Achtbares 2:4 gegen Leverkusen – Youngster VfL Sindelfingen mit vier 15-jährigen Spielerinnen beim DFB-Hallenpokal – Strategische Neuausrichtung sichtbar

Schlusszeremonie bei DFB-Hallenpokal 2014 mit Frauenfußball Mannschaft des VfL Sindelfingen

Keine Spur von Resignation

Die Grünschnäbel  zeigten keine Spur von Resignation oder Überforderung. Sie spielten richtig mit. Natürlich reichte es nicht ganz den Etablierten ein Bein zu stellen, aber Cheftrainer Saban Uzun konnte mit seinen jungen Frauen zufrieden sein. Nach den Trainingseinheiten letztes Wochenende (5.01.) unter Wettkampfbedingung beim 12. Heidenheimer Fußball REPROS Indoor Serie waren sie als REPROS Turniersieger gut auf Kunstrasen eingespielt in die Magedeburger GETEC-Halle einmarschiert.

Bestes Spiel gegen die Werkself

Mit vier gerade 15-Jährigen, mit einer 17-Jährigen, mit zwei 18-Jährigen und zwei 19-Jährigen sowie mit den Ältesten Spielerinnen, der 24-jährigen Torfrau Simone Holder und der 22-jährigen Feldspielerin Stefanie Grimm,  fehlte dem "Mädchen-Aufgebot" natürlich die Erfahrung.erprobter Bundesliga Amazonen. Mit null Punkten und 3:15 Toren landeten die Spielerinnen auf dem letzten Tabellenplatz. Bayer 04 Leverkusen, SGS Essen und Turbine Potsdam erwiesen sich in Gruppe B als zu stark für die junge Sindelfinger Mannschaft. Gruppengegner Potsdam konnte den Titel aus dem Vorjahr durch einen Sieg im Neunmeterschießen gegen den 1. FFC Frankfurt verteidigen. Die beste Leistung zeigte der VfL im ersten Gruppenspiel gegen die Werkself aus Leverkusen.
 
Pfosten verhinderte Punktgewinn

Nach einem 0:3-Rückstand verkürzten Anja Selensky und Michelle Wörner auf 2:3. Nur der Pfosten verhinderte nach einem Schuss von Maximiliane Rall den 3:3-Ausgleich, doch am Ende behielten die Leverkusenerinnen mit 4:2 die Oberhand. Deutlicher wurde es beim 1:5 gegen die SGS Essen. Den Ehrentreffer markierte Julia Schneider. Im letzten Gruppenspiel unterlag der VfL gegen den späteren Turniersieger Turbine Potsdam mit 0:6. Nach zwei überraschenden Niederlagen gegen die SGS Essen und Bayer 04 Leverkusen stand Titelverteidiger Potsdam vor seinem letzten Gruppenspiel mit dem Rücken zur Wand und sah sich genötigt voll aufzudrehen, um nicht den Einzug ins Viertelfinale zu verpassen. Daher war die Höhe des Ergebnisses mit nur 6 Toren gegen die Vollzeitvertragspielerinnen aus Brandenburg geradezu ermutigend.

Fehlende Cleverness

„Für die Spielerinnen war es ein tolles Erlebnis, auch wenn sie sportlich Lehrgeld bezahlen mussten. Die Partie gegen Leverkusen hat gezeigt, dass wir durchaus mithalten können, doch uns in einigen Situationen die Cleverness fehlt“, bilanzierte Saban Uzun. Fazit: der VfL Sindelfingen versteckte sich nicht, sondern spielte mit. Im Spiel gegen die nach den meisten Beobachtern spielerisch besten Turnierelf, den Frauen von Bayer 04 Leverkusden, zeigte sich Sindelfingen auf Augenhöhe. Das erste Pflichtspiel 2014  in der Meisterschaft bestreitet die Uzun-Elf am Sonntag, 23. Februar um 14 Uhr. Gegner im Floschenstadion wird dann der MSV Duisburg sein, der gleichfalls mit seinen Zebras in Magdeburg in der Vorrunde ausschied. Beide Teamswaren in Magdeburg im Gegensatz zu den anderen in Unterzahl erschienen, der MSV mit nur 10 Spielerinnen von zwölf möglichen sowie der VfL mit nur einem 11-köpfigen Kader.

Ehemaliger Jugendtrainer

Jetzt geht es in der Saisonvorbereitung weiter,  schon am Dienstag startet das Training der Youngster  um 19:30 Uhr mit einem Hallentraining im Sindelfinger Stiftsgymnasium, dort im Herzen der Stadt, wo der Breiten- und Leistungssport in vielen Sport-AGs sein zu Hause hat. Für den erst 26 Jahre alten in Tübingen gebürtigen Cheftrainer Uzun ist der VfL die erste hauptamtliche Trainerstation seiner Karriere. „Ich bin der Abteilungsleitung um Martina Schmid und Heike Hofmann sehr dankbar, dass sie mir das Vertrauen geschenkt haben“, freute sich Saban Uzun bei seiner Ernennung in der Silvesterwoche. Damit trat der ehemalige Jugendtrainer im Nachwuchsleistungszentrum des VfB Stuttgart die Nachfolge von Niko Koutroubis an. Koutrobus wurde vom Verein nach fast sechsjähriger Tätigkeit kurz vor Jahresende freigestellt. 

Altersgerechte Ausbildung                                                  

Unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der perspektivischen Ausrichtung im Jugend- und Frauenbereich des Klubs waren die Gründe für die vorzeitige Trennung. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber sind gemeinsam zu der Überzeugung gekommen, etwas verändern zu wollen“, erklärte Schmid den überraschenden Personalwechsel. Sindelfingens Frauenfußballerinnen steuern unter der Regie von Martina Schmid  insgeheim auf eine kollegiale Zusammenarbeit mit den Vereinsstrukturen des Profi-Männer-Lizenzvereins VfB Stuttgart zu. Die ersten Gespräche wurden schon geführt. Zuvor aber wird beim VfL Sindelfingen der Fokus noch mehr als bisher auf der Jugendarbeit und der persönlichen Entwicklung der Spielerinnen liegen. Dabei soll die altersgerechte Ausbildung der Nachwuchs-Fußballerinnen im Vordergrund stehen.

Höhere Durchlässigkeit

„Wir wollen den gesamten Bereich Jugend- und Frauenfußball breiter aufstellen und die Position des sportlichen Leiters soll mehr Gewicht bekommen“, erklärt Martina Schmid. "Das Ziel ist eine höhere Durchlässigkeit in allen Mannschaften. Die neue Philosophie soll unter Berücksichtigung geplanter, wirtschaftlicher Veränderungen konsequent umgesetzt werden. Diesen Weg soll der neue Cheftrainer Saban Uzun gehen."  Die Stimmung nach dem guten Spiel gegen Leverkusen im DFB-Hallenpokal konnte nicht besser sein. Bei  Sindelfingen startete in der Vergangenheit schon so mancher Star seine großer Karriere als deutsche Nationalspielerin. Europameisterin Leonie Maier, jetzt FC Bayern München, und Kim Kulig, jetzt 1. FFC Frankfurt sind nur zwei der Namen. Mit dem neuen Konzept von Abteilungsteilerin Martina Schmid soll Elternhaus, Schule, Berufsausbildung  und Sport ins richtige Gleichgewicht gestellt werden.

So spielte der VfL Sindelfingen im DFB-Hallencup 2014:

VfL Sindelfingen vs. Bayer 04 Leverkusen 2:4
Tore: 0:1 Marith Prießen (4.), 0:2 Carolin Simon (6.), 0:3 Francesca Weber (7.), 1:3 Anja Selensky (9.), 2:3 Michelle Wörner (10.), Laura Widak (12.)

SGS Essen vs. VfL Sindelfingen 5:1
Tore: 1:0 Sara Doorsoun (3.), 2:0 Linda Dallmann (4.), 2:1 Julia Schneider (5.), 3:1 Linda Dallmann (7.), 4:1 Charline Hartmann (9.), 5:1 Vanessa Martini (11.)

1. FFC Turbine Potsdam vs. VfL Sindelfingen 6:0
Tore: 1:0 Jennifer Zietz (4.), 2:0 Tabea Kemme (6.), 3:0 Ada Hegerberg (8.), 4:0 Genoveva Anonma (8.), 5:0 Antonia Göransson (10.), 6:0 Maren Mjielde (12.)

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