St. Gilgen, Österreich (Weltexpress). Mozart und Wolfgangsee – zwei Namen, die für alle Zeiten untrennbar miteinander verbunden sind. Der große Komponist und das unwirklich türkis schimmernde Gewässer im Salzkammergut haben denselben Namensgeber: Bischof Wolfgang, der als Einsiedler auf einen Felsen oberhalb des Sees lebte. Glaubt man der mittelalterlichen Legende, kam ihm eines Tages die Eingebung, ein Beil ins Tal zu werfen und genau an der Stelle des Auftreffens eine Kapelle zu bauen. Heute steht an jenem Ort die Wallfahrtskirche von St. Wolfgang.
Ein paar Kilometer weiter, in Sankt Gilgen am nördlichen Seeufer, verbrachte Anna Maria Walburga Pertl ihre ersten Lebensjahre, die Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart. Ihr Vater wurde als Richter aus Salzburg hierher versetzt und ließ das Gerichtsgebäude am Seeufer erbauen. Dort kam Anna Maria am 25. Dezember 1720 zur Welt, vor genau 300 Jahren.
Nach dem Tod ihres Vaters zog Anna Maria mit Mutter und Schwester nach Salzburg, wo die drei sehr ärmlich von Handarbeit lebten. Später heiratete sie den Hofkomponisten Leopold Mozart, dem sie sieben Kinder schenkte. Jedoch überlebten nur das „Nannerl“ und das fünf Jahre jüngere „Woferl“, der spätere Komponist. Der Knabe wurde 1756 auf den Namen Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart getauft, wobei der Rufname Wolfgang den erwähnten Bischof ehrt.
Mozarts Großvater, der Richter aus Sankt Gilgen, war musikalisch gewesen. So ist es durchaus möglich, dass Wolfgangs Begabung nicht nur vom komponierenden Vater, sondern auch aus der mütterlichen Linie stammt.
Mozarts Mutter wird als liebevoll und großzügig beschrieben. Sie war gebildet, interessierte sich sehr für Kunst und Musik. Dass sie Lesen und Schreiben konnte, war für Frauen ihrer Zeit nicht selbstverständlich.
1777 reiste der 21-jährige Mozart in Begleitung seiner Mutter nach Paris. Er hoffte, dort eine Anstellung oder zumindest Auftraggeber zu finden. In Paris wurde die Mutter jedoch krank und starb. Ihr Tod erschütterte den jungen Komponisten sehr.
Es ist eine eigentümliche Fügung, dass Mozarts Schwester „Nannerl“ ihrerseits von Salzburg nach St. Gilgen zog: Sie heiratete dort den ortsansässigen Richter, also einen Amtsnachfolger ihres Großvaters. Dass Nannerl, eine hochgebildete und kultivierte Frau, in einer Gemeinde von Bauern und Fischern versauerte, bedeutete für sie ein großes Unglück. Zumal der Richter 15 Jahre älter war und fünf Kinder aus zwei früheren Ehen im Schlepptau hatte. Nannerl sollte ihren Bruder um fast vier Jahrzehnte überleben. Sie starb 1829.
Das Mozarthaus in Sankt Gilgen existiert noch heute. Es steht mittlerweile unter Denkmalschutz und beherbergt das Museum „Mozarthaus“.