Nach einer zünftigen Begrüßung durch Käpt’n Bernhard Töpfer am Bootshaus am Klingerweg geht’s mit dem Motorboot auf Tour. Bereits 1850 hatte der Industriepionier Karl Heine in Plagwitz Wasserstraßen anlegen lassen. Heute sind immer mehr Touristen und Freizeitsportler mit Motorbooten, Kanus, Ruderbooten oder Kajaks auf den weitverzweigten Kanälen zu interessanten Entdeckertouren unterwegs. Beeindruckend die sanierte Industriekultur in Plagwitz, viel Leben in den Wassersportvereinen am Ufer, lebhaftes Treiben auch in den originellen Restaurants direkt am Wasser. Da tauchen plötzlich original venezianische Gondeln samt Gondolieri auf – Italien mitten in Leipzig
Wir biegen in den 2,6 km langen Karl-Heine-Kanal ein, der von etlichen imposanten Brücken überspannt wird. Darunter auch das einstige Riverboat-Domizil des MDR-Fernsehens. Nicht weit entfernt ist das Künstler- und Szeneviertel an der Spinnereistraße. Und so ist denn auch die Heimstätte der modernen Malerei der Leipziger Schule mit Neo Rauch als hervorragenden Vertreter das kulturelle Highlight dieser Tour durch die Wasserstadt Leipzig.
Seit Jahren bereits belebt der Touristische Gewässerverbund die über 150jährige wassertouristische Tradition Leipzigs. Was 1835 mit vier öffentlichen Flussbadeplätzen an der Pleiße und der Weißen Elster begonnen hatte, das findet heute seine Fortsetzung in den neu entstehenden Seen im einstigen Braunkohlegebiet, dem Leipziger Neuseenland.
Experte hier ist Karl-Detlef Mai. Er zeigt uns, wie aus Bergbaufolgelandschaften eine neue, attraktive Freizeitregion entsteht. Acht Seen bieten schon jetzt vielfältige Erholungsmöglichkeiten für jung und alt. Den Anfang machte 2000 der Cospudener See, wo man u. a. am Nordstrand baden kann. Im Hafen Zöbigker lädt zudem ein Wassersportzentrum nicht nur zu sportlichen Aktivitäten ein. Wir besuchen den 2007 eröffneten Kanupark am Markleeberger See, die modernste künstlich angelegte Wildwasserstrecke Europas. Hier fanden kürzlich die Junioren und U-23 Europameisterschaften im Kanu-Slalom statt.
Der Kanupark bietet aber auch interessante Angebote für Freizeitsportler. So kann man u. a. auch Wildwasser-Rafting im Schlauchboot erleben. Dank moderner Bootsförderbänder sind für Touristen bis zu zehn Wildwassertouren im Schlauchboot möglich. Neopren-Kleidung und Sicherheitsausrüstung werden für das 2,5stündige Paket „Wildwasser-Rafting“ gestellt. Von Juni bis September wird an den Wochenenden zudem das Power-Rafting für besonders Wagemutige angeboten. Statt 10 schiessen dann 14 Kubikmeter Wasser je Sekunde durch den Kanal und sorgen somit für eine noch schnellere Fahrt.
Am 21. August lädt der Kanupark Nachtschwärmer zum einzigartigen „Nacht-Rafting“ unter Scheinwerferlicht ein. Gefragt sind auch die Wildwasser-Kajak-Schule u. a. mit einem „Kenterrollen-Kurs“ sowie Hydrospeed-Touren. Die Wettkampfstrecke ist 270 Meter lang und weist einen Höhenunterschied zwischen Start- und Zielbecken von 5,20 Meter auf. Mittels Pumpen kann das Wasservolumen pro Sekunde zwischen vier und 19 Kubikmeter variieren. Zum Baden laden im ehemaligen Tagebau das Strandbad Markleeberg-Ost, der Wachauer Strand und die idyllische Auenhainer Bucht ein. Die kann man übrigens mit dem Solarshuttle „Solaria 1“ bequem von der Seepromenade Markleeberg-Ost erreichen. Wer`s sportlich mag, der kann den Markleeberger See auch auf einem 9,2 km langen Rundweg per Pedes, Rad oder mit Inlineskates umrunden und dabei viel Interessantes entdecken.
Zu einem deutschlandweit einzigartigem Erlebnis zu Land und zu Wasser lädt erstmals in diesem Jahr das Krystallpalast-Variete Leipzig am Störmthaler See ein. Mit einem original amerikanischen Amphibienfahrzeug geht’s zwei Stunden durch die ehemalige Tagebaulandschaft Espenhain, Picknick inclusive. Eine neue Attraktion bietet auch der größte Freizeitpark der neuen Länder BELANTIS mitten im Neuseenland. Die 32 Meter hohe Achterbahn „Huracan“ zählt mit einer Neigung von 95 Grad zu den steilsten Achterbahnen der Welt. Nicht nur zum beschaulichen Flanieren lädt dagegen Schloss Güldengossa, das Barockjuwel im Leipziger Neuseenland, ein. Das nach historisch-detailgetreuer Restaurierung 2008 wiedereröffnete Schloss mit dem fast 60 000 m/2 großen Schlosspark lädt ebenso wie das Café im Palmenhaus in der einstigen Orangerie zu vielfältigen Veranstaltungen, Feiern und Hochzeiten ein. Die von Karl-Detlef Mai seit 1998 organisierten Phönix-Touren „Vom Bergbau zur Seenplatte“ starten von April bis November an jedem Samstag ab 9 Uhr in der Goethestraße am, Leipziger Hbf. (www.rundum-leipzig.de).
Bürgermeister Heiko Rosenthal und Beigeordneter für Umwelt, Ordnung, Sport der Stadt Leipzig, freut sich schon auf den 20. August. Dann wird der sogenannte Kurs 1 eröffnet, der erstmals eine Schiffsverbindung vom neuen Stadthafen zum Cospudener See ermöglicht. Zum Einsatz kommen dann die speziell für die Gewässer der Region entwickelten LeipzigBoote. Sie haben geringen Tiefgang und einen emissionsarmen Antrieb. Neben dem Familienboot für vier bis sechs Personen wird es auch Boote für bis zu 18 Personen geben.
Der Leipziger Stadthafen wird künftig das Herzstück des Touristischen Gewässerverbundes sein. Bis zum Jahr 2012 soll der 620 m lange Verbindungskanal zwischen dem Karl-Heine-Kanal und dem Lindenauer Hafen hergestellt sein. Dann könnte auch der Traum einer Anbindung der Wasserstadt Leipzig an die Weltmeere Wirklichkeit werden. Dazu muss allerdings u. a. der Elster-Saale-Kanal über einen Durchstich (75 m) mit dem Lindenauer Hafen verbunden werden. Die Vision „von der Elster an die Alster“ könnte dann Realität werden.
Doch zunächst feiern die Leipziger und ihre Gäste erst einmal vom 20. – 22. August ihr nun schon traditionelles Wasserfest u. a. mit der Eröffnung des neuen Stadthafens und dem 4. Pappbootrennen im Kanupark Markleeberg. Leipzig ahoi!