Im Bistum Augsburg herrscht Entsetzen: Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrats, Helmut Mangold, spricht von einem „Super-GAU“. Der 69-jährige Mixa, der jahrelang mit zugespitzten Äußerungen über Frauen als „Gebärmaschinen“ und über die Mitschuld an Missbrauchsfällen von sich reden gemacht hat, reichte am 21. April seinen Rücktritt bei Papst Benedikt XVI. ein. Lange Zeit leugnete er die Prügel-Vorwürfe, die gegen ihn geäußert wurden und versicherte „reinen Herzens“, niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Räumte er dann später ein, „die eine oder andere Watschn“ ausgeteilt zu haben kamen nun erdrückende eidesstattliche Versicherungen ehemaliger Heimkinder hinzu, in denen erklärt wurde, sie seien zwischen 1975 und 1996 brutal geschlagen worden. Der Vorwurf eines sexuellen Missbrauchs nun, konnte Mixa offenbar nicht mehr auf seinem Bischofssitz halten. Die Ermittlungen beziehen sich auf einen Fall aus Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt zwischen 1996 und 2005. Zum ersten Mal richten sich damit Missbrauchsvorwürfe gegen einen amtierenden deutschen Bischof.
Aber das ist ja noch nicht alles. Mixa wird weiterhin vorgeworfen, jahrelang namhafte Beträge von Stiftungsgeldern zweckentfremdet zu haben. Auf Kosten einer Waisenhausstiftung soll er Wein, Geschenke an Priester, Kirchenteppiche und einen goldenen Bischofsring gekauft haben. Ohnehin galt er schon lange in der katholischen Kirche eher als Spalter denn als Versöhner und die Zahl der Kirchenaustritte in seinem Bistum erhöhte sich drastisch.
Aufgrund bundesweiter Rufe nach einem Rücktritt Mixas hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Augsburger Würdenträger wenige Wochen vor dessen 40-jährigem Priesterjubiläum öffentlich zu einem Amtsverzicht aufgefordert. Dies gilt als bisher einmaliger Fall in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in Deutschland. Noch am selben Tag hatte Mixa dem Vatikan sein Rücktrittsgesuch zugestellt mit dem Kommentar, er wolle Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang ermöglichen.
Noch am Freitag äußerte sich die Deutsche Bischofskonferenz nicht zu den Vorermittlungen. Der Sprecher der Bischofskonferenz in Bonn, Matthias Kopp, erklärte: „Es gibt von uns keine Stellungnahme“. Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth forderte eine „schnelle und lückenlose Aufklärung“ des Missbrauchsverdachts gegen Mixa“. Es sei zu begrüßen, dass die Staatsanwaltschaft ermittle und diesem Verdacht konsequent nachgehe. „Wenn sich die jetzt erhobenen Vorwürfe bestätigen, dann zeugt das von einer nicht für möglich gehaltenen moralischen Verkommenheit und bodenlosen Scheinheiligkeit“.
Mixa habe im engen Bündnis mit dem „erzreaktionären Augsburger Medienunternehmer Dirk-Herman Voß“ jahrelang seine „menschenverachtende Keule gegen Andersdenkende geschwungen“, kritisierte Roth. „Scheinheilig“ sei er als Beschützer von Kindern und scheinbar christlichen Familienwerten aufgetreten und habe dabei „Frauen moralisch eingeschüchtert und beleidigt“.
Sollte Mixa aus seinem Amt entlassen werden, hat er Anspruch auf 5 600 Euro Pension (B6 Besoldungsgruppe). Man spricht bereits davon, dass Mixa sich im Entlassungsfall in ein Kloster zurückziehen und öffentlich nicht mehr in Erscheinung treten werde.