Der achtfache Meister aus der Hauptstadt konnte damit die Wertschätzung des Trainerkollegiums bestätigen, das Alba zum ersten Titelanwärter vor Bamberg und München erkoren hatte. Während sich die Brose Baskets Bamberg beim 85:68 über die Eisbären Bremerhaven den erfolgreichen Albatrossen anschlossen, kassierte der FC Bayern München nach dem Rauswurf von Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann daheim eine 61:80-Watsch’n durch EWE Baskets Oldenburg.
Der Auftritt der neuformierten Alba-Truppe geriet höchst eindrucksvoll. Unter den Fittichen des Alba-Rückkehrers und Neu-Trainers Sasa Obradovic wurde von der ersten bis zur letzten Minute aggressiv und druckvoll in der Verteidigung, schnell und schnörkellos im Gegenangriff und sehr mannschaftlich im Positionsangriff agiert. Die Formation aus dem 12 000-Einwohnerstädtchen im Norden, angetreten u.a. mit den Ex-Albaspielern Bryce Taylor und Guido Grünheid, hatte nie eine echte Chance. Beim Sieger standen vier Neue in der Startformation, die wie die Eingewechselten komplett überzeugten. Sechs Spieler punkteten zweistellig, voll im Sinne von Obradovic, der verkündet hatte: "Bei mir gibt es keine Stars – der Star ist die Mannschaft".
Wenn selbst der total auf Erfolg orientierte Cheftrainer hinterher zugibt, er habe mit solch einem guten Start und dem deutlichen Ergebnis zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet, dann spricht das für sich. "Wir haben ihnen ihr Spiel genommen, sie zu schlechten Würfen gezwungen und uns selbst gute Wurfchancen erarbeitet", so Obradovic. Um hinterherzuschieben: "Aber das war nur ein Spiel und die Saison wird lang. Da wird es schwer, immer solch ein Level zu präsentieren."
Nationalspieler Heiko Schaffartzik, der sich in der Spielmacherrolle mit Dashaun Wood und Vule Avdalovic ablöste, verkniff sich überschwängliches Selbstlob und meinte nur: "Ja, es war ein guter Einstieg in die Saison. Mehr nicht. Der Gegner kam heute mit unserem Druck auf sein Aufbauspiel nicht zurecht."
Dragons-Cheftrainer Stefan Koch gestand "Ernüchterung" nach der Schlappe ein: "Wir waren im 1:1 rettungslos unterlegen und haben dann dem Mannschaftskollegen im Gegensatz zu Alba auch nicht geholfen. Und so hast du einfach keine Chance gegen die Berliner, die verdient so deutlich gewonnen haben."
Verdient oder nicht verdient. Das Interesse der Medien richtete sich nach den Statements der Trainer auf den Samstag. Da gibt es um 20 Uhr in der O 2 World ein Ereignis, das möglicherweise unter basketballerischen Aspekten das Wichtigste seit dem olympischen Turnier 1936 hier an der Spree sein dürfte: Alba darf gegen die Dallas Mavericks antreten, NBA-Champion 2011. Der wird in den USA als Klub-Weltmeister gefeiert und genießt wegen des Würzburgers Dirk Nowitzki in Deutschland mediale Vergötterung.
Ob man sich schon auf diesen Freundschafts- und Showkampf vorbereitet hat, wurde Schaffartzik gefragt. Worauf jener cool-professionell entgegnete: "Nein. Das wird ab morgen der Fall sein. Wir waren bisher auf die Dragons fokussiert."
Und auch Obradovic ließ sich kaum zu PR-Sprüchen verleiten. Nein, die Vorbereitung auf die Mavericks sei bisher kein Thema gewesen. Videos habe er noch nicht geschaut. Na ja, außerdem sei es wichtig, auf sich selbst zu schauen und auf das eigene Spiel…
Dallas-Scout Johnson allerdings hatte sich Alba am Sonntag schon mal angeschaut und meinte: "Alba spielt mit sehr viel Einsatz und schließt seine Aktionen gut ab. Das hat mir gefallen."
Normalerweise wäre – wenn Dallas ähnlich engagiert zu Werke geht – eine 20 – 25-Punkte-Niederlage des Bundesligisten zu erwarten. Alba-Sportdirektor Mithat Demirel allerdings hat einen Tipp abgegeben, der Alba relativ knapp verlieren läßt. Könnte zutreffen, denn Dallas hat mit einer neuformierten die Saisonvorbereitung erst begonnen.
Alba, das an den Einnahmen (Tickets ab 70 Euro) im Gegensatz zur NBA, der Euro League und dem Gastgeber O2 World (Anschutz- Entertainment Los Angeles) nicht beteiligt ist, partizipiert über 100 Freikarten hinaus doch am kommerziell-sportlichen Spektakel: Durch einen exklusiven Alba Mavericks Basketballschuh des Ausrüsters adiadas für 199,95 Euro. Und einem Shirt (24,95 Euro) oder einem Schal (17,95) – Marketing und Business made in USA.
Die NBA-Delegation ist am Donnerstag in Berlin gelandet und bezieht wie ein Staatsgast im noblen Adlon am Brandenburger Tor Quartier. Nowitzki und Co. haben dann im Stadtteil Köpenick einen Basketball-Freiplatz eröffnet. Am Freitag und Sonnabend posiert die NBA dann am Potsdamer Platz. Inklusive Cheerleader und Spielern. Sonntag geht es weiter zum zweiten Europa-Gastspiel nach Barcelona.