Berlin, Deutschland (Weltexpress). Auf die Frage an den britischen Außenminister, was der Kern seiner Aufgaben sei, antwortete dieser: „Es ist in allen Fällen, die Interessen des Vereinigten Königreiches ihrer Majestät zu vertreten.“
Bundeskanzler Scholz hatte vor seinem Besuch in Warschau bei seiner Vereidigung im Bundestag gerade die vorgeschriebene Eidesformel klar und deutlich abgelesen und damit, wenn auch ohne Gottesanrufung, als seinen Auftrag akzeptiert: „…meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden…“ Das gilt nun auch gegenüber Polen!
Auf die Reparationsforderungen des polnischen Regierungschefs Morawiecki antwortete er, daß diese Frage rechtlich geklärt sei, d.h. im Klartext: Deutschland wird keine Reparationen leisten!
Man muß in diesem Zusammenhang allerdings bemerken, daß bisher von keiner deutschen offiziellen Stelle, auch nicht von Olaf Scholz, die Annexion von Hinterpommern, halb Ostpreußens sowie ganz Schlesiens und die Vertreibung der dortigen deutschen Bevölkerung erwähnt wurde.
Diese völkerrechtswidrigen Maßnahmen dürfen nicht einfach vergessen werden.
Sie waren auch keine den Polen auferlegte Handlung durch die Alliierten, sondern Forderungen, die längst vor dem Zweiten Weltkrieg in Warschau kursierten und damit eine Erfüllung polnischer Träume.
Reparationen? Wenn schon, dann sind diese mit den genannten polnischen Maßnahmen mehr als erfüllt worden.
Als jemand, der als Kind die brutale Vertreibung selbst erlebt hat, will ich nicht zulassen, daß diese aus der Geschichte gelöscht wird.
Beide Völker, Deutsche und Polen waren Täter und Opfer zugleich. Es ist so, wie es der polnische Historiker Jan Jozef Lipski einmal formuliert hat: „Wir müssen uns gegenseitig alles sagen unter der Bedingung, daß jeder über seine eigene Schuld spricht. Wenn wir dies nicht tun, erlaubt uns die Last der Vergangenheit nicht, in eine gemeinsame Zukunft aufzubrechen.“
Anmerkung:
Wir müssen uns alles sagen, Deutsch-Polnischer Verlag, Seite 153, Warschau 1998