Das Spiel endete 34:19 für die klar favorisierten Broncos mit ihrem inzwischen legendären Quarterback John Elway. Einen klaren Favoriten gibt es in diesem Jahr nicht. Es ist ähnlich ausgeglichen, wie im vergangen Jahr als die Carolina Panthers auf die Broncos trafen.
Was spricht für die Atlanta Falcons? Sie sind die Mannschaft der Saison. Quarterback Matt Ryan führte in der regulären Saison seine Mannschaft 11 Siegen, dabei erzielte der Angriff 63 Touchdowns. Diesen Wert erreichte kein anderes Team. Diese Angriffswucht bekamen zuletzt die Green Bay Packers zu spüren. Sie wurden Conference Championships Game mit 21:44 förmlich filetiert, zur Halbzeit stand es bereits 24:0 für die Falcons. Green Bay`s Head Coach Mike McCarthy sprach in der Pressekonferenz nach dem Spiel davon, „in eine Kreissäge gelaufen zu sein.“
Die Möglichkeiten im Angriff sind bei den Falcons sehr vielfältig. Die Verteidigung der Patriots wird sehr aggressiv vorgehen müssen. Egal ob Lauf- oder Passspiel, die Falcons haben in den Playoffs Bestwerte erzielt. Nach den 16 Spielen der regulären Saison belegten die Falcons Platz 2 in der Wertung für die Offensive. Das angriffsstärkste Team stellten die New Orleans Saints, die sich nicht für die Playoffs qualifizieren konnten. Ein Blick auf die Werte der Defensive offenbart erstaunliches. Nach der regulären Saison rangierten die beiden Finalteilnehmer nur unter ferner liefen. Von den 32 Teams der Liga belegten die New England Patriots Platz 8 und die Falcons kamen auf Platz 25 ein. In den Playoffs sah es nicht besser aus, Platz 7 für die Falcons und Platz 8 für die Patriots. Der alte Spruch, dass der Angriff die Punkte holt und die Verteidigung das Spiel gewinnt, scheint außer Kraft gesetzt.
Die New England Patriots sind ein Phänomen der Liga. In den letzten 17 Jahren waren sie Stammgast in den Playoffs und holten 4 Titel (2001,2003,2004,2014) Für alle Titel verantwortlich ist der Trainer Bill Belichick. De facto ist er auch der General-Manager und hat ein besonders glückliches Händchen bei der Personal-Auswahl. Er soll zukünftige Spieler mit dem Satz begrüßen,“wer zu uns will, sollte nicht in erster Hinsicht ans Geld verdienen denken, sondern daran, Titel zu gewinnen.“ Durch das Draft-System soll eigentlich verhindert werden, dass ein so dominierendes Team, wie die Patriots entstehen kann.
Sportlich gesehen wird es sehr reizvoll. Angriff ist die beste Verteidigung, unter diesem Motto dürfte das Spiel stehen. Beide Mannschaften sollten locker über der 20 Punkte Marke landen. Ein Blick auf die Wettquoten verrät, die Patriots sind leicht favorisiert. Wer auf einen Sieg der Falcons setzt kann mehr verdienen, seinen Einsatz verdoppeln. Ein Patriots Erfolg bringt dagegen eine durchschnittliche Quote von 1,6.