Bereits zum 23. Mal findet zur Zeit das „Störtebecker-Festival“ in der Naturbühne Ralswiek auf Rügen statt. Die Legende des verwegenen Draufgängers Störtebeker beruht auf wahren Begebenheiten. Als eine Art hanseatischer Robin Hood hat er mit seinen Raubzügen den Reichen genommen und den Armen gegeben – bis er schließlich eines Tages von der Hamburger Flotte besiegt und im Anschluss hingerichtet wurde.
Das diesjährige Kapitel des abenteuerlichen und bewegten Lebens Klaus Störtebekers „Aller Welt Feind“ ist eine Inszenierung des Theaterregisseurs Thomas Schendel, der der Handlung dieses Mal etwas mehr Textinhalt und weniger Knalleffekte verordnet hat. „Die Größe der Bühne ist schon eine Herausforderung für die Dialoge“, sagt Schendel und lächelt.
In der Tat sind die Ausmaße der Bühne mit 8000 Plätzen im Vergleich zu einem gewöhnlichen Theater gigantisch. Insgesamt 160 Personen, 30 Pferde, vier Schiffe und ein Adler sorgen zusammen mit einer immer noch ordentlichen Anzahl an pyrotechnischen Effekten für einen handlungsreichen Spannungsbogen, bei dem jung und alt auf ihre Kosten kommen.
Bei der Generalprobe spielten alle Schauspieler, vom Hauptdarsteller bis zum kleinsten Komparsen, ihren Part überzeugend und hingebungsvoll. Und das trotz strömenden Regens, der allerdings die mittelalterliche Düsterkeit des Stoffes trefflich unterstützte. Der vom hinteren Rand des Zuschauerraumes einschwebende Adler hatte bei dem Sauwetter offenbar wenig Lust seine Schwingen zu bewegen machte seine Sache dann aber doch ganz gut.
Auch der zwischen den einzelnen Szenen immer wieder eingesetzte Balladensänger (gespielt von Wolfgang Lippert) traf die Töne des Komponisten Rainer Oleak recht gut. Auch wenn der Bänkelsänger dem Fortkommen der Handlung keinen erkennbaren Dienst erwies – „Lippi ist Kult, und der Rügener Störtebeker ohne ihn nur schwer vorstellbar!“ versicherten uns einige Festival-Veteranen in der Pause.
Wie gesagt, das gesamte Ensemble überzeugte uns. Wollte man jemanden aus dieser Gruppe hervorheben, so wären das unserer Meinung nach Mario Ramos (als schurkischer Großfürst Wassili herrlich böse), Andreas Euler als trinkfester und heiratsscheuer Haudrauf Goedeke Michels und der erst elfjährige Michelson Trillhaase-Rader als Waisenjunge Mischa: Sie alle agierten wirklich brilliant.
Insgesamt darf man dem „Störtebeker-Festival“ auch in diesem Jahr ein großes Lob aussprechen. Eine tolle Veranstaltung, der man die Liebe zum kleinen Detail, die Arbeit, die große Einsatzfreude und das Herzblut der Beteiligten ganz einfach anmerkt.
Die Preise sind angesichts des enormen Aufwands absolut moderat: Zwischen 3 und 34 Euro kosten die Karten. Frühbesteller und größere Gruppen erhalten nochmals interessante Rabatte. Zu erreichen ist die Naturbühne Ralswiek über die B96, 5 Kilometer nördlich von Rügens Hauptstadt Bergen gelegen.
Nur soviel sei noch zum Stück gesagt: Für diesmal geht es gut aus. Zumindest für Klaus „Likedeeler“ Störtebecker und seine Nadeschda. Denn im nächsten Jahr geht das Abenteuer der Vitalienbrüder weiter, das Motto lautet dann: „Auf Leben & Tod“. Wir sind gespannt”¦
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Störtebeker Festspiele GmbH & Co. KG, Am Bodden 100, 18528 Ralswiek, Insel Rügen
Kartenhotline: 03838 31100, Fax: 03838 313192, Email: info@stoertebeker.de, Web: http://www.stoertebeker.de