Und dann zeigten uns die Finder die völlig unverhofften Funde, es waren Personalakten, Broschüren der Zeitgeschichtlichen Sammlung und Akten des Friedhofsamt aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Und was keiner vermutet hatte zu diesem späten Zeitpunkt: Alles war in einem in gutem Zustand – wie ein Wunder! Gefunden wurden sie bei vorbereitenden Arbeiten für die Errichtung des Bergungsbauwerks in der Apsis. Innerhalb weniger Stunden konnten diese Archivalien von beachtlicher Menge geborgen und damit gesichert werden. Und wie ein weiteres Wunder mutete es alle an, dass diese Archivalien in der Grundwasserwechselzone lagen, und nach mehr als 20 Monate nach dem Einsturz des Stadtarchivs in gutem Zustand sind. Ehrfürchtiges Schweigen machte sich breit: die Geschichte der Stadt Köln ist mit den bisher schon gefundenen historischen Kostbarkeiten, auch wenn manche in schlimmem Zustand sind und aufwendig hergerichtet werden müssen, „fast“ wieder komplett bis auf einiges.
Bei den gefundenen Dokumenten handelt es sich um städtische Personalakten aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie um Akten des Friedhofsamtes und zahlreiche Pläne. Außerdem wurden Broschüren, Festschriften und Bücher der „Zeitgeschichtlichen Sammlung“ geborgen, darunter das Festheft „50 Jahre Gesangsverein Apollo“. Warum diese Funde so gut erhalten sind, wurde damit erklärt, dass sie bislang keinen Kontakt zur Luft hatten, obwohl das Grundwasser ganz nahe war. Um sie weiter zu sichern, werden sie direkt vor Ort mit Frischwasser gereinigt, in Folie eingepackt und in die Gefriertrocknung außerhalb von Köln gebracht. Dort werden sie schockgefrostet bei durchschnittlich minus 30 Grad Celsius und später unter Vakuum aufgetaut. Dabei sublimiert das Wasser in den Archivalien, das heißt es wandelt sich durch das Vakuum sofort vom festen Zustand (Eis) in den gasförmigen Zustand (Wasserdampf). Die Archivstücke werden dadurch getrocknet und müssen im Anschluss noch geglättet und eventuell weiter restauriert und werden. Das bedeutet, dass mögliche Ergänzungen von Fehlstellen bearbeitet werden.
Zur Erinnerung: Als das Kölner Stadtarchiv in der Severinstraße aus bisher noch unerfindlichen Gründen zusammenfiel (WELTEXPRESS berichtete mehrmals), war der Schock weit über Köln hinaus sehr groß, zumal zum großen Bedauern aller zwei Männer nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden konnten. Weil zum Zeitpunkt des Unglücks das Haus geschlossen war, waren nicht noch mehr Opfer zu beklagen. Monatelang haben auch Fachleute und viele freiwillige Helferinnen und Helfer im Schutt mit Gerätschaften und mit bloßen Händen nach den Archivalien gesucht und vieles gefunden und sichergestellt. Doch da und dort fehlt noch einiges. Eine Kölnerin, die am Rande zuschaute meinte: „Da ist sicherlich noch manches zu finden, vielleicht gibt es noch mehr Wunder, wir wohnen schließlich im hillije Kölle“. Die Journalisten und die Stadt gaben ihr Recht und hoffen auch weiter mit.