Man nehme einen mystischen Berg, einen kobaltblauen See und eine gut erhaltene mittelalterliche Altstadt, würze sie mit pastellfarbnen Häusern, sonnigen Plätzen, historischen Brücken – und fertig ist Luzern. Die südlichste Stadt nördlich der Alpen, lebendig, freundlich, mit mediterranem Charme. Hier befindet sich auch das bekannteste Fotomotiv der Schweiz: die Kapellbrücke mit dem Wasserturm. Der achteckige gemauerte Turm aus dem 13. Jahrhundert, einst Schatzkammer und später als Gefängnis genutzt, war mit der hölzernen Kapellbrücke Teil der historischen Stadtbefestigung. Es sind nicht nur Touristen, die die blumengeschmückte Brücke bewundern und gern immer wieder über sie schlendern, auch die Luzernen lieben sie und sind stolz auf ihr Wahrzeichen. Fassungslos mussten sie im August 1993 mit ansehen, wie das Bauwerk in Flammen aufging. Nur dreißig der 111 im 17. Jahrhundert eingefügten Bildtafeln mit Szenen der Schweizer- und Stadtgeschichte konnten gerettet werden und schmücken die originalgetreu wieder aufgebaute Brücke. Am rechten Flussufer der Reuss, unmittelbar an der St.-Peters-Kapelle, die der Brücke ihren Namen gab, erstreckt sich die Altstadt. Beim Flanieren durch die engen Gassen mit ihren malerischen Plätzen und alten Brunnen beeindrucken die herrschaftlichen Häuser mit wandgroßen Freskenmalereien und kunstvollen schmiedeeisernen Zunftzeichen. Hier kann man ungestört bummeln und shoppen oder in einem der kleinen Cafes eine Verschnaufpause einlegen. Besonders beliebt sind die Restaurants an der Uferpromenade mit Blick auf die Kapellbrücke und die Armada von Schwänen, die sich auf dem ruhigen Wasser tummeln.
Von der Altstadt sind es nur ein paar Schritte bis zu den Dampferanlegestellen. Schon am frühen Morgen warten hier die ersten Gäste, um auf einem der nostalgischen Raddampfer oder eleganten Fahrgastschiffe in See zu stechen. Denn eine Schifffahrt auf dem weitverzweigten Vierwaldstättersee gehört zu den Highlights von Luzern. Überwältigend ist das Panorama der grünbewaldeten Berge, die den See wie eine Perle in der Auster umschließen. In den Buchten kleine Dörfer, die malerisch am Hang emporwachsen und mit Palmen und Mandelbäumen ein mediterranes Flair vermitteln. Wer es besonders romantisch mag, kann sich vom Sonnenuntergang an Bord eines Schiffes verzaubern zu lassen.
Die liebliche Landschaft am Vierwaldstättersee und die charmante Stadt am Fuß des 2.132 Meter hohen Pilatus haben stets Besucher von weither angezogen. Und der mystische Berg hat immer wieder die Phantasie angeregt. Die Sage berichtet von einem fliegenden feuerspeienden Drachen und vom römischen Feldherrn Pontius Pilatus, dessen Seele i m Bergsee ihre letzte Ruhe gefunden haben soll. Um diese nicht zu stören, war es im Mittelalter bei Androhung von Strafe verboten, den Berg zu besteigen. Doch irgendwann war der Bann gebrochen, der Berg "erobert". Schon 1860 wurde ein Berggasthof errichtet, dreißig Jahre später das Hotel Pilatus Kulm eröffnet. Als der Ingenieur Eduard Locher die Idee hatte, eine Zahnradbahn auf den Berg zu bauen, hielten ihn viele für verrückt. Doch 1889 ging die mehr als 4,6 Kilometer lange Strecke in Betrieb und gilt noch heute als steilste Zahnradbahn der Welt. Mit ihr oder der Panorama-Gondelbahn gelangt man auf den Pilatus, der zwar sein Geheimnis jedoch nichts von seiner Faszination verloren hat. Schon die Fahrt hinauf ist ein Erlebnis. Wie rote Luftballons scheinen die Gondeln nach oben zu schweben. Vorbei an einer grünen Welt aus Wiesen und Wäldern, an kleinen Bächen und steilen Felsklippen. Je höher es hinauf geht, desto weiter breitet sich die Landschaft aus. Von der Aussichtsterrasse bietet sich dann ein atemberaubender Rundblick auf die Alpenkette im Norden und Westen bis zum Schwarzwald. Und tief unten glitzert der Vierwaldstättersee. Dort soll auch Wilhelm Tell zu Hause gewesen sein, jener sagenhafte Bogenschütze, dem Friedrich Schiller in seinem Drama ein Denkmal setzte. Am 1. August 1291 hatten Abgesandte der Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden mit dem Treueschwur auf der Rütliwiese die Schweizer Eidgenossenschaft gegründet. "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern…" heißt es bei Schiller. Auf den Spuren dieses historischen Ereignisses entstand 1991 rund um den südlichen Teil des Sees der "Weg der Schweiz", ein 35 Kilometer langer Heimat-Wanderweg. Von Rütli aus führt er über die Dörfer Bauen, Seedorf, Füelen und Sisikon nach Brunnen, teils romantisch direkt am See entlang oder spektakulär auf der alten Axenstraße hoch über dem See. Vorbei an der Tellskapelle, jener Stelle, an der sich der Schütze mit kühnem Sprung aus dem Boot vor dem Landvogt Gessler gerettet haben soll. In Bronze gegossen steht der Schweizer Held vor dem Rathaus von Altdorf, wo er der Sage nach seinem Sohn den Apfel vom Kopf geschossen hat. Dort wird Wilhelm Tell wieder lebendig, wenn im Schauspielhaus – das seinen Namen trägt – alle drei Jahre (das nächste Mal wieder 2012) Schillers Drama aufgeführt wird.
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