Erstaunliches ist zu berichten: Denn fünf Meter liegt Flevoland unter dem Meeresspiegel. Sturmfluten sorgten einst für ein gefährliches Leben auf den Eilanden in der früheren Zuiderzee. Durch eine gigantische Einpolderungsmaßnahme im Laufe des vergangenen Jahrhunderts wurden die Inseln Schokland und Urk auf dem Nordostpolder trocken gelegt und gehörten fortan zum Festland. Heute gilt Schokland weltweit als Symbol des niederländischen Kampfes gegen das Wasser. Als erstes Gebiet in den Niederlanden wurde die Polderlandschaft 1995 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen.
Es ist eine wahre Zeitreise ins Goldene Jahrhundert. Denn bei der Trockenlegung wurden hunderte Schiffswracks entdeckt, die zwischen 1200 und 1900 in der Zuiderzee kenterten. Flevoland beherbergt somit einen der größten trockenen Schiffsfriedhöfe der Welt. In der Hauptstadt Lelystad beschäftigt sich ein Forschungsinstitut ausschließlich mit Schiffsarchäologie. Ein konserviertes Wrack kann besichtigt werden und ist mittlerweile eine der Hauptsehens-würdigkeiten der Provinz. In der Bataviawerft liegt das weltweit schönste historische Schiff Batavia – eine Rekonstruktion des Exemplars von 1628 aus Originalmaterial. Am 21. Mai verwandelt sich die Werft im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten in einen Hafen des 17. Jahrhunderts. Auf dem Schiff bleibt die Zeit einen Tag lang stehen, wenn sich der Alltag des Goldenen Jahrhunderts zeigt: Betrunkene Seemänner treffen auf Kaufleute, Hafenarbeiter und leichte Mädchen, Schmiede-, Schnitz- und Takelagearbeiten werden vor Ort angefertigt und verkauft. Besucher können zudem beobachten, wie der Bau des weltgrößten Replikats "Die 7 Provinzen" stattfindet.
Durch die Einpolderung der Inseln und die Neulandgewinnung vor 25 Jahren zeigt sich eine äußerst vielfältige Architektur zwischen zwei Perioden. Da Urk lange Zeit Insel der damaligen Zuiderzee war und eine tausendjährige Geschichte besitzt, ist das Bild geprägt von historischen Fischerhäusern. Der malerische alte Dorfkern mit kleinen, schmalen Häusern liegt auf einem Buckel aus Geschiebelehm und ist damit höher als die jüngeren Ortsteile. Moderne Architektur findet sich überwiegend in den neu entstandenen Siedlungen auf Flevoland. So wurde Nagele in den 1950er Jahren von der Architektengruppe De Acht erbaut, zu der berühmte Künstler wie Rietveld und Van Eyck gehörten. Diese schufen ein Musterbeispiel für eine neue Idee von Städtebau und Architektur, und so tritt Nagele merklich aus der Reihe der anderen neugewonnenen Polderdörfer hervor.
Almeres Innenstadt im Golfparcours entdecken, denn in der Innenstadt von Almere reihen sich architektonische Schmuckstücke aneinander. Um die Gebäude näher kennenzulernen, stellt Flevoland pakt uit! eine Stadtführung auf ganz außergewöhnliche Weise in den Fokus. Speziell für das Jubiläum wurde ein 9-Loch-Golf-Parcours entwickelt, der entlang der einzelnen Architekturhighlights durch das Zentrum führt. Nach Erzählungen zu Stadtgeschichte und Architektur geht es per Goldball quer durch die Innenstadt von Almere und am Wasser entlang. „Einlochen“ erlaubt ist bei Gebäuden, Mülleimern oder andere Objekten, die zur Strecke gehören. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Kaffee und Eis in geselliger Runde sind unterwegs inklusive.
Da Flevoland ursprünglich rein landwirtschaftlich genutzt werden sollte, prunkt die Region mit Tulpenfeldern auf, die zu den schönsten der Niederlande zählen. Grund genug, im Frühling ausgedehnte Radtouren durch die Provinz zu machen. Auf der FietsSouvenirsroute können Besucher allerlei Andenken ergattern, die in einem Rucksack gesammelt werden, den es am Startpunkt gibt. Die ersten 100 Teilnehmer werden zudem mit einem Kaffee sowie mit kleinen Geschenken für den Rucksack empfangen.
In den Weiten des Nordostpolders befinden sich 16 private Gärten, die an dem Wochenende um den 21. Mai kostenlos besucht werden können. Diese liegen allesamt auf Bauernhöfen, welche die Besitzer zu wahren grünen Oasen verwandelt haben. Die Gestaltung ist äußerst vielfältig und reicht von Pferdeweide, Wasserfall und Gartenteich bis hin zu exotischen Pflanzen, Kräutergärten und Obstbäumen. Auf einigen Anwesen wird zudem zu Rundführungen eingeladen, und so schärfen Besucher ihren Blick für kreative Ideen rund um die Pflanzenwelt im eigenen Garten.
In Zeewolde wird zur Schatzsuche hinter den Deichen geladen, die mit dem Rad durch die Highlights der Gemeinde führt. Vorbei geht es an der weltberühmten Skulptur Sea Level des amerikanischen Künstlers Richard Serra, in der er auf die historische Einpolderung anspielt. Gäbe es keine Deiche, würde Zeewolde bis zur Oberkante der zwei, im Freien platzierten, Betonwände unter Wasser stehen. Weiter führt die Radtour durch Horsterwold, den größten zusammenhängenden Laubwald von Westeuropa. Besucht werden kann die Käserei Bennesse und eine Pferdepension. Wer kein Fahrrad hat, kann die 25 Kilometer lange Route auch wandern. Spezielle Touren mit Hund und Mountainbike werden ebenfalls von Flevoland pakt uit! angeboten. Die zahlreichen Aktivitäten der Geburtstagsreihe geben einen ungewöhnlichen Einblick in die Geschichte der Provinz und zeigen die Juwelen der dortigen Kultur.
Weitere Informationen: www.niederlande.de; www.auchflevoland.de