Der jetzt realisierte Erweiterungsbau, der größte in der Geschichte des Museums, war aber auch Anlass, die historischen Gebäude und die Sammlungsbestände einer Revision zu unterziehen. Hinsichtlich der Gebäude ergab sich ein Sanierungsbedarf der dazu führte, dass nicht nur Statik und Elektrik auf aktuellen Stand gebracht wurden, sondern auch die Gliederung der Räume, das Farbkonzept und die Lichtführung neu gedacht und angepasst wurden. Es war ein Kraftakt für über 18 Millionen Euro, von denen die Stadt Frankfurt mehr als die Hälfte übernahm.
Bereits bei der Eröffnung des ersten Bauabschnittes, der Sammlung der Moderne, wurde deutlich, dass der Ab- und Aufbau der Bestände auch dazu genutzt wurde, einen „neuen Blick“ zu wagen. Zwar findet der regelmäßige Städelbesucher, und deren gibt es viele in Frankfurt, seine Lieblingsbilder weiterhin, meist auch auf den angestammten Plätzen allen voran Tischbeins „Goethe in der Campagna“ der die Besucher wieder am alten Platz gegenüber dem Eingang zur Sammlung begrüßt, aber an die Stelle früher praktizierter „nationaler“ Bezüge stehen nun Werkbezüge im Vordergrund. So spiegelt die Hängung den Aufenthalt Courbets in Frankfurt in dessen eigenen Werken und in denen der Maler, in deren Ateliers er arbeitete und kommunizierte.
Eine gelungene Ergänzung dieses Sammlungsteils bietet die Integration zeitgenössischer Fotokunst aus der Sammlung Wiegand in das Ausstellungskonzept. Zum Teil sind die Aufnahmen illustrative Ergänzung zu den Bildern (Schreyer), zum Teil sichtbar eigenständige Kunstwerke und im günstigsten Fall, wie bei den beiden Portraitaufnahmen, die Hugo Erfurth von Käthe Kollwitz und Lovis Corinth fertigte, beides zugleich.
Bei der Präsentation der Sammlung der alten Meister nun bezieht man sich vor allem auf die Wurzeln des Museums, das aus einer Stiftung des Frankfurter Bürgers Johan Friedrich Städels (1728 – 1816) hervorgegangen ist. Er sammelte Formate, die in einem Bürgerhaus des 18. Jahrhunderts präsentierbar waren und mit der Konzentration auf eher kleiner Formate unterscheidet sich die Städelsammlung noch heute von jenen Museen wie Wien, München oder auch Kassel, die ihren Ursprung der repräsentationsorientierten Sammelwut von Herrscherhäusern fanden.
Typisch für Möglichkeiten, die ein bürgerliches Haus bot um eine solche Sammlung darzubieten ist die Form der „Petersburger Hängung“, bei der die Bilder eng aneinander gereiht eine Wand bedecken. Um hierfür ein Gefühl zu geben und zugleich als Hommage an den Stifter, wurde daher jener Teil der Städel ´schen Sammlung, der heute noch erhalten ist, im Treppenhaus an der Eingangswand zum Mainflügel entsprechend gehängt.
Schon Städel sammelte auch „zeitgenössische“ Kunst – daher wurde die Sammlung immer wieder durch entsprechende Ankäufe fortgeschrieben. Aber auch die klassischen Bestände wurden und werden ergänzt. Allerdings ist es, wie Städeldirektor Hollein betonte, nicht mehr einfach, noch Gemälde zu erwerben, die auf dem Niveau der Sammlung anzusiedeln sind. Dass dies aber durchaus möglich ist, zeigt die Neupräsentation u.a. mit Raffaels Bildnis von Papst Julius II (Foto), oder einem Lutherportrait von Lucas Cranach d.J.
Den Bogen zur Zeitgenössischen Kunst schlägt eine Präsentation, bei der die Werke „Oberon“ von Baselitz und das „Bildnis L.T.“ von Eugen Schönebeck mit den alten Meistern konfrontiert werden (oder diese mit ihnen) (Foto).
Das Städel bleibt also spannend – man darf sich schon auf den Februar freuen.