Hier trifft sich all der Grind, der in den neumodischen Kaffeelattebuden das Kotzen bekommt. Gescheiterte Studentinnen, Spielzeugfigurenbastler, ein dauergeiler Exszenehirsch, diverse liebevolle Tagediebe – der bisweilen kreative Bodensatz der Städte. Ole versorgt sie mit Bier und via Soljankafaktotum mit Nahrung. Ab und an schließt er die heimliche Tür auf. Dann schauen alle zusammen Stummfilme mit nackten Menschen im Hinterzimmer. Im Gedärm der Stadt wird derweil irgendetwas gebaut, Putz rieselt und junge Leute kämpfen nicht nur mit Wattebäuschen gegen die Verkünder der neuen Zeit an.
Und Ole? Ole ist am Arsch. Er hat einiges versaut. Sein Alltag besteht aus Kneipe und Erinnerungen. Da schwappt plötzlich eine alte Geschichte nach oben, die sich Ende der 80 Jahre im Grenzgebiet zu Tschechien zutrug. Ein längst vergessener Traum.
In einer anderen, vorherigen Zeit: Junge tschechische Dorfpunks. Nancy ist 16. Deutschstämmig. Punkt mit einigen anderen Jugendlichen ihr Dorf ordentlich zusammen. Der Feind sind die sozialistischen Kleinbürger, die Bullen, die Eltern. Trotzdem ist es eine geile Jugend, abenteuerlich, wild und nicht ungefährlich. Die Kraft der Revolte.
Rudis spinnt aus den Biografien seiner Antihelden eine knorke Geschichte. Lustig, brutal, lebendig und manchmal so traurig wie ein letzter Rest Knödel mit Goulasch, der uns nach einer durchzechten Nacht im Bart klebt.
Das Buch ist: Wow! Großartig! Endgeiles Lesevergnügen! Müsst ihr lesen! Sofort!
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Jaroslav Rudis, Vom Ende des Punks in Helsinki, Roman, 352 Seiten, Paperback, Klappenbroschur, 13,5 x 20,6 cm, Luchterhand Literaturverlag, München 2014, ISBN: 978-3630874319, Preise: € 14,99 (D), € 15,50 (A), CHF 21,90 * (* empf. VK-Preis