Zeller, Jahrgang 1958 und geboren in Swakopmund/Namibia, hat hunderte von Bildpostkarten der letzen beiden Jahrhunderte gesichtet. Die millionenfach kursierenden Karten waren das zentrale Massenmedium der visuellen Populärkultur und trugen dazu bei, die Errungenschaften imperialer Politik durchzusetzen und zu legitimieren.
Auf 250 Buchseiten überraschen den Leser knapp 400 repräsentative Postkarten. Der Afrikaner wurde auf diesen Bildpostkarten wahlweise als Witzfigur, posierender Werbeträger, Exot, Untertan oder Träger sexueller Allmachtphantasien gezeigt.
Die spannenden Bilder dokumentieren ein weites Spektrum des deutschen Kolonialismus, aus heutiger Sicht teils furchterregend, schockierend, anstößig und beschönigend.
Ein dichtes Bildwerk des weißen, kolonialen Blicks auf die als minderwertig empfunden Afrikaner, die bis tief in die 60er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland für Werbezwecke und Propaganda missbraucht worden sind.
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Joachim Zeller: Weiße Blicke – Schwarze Körper, Afrikaner im Spiegel westlicher Alltagskultur, 250 Seiten, Sutton Verlag, 2010, 34,90 Euro